ahavta - begegnungen im Jahre 5782
Vorgestern und gestern, am 1. und 2. Tischri 5782, feierten Juden das Neujahrsfest. Sie wünschten sich schana towa umetuka, „ein gutes und süßes Jahr“. Symbolisch wird der Wunsch durch verschiedene Leckereien dargestellt. Gemeinsam werden Apfelstücke in Honig getaucht, dahinter steht der Wunsch nach einem süßen, das meint positiven und fruchtbaren Jahr. Der Granatapfel erinnert mit seinen vielen süßen Kernen an die zahlreichen Gebote der Tora, die man im kommenden Jahr halten möchte.
Die folgenden Tage bis zum 10. Tischri, dem Versöhnungstag Jom Kippur gilt der Wunsch chatima towa, „eine gute Besiegelung“. An diesem Tag wird entschieden, ob die Entscheidung, ins „Buch des Lebens“ eingeschrieben zu werden, die an Rosch Haschana getroffen wird, an Jom Kippur besiegelt wird. Bis dahin ist noch Zeit umzukehren, sich von falschen Wegen abzuwenden und Gott um sein Erbarmen zu bitten. Denn Gottes Ziel ist nicht, die Sünder zu strafen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, sich wieder zum Guten zu wenden.
Mehr über die religiöse Bedeutung der Zeit der „hohen Feiertage“ liest du im ahavta-Magazin.
In den Tagen, die Jom Kippur vorausgehen, sind Juden aufgefordert, andere Menschen, gegen die man während des Jahres, subjektiv oder objektiv, falsch oder zumindest nicht korrekt gehandelt hat, zu versöhnen. Man ist angehalten, seine zwischenmenschlichen Beziehungen in Ordnung zu bringen. Dabei heißt Versöhnung ausdrücklich nicht, etwas vergessen, gar ungeschehen zu machen. Es soll aber der Wille gezeigt werden, trotz allem den weiteren Weg im Frieden gehen zu wollen. Voraussetzung dafür ist das Eingeständnis des falschen Tuns, gefolgt durch Reue, Verhaltensänderung und, soweit möglich und notwendig, Wiedergutmachung.
Erst anschließend kann man sich an Gott wenden. Mit dem Sündenerlass ist also im neuen Jahr ein Neuanfang ohne Lasten der Vergangenheit möglich – sofern man diesen Weg beschreitet.
Am Sonntag nach dem Schabbat Schuwa, dem Schabbat der Umkehr und Reue, am 12. September um 18 Uhr, erläutert Dr. Yuval Lapide den Sinn und die Bedeutung von Jom Kippur. Du kannst bei der Begegnung mit mir als Premiere bei YouTube dabei sein. Lass dich schon jetzt an das Ereignis erinnern:
Was das meint und welche Folgerungen sich daraus ergeben, erläutert Aviv Eisenband vom Jüdischen Nationalfonds JNF-KKL in einem Zoom-Webinar ebenfalls am Sonntag um 18 Uhr.
In einem Pilotprojekt ermöglicht der Staat Israel ab 19. September touristischen Reisegruppen zwischen 5 und 30 Personen wieder die Einreise ins Land – sofern alle Teilnehmer in den letzten sechs Monaten vollständig geimpft wurden und sie zusätzliche Tests auf sich nehmen.
Ein Anfang für neues Reisen nach Israel wird also gemacht, wenn auch der Weg hin zu einer Normalität noch andauern wird.
500 Beter fasste sie einst, die prächtige Synagoge, welche die jüdische Gemeinde 1884 am Kartäuserring einweihen konnte. Ihr Bau war ein Meilenstein für die deutsch-jüdische Geschichte der Stadt: Die wachsende Gemeinde, deren Mitglieder nun endlich die politische Gleichstellung erreicht hatten, war ein Teil des gesellschaftlichen Aufbruchs am Ende des 19. Jahrhunderts geworden, der Erfurt zu einer modernen Großstadt aufsteigen ließ.
Nur 54 Jahre später war die Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht 9./10. November 1938 der Beginn der Vernichtung des jüdischen Lebens in der Stadt.
Eine jetzt im Themenjahr Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen fertig gestellte virtuelle Rekonstruktion des Baus nutzt die Gelegenheit, das jüdische Gotteshaus in seinem historischen Zustand erlebbar zu machen, mit einer multimedialen Wissensvermittlung jüdischen Lebens zu verbinden.
Hier kannst du selbst am Computer die Synagoge betreten und an acht „Wissensstationen“ Halt machen:
Wenn deine technischen Möglichkeiten die Wiedergabe der virtuellen Rekonstruktion nicht erlauben sollten, wirst du doch den Film darüber sehen können:
Für heute grüßt dich
herzlich, Dein Ricklef