ahavta - begegnungen sagt Reuven Rivlin Schalom & Toda
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Was David Rokeah in seinem Gedicht „Paul Celan“ über den Dichterfreund schrieb;
warum Judenfeindschaft „unmöglich“ ist;
wie Gabriel Strenger den 119. Psalm auslegt;
was in der fünften Gesprächsrunde „unter dem Feigenbaum“ gesagt wurde.
Als Hommage an Israels scheidenden Präsidenten hat die Malka Brauerei in Zusammenarbeit mit dem beliebten „Hipstory“-Karikaturisten Amit Shimoni ein Ruvi-Bier in limitierter Auflage herausgebracht. Das Flaschenetikett stellt Rivlin mit Strohhut und gelb gestreiftem Poloshirt vor; auf seiner Brust und seinem Arm sind Tätowierungen zu sehen. Die Edition lässt ahnen, wie angesehen Rivlin in seinem Amt gewesen ist.
Gestern wurde jedoch auch ein würdigeres Abbild des Staatspräsidenten eingeweiht.
Die Inschrift unter der Büste lautet mit einem Wort Rivlins:
Ohne die Fähigkeit zuzuhören, gibt es keine Fähigkeit zu lernen. Ohne die Fähigkeit zu lernen, gibt es keine Fähigkeit etwas zu bessern.
Er identifizierte vier große „Stämme“ innerhalb der israelischen Gesellschaft – säkulare, national-religiöse, ultra-orthodoxe und arabische Israelis – und er versuchte, eine größere Harmonie zwischen ihnen zu fördern. Er sprach sich für marginalisierte und gelegentlich schikanierte Bevölkerungsgruppen aus und warnte vor parteiischen gegenseitigen Diffamierungen. Dabei ging er gelegentlich bis an die Grenze seiner überwiegend zeremoniellen Rolle des Staatspräsidenten – so etwa, als er im Frühjahr Benjamin Netanjahu mit den Worten „Ich fürchte um mein Land“ anging.
Eigentlich würden Deutschland solche Worte und ein solcher die Versöhnung im gesellschaftlichen Dissens suchender Präsident auch gut zu Gesicht stehen… (siehe dazu unten Ulrich Sahms Artikel) Umso wichtiger, dass Israel diesen hatte!
Das zeigen auch die Sätze, die Jizchak Herzog als erstes an seinem neuen Schreibtisch in einem Brief, den ihm Rivlin geschrieben hatte, zu lesen bekam:
In den kommenden sieben Jahren wirst du die Männer und Frauen kennenlernen, die Bürger Israels sind. Ich sage dir schon jetzt, du wirst sie alle umarmen wollen. Du wirst mit ihnen weinen und mit ihnen lachen wollen. Mit ihnen aufgeregt sein…
Unter den 'Stämmen' (Israels), im Schatten der Kontroversen und Brüche, wirst du mutige Menschen finden, die nicht nur über das „Miteinander“ sprechen, sondern es leben. Tag um Tag und Stunde um Stunde. In ihren Häusern leben Rechte und Linke, Juden und Araber, Alteingesessene und neue Einwanderer, Religiöse und traditionell Lebende, Junge und Alte. Menschen aller Glaubensrichtungen, Bereiche und Ethnien. Alle sind sie Israelis. Schön, aufschlussreich und großzügig. Und was für ein Herz sie haben, nicht mit Worten zu beschreiben!
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war vom 30. Juni bis 2. Juli auf Einladung seines Amtskollegen Reuven Rivlin zum Staatsbesuch in Israel. Er war damit der letzte Staatsgast in Rivlins Amtszeit – nicht nur ein Zeichen der Freundschaft zwischen den beiden Staatsoberhäuptern, sondern auch für den Stellenwert der deutsch-israelischen Beziehungen.
Die „Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem sind zwar gut, aber nicht ganz frei von Eintrübungen“, merkte freilich die NZZ an. Der Grund: „Das offizielle Deutschland neigt dazu, die Welt belehren zu wollen. Auch Israel bleibt davon nicht verschont“.
Kritischer noch äußerte sich der Journalist Ulrich Sahm und schrieb gar von einer „diplomatische(n) Blamage“.
Am kommenden Sonntag wird ahavta+ die ersten Insider-Einblicke in mögliche Linien einer Iran-Politik des neuen israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett geben.
Die palästinensische Autonomiebehörde steht hingegen mit einer immer mehr versteinernden und autoritären Politik mehr und mehr mit dem Rücken zur Wand. Ihr innenpolitischer Spielraum wird nach dem Tod des Regierungskritikers und Oppositionellen Nizar Banat immer kleiner. Banat wurde am 24. Juni von mehreren Sicherheitskräften der Palästinensischen Autonomiebehörde verhaftet und nach Augenzeugenberichten mit Schlagstöcken minutenlang zusammengeschlagen; wenig später starb er unter bis heute nicht aufgeklärten Umständen. Selbst sein Grabredner, der Journalist Alaa Rimawi wurde nach der Beisetzung verhaftet.
Die folgenden Demonstrationen in der West-Bank waren die bdeutsamsten seit Jahren. Ob die Legitimitätskrise der Autonomieverwaltung sich zu mehr auswachsen kann, fragt ahavta+ am kommenden Sonntag.
Außerdem schauen wir nach, wie die Situation der Hamas im Gaza-Streifen sieben Wochen nach dem Waffenstillstand im israelisch-palästinensischen Konflikt ist und was sie für Israel bedeutet.
Für heute grüßt dich
herzlich, Dein Ricklef