ahavta - begegnungen sprach mit Joram Oppenheimer
Beim dritten großen Terroranschlag innerhalb einer Woche starben in dem Ort Bnei Brak nahe Tel Aviv zwei jüdische und ein arabischer Israeli sowie zwei ukrainische Staatsbürger. Täter war vorgestern Abend laut Polizei ein Palästinenser aus einem Dorf im Westjordanland, der sich illegal in Israel aufhielt. Niemand hat sich bislang zu der Tat bekannt, jedoch gab es in Jenin eine Freudenkundgebung und Süßigkeiten wurden an die Passanten verteilt.
Der erste Anschlag hatte sich am Dienstag der vergangenen Woche ereignet, als ein arabischer Israeli, der sich zuvor zur Unterstützung von ISIS bekannt hatte, nach Angaben der Polizei vier Israelis in Beer Schewa tötete.
Am Sonntag erschossen die Angreifer, die von der Polizei als zwei Männer aus der arabischen Stadt Umm al-Fahm identifiziert wurden, zwei Israelis in Hadera. ISIS bekannte sich wiederum zu dem Anschlag.
Die ersten beiden Vorfälle schockierten die israelische Gesellschaft besonders, weil vom islamischen Staat inspirierte Anschläge in Israel eher selten waren und die Angreifer die israelische Staatsbürgerschaft hatten.
Das UN-Netzwerk für Lösungen zur nachhaltigen Entwicklung erstellt jedes Jahr den sogenannten „Glücksreport“. Dieser versucht zu erklären, warum manche Länder besser als andere abschneiden. Er untersucht Faktoren wie das Bruttoinlandsprodukt, die Lebenserwartung oder Freiheit bei Lebensentscheidungen.
Israel kam jetzt auf Platz neun, verbesserte sich um drei Ränge und steht das erste Mal unter den ersten. Demnach sind die Israelis auch glücklicher als die Deutschen: Diese befinden sich auf Platz 14.
Israelische Forscher meinen, ausschlaggebend seien die starken sozialen Bindungen in Familie und Freundschaft, die man in Israel finde. Es gebe ein starkes gegenseitiges Vertrauen. Auch der Armeedienst bringe sehr unterschiedliche Menschen nahe zusammen und fördere Zusammenhalt. Dazu kommt freilich auch das relativ hohe Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, das zu einem hohen Lebensstandard führt.
Die Außenminister Israels, der Vereinigten Staaten und von vier arabischen Staaten – Ägypten, Marokko, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) – kamen zu Beginn der Woche zu einem Treffen in dem israelischen Kibbuz Sde Boker zusammen. Ein symbolträchtiger Ort! David Ben Gurion und seine Ehefrau Paula waren Mitglieder dieses Kibbuz. Die Negev-Wüste sah der erste Ministerpräsident Israels stets als Ort einer blühenden Zukunft für den jungen Staat.
Eine solche Konferenz, noch dazu an solchem Ort, wäre noch vor wenigen Jahren kaum denkbar gewesen. Ermöglichendes und einigendes Band auf der Grundlage der von Präsident Donald Trump initiierten „Abraham-Abkommen“ war die gemeinsame Haltung zum anstehenden Atomabkommen mit dem Iran.
Der Vertrag würde nämlich die Freigabe von mehr als 90 Milliarden Euro an das iranische Regime bedeuten, zusätzlich zu den mindestens 50 Milliarden Euro pro Jahr, die es durch den dann wieder erlaubten Erdölverkauf erlösen würde. Israel wie auch die an dem Treffen beteiligten arabischen Länder (und mindestens zwei weitere) fürchten, dass der Iran diese Mittel für seine Aktivitäten in der Region und zur Bewaffnung seiner Stellvertreter-Staaten und -Gruppen verwendet. So äußerten sich alle Außenminister besorgt über die regionalen Folgen des Atomabkommens – ganz abgesehen von der Möglichkeit für den Iran, schneller die Anreicherung von Uran auf das militärische Niveau von 90 % zu bringen.
Über die genannten Themen sprach ich gestern mit Joram Oppenheimer in Israel. Ein drittes Thema waren der Tod und die Beisetzung von Rabbiner Chaim Kaniewski, der am 18. März im Alter von 94 Jahren in Bnei Brak verstorben war. Er genoss im orthodoxen Judentum das höchste Ansehen. Etwa eine halbe Million Menschen nahm Abschied. Was bedeutet der Verlust dieses großen Gelehrten für die charedische Gemeinschaft in Israel?
Als Podcast kannst du unser Gespräch überall dort hören, wo es Poscasts gibt:
Ein Podcast von ahavta - Begegnungen
Unter diesem Titel erscheint in diesen Tagen im Verlag Grünewald ein Band, der jüdische und muslimische Positionen und Argumente zu Themen wie Sterbehilfe, Schwangerschaftsabbruch oder geschlechtsverändernde Operationen vorstellt. Autoren sind Jehoschua Ahrens, Rana Alsoufi und Mira Sievers.
Hier kannst du das Inhaltsverzeichnis des interessanten kleinen Buches laden:
Zwischen Leben und Tod. Medizinethische Beiträge aus Judentum und Islam
Am Donnerstag, dem 7. April, um 19.30 Uhr, stellen die Autoren ihr Werk im „Haus am Dom“ in Frankfurt vor. Die Veranstaltung wird im Livestream übertragen. Du kannst dich schon jetzt daran erinnern lassen:
Der Weg der Chessed: Liebe als Mitgefühl
So nennt Rabbiner Jonathan Sacks den sechsten seiner „Zehn Wege zu Gott“. Er stellt in Aussicht: „Eine Gemeinschaft, die auf Chessed basiert, ist ein Ort der Gnade, an dem sich jeder geehrt fühlt und jeder zu Hause ist.“ Weiterlesen…
Was ist eine „Bar Mizwa“?
Der Frankfurter Rabbiner Andrew Steiman erläutert in der Reihe „Frag den Rabbi!“ die spirituelle Volljährigkeit im Judentum. Anschauen…
Eine Synagoge für Babyn Jar
In Babyn Jar ermordeten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD an nur zwei Tagen des September 1941 mehr als 33.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder.
Vor einigen Monaten hat der in Basel und Köln tätige Architekt Manuel Herz dort eine zutiefst beeindruckende bewegliche Synagoge errichtet. Mehr erfahren…
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