ahavta - begegnungen zeigt dir das Wunder der Freiheit
„Chanukka ist das Fest der Wunder. Und wir, die Bürger, die im Staat Israel leben, arbeiten für dieses Wunder“
Am Abend wird von Jüdinnen und Juden das fünfte Licht auf dem Chanukka-Leuchter entzündet werden. Deshalb ist nach der Themenausgabe von ahavta+ zum Lichterfest am vergangenen Sonntag auch heute vom Chanukka-Fest die Rede. Nämlich, was es für die Freiheit bedeutet.
Außerdem:
ein Rezept für Sufganiot, die Chanukka-Krapfen
ein Kommentar zu den Aussagen zu Israel und jüdischem Leben im Koakitionsvertrag der „Ampel“
Chanukka in Israel
„Chanukka ist das Fest der Wunder. Und wir, die Bürger, die im Staat Israel leben, arbeiten für dieses Wunder.“ Das schrieb der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett am Tag, als er das erste der acht Öllichter der Chanukkia vor der Kotel (Westmauer des einstigen Tempels) anzündete. Seine Regierung hat zwar noch manche Bewährungsprobe vor sich, doch trotz immer neuer, teils gewaltsamer, Provokationen, die das Zusammenleben der Religionen im jüdischen Staat stören sollen, ist das festlich geschmückte Stadtbild Haifas beinahe ein Beweis für ein heutiges Wunder.
Wer genau hinsieht, erkennt rechts neben dem Chanukka-Leuchter ganz im Hintergrund den Bahá’í-Tempel. Nicht nur diese Religion des Friedens, wie sie sich nennt, hat ihren Platz in Haifa und in der israelischen Gesellschaft, sondern neben dem Judentum eben auch die Christen und Muslime, die in Israel leben. Diese Freiheit ist es, für die das ursprüngliche Chanukka steht.
Chanukka 1948 – Verlorene Heimat und neue Freiheit in Israel
Am 30. November wurde in Israel der seit 2014 jährliche „Gedenktag an die Flucht und Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern und dem Iran“ begangen (יום לציון היציאה והגירוש של היהודים מארצות ערב ומאיראן) . Bis 1948 lebten über 850.000 Juden in der arabischen Welt und in Persien, ihre Familien teilweise seit vielen Jahrhunderten. Heute sind in diesen Ländern weniger als 15.000 übrig. Manche emigrierten freiwillig, soweit sie konnten, viele mussten vor Verfolgung und Pogromen fliehen.
Heute, am #JewishRefugeeDay, erinnern wir an die 850.000 Juden, die aus arabischen Ländern und dem Iran vertrieben wurden. Meine Familie floh aus dem Iran, um Religionsfreiheit zu erlangen. Der Iran hat 25.000 Juden vertrieben. Ein großer Teil dieser Juden ging nach Israel. Ihre Leidensgeschichte wird nie vergessen werden.
Chanukka 1991 – Die Freiheit hat gesiegt
Der im vergangenen Jahr verstorbene britische Oberrabbiner Lord Jonathan Sacks זצ”ל schrieb über ein weiteres Freiheitswunder unserer Zeit.
1991 zündete ich mit Michail Gorbatschow, der bis zu diesem Jahr Präsident der Sowjetunion war, Chanukka-Kerzen an.
Siebzig Jahre lang war die Ausübung des Judentums im kommunistischen Russland praktisch verboten. Dies war einer der beiden großen Angriffe auf unser Volk und unseren Glauben im 20. Jahrhundert. Die Deutschen versuchten, die Juden zu töten; die Russen versuchten, das Judentum zu töten.
Unter Stalin wurden die Angriffe brutal. Im Jahr 1967, nach Israels Sieg im Sechstagekrieg, wollten viele sowjetische Juden Russland verlassen und nach Israel gehen. Die Erlaubnis wurde nicht nur verweigert, sondern die betroffenen Juden verloren oft ihre Arbeit und wurden inhaftiert.
In der ganzen Welt setzten sich Juden dafür ein, dass die Gefangenen, die so genannten Refuseniks, freigelassen wurden und das Land verlassen durften.
Schließlich erkannte Michail Gorbatschow, dass das gesamte sowjetische System nicht mehr funktionierte. Der Kommunismus hatte Unterdrückung, einen Polizeistaat und eine neue Machthierarchie gebracht, nicht Freiheit und Gleichheit. Am Ende brach es zusammen, und die Juden erhielten die Freiheit zurück, ihr Judentum zu praktizieren und nach Israel zu gehen.
An jenem Tag im Jahr 1991, nachdem wir gemeinsam Kerzen angezündet hatten, fragte mich Gorbatschow über seinen Dolmetscher, was wir gerade getan hätten. Ich sagte ihm, dass die Juden vor 22 Jahrhunderten in Israel, nachdem die öffentliche Ausübung des Judentums verboten worden war, für ihre Freiheit gekämpft und sie errungen hatten, und dass diese Lichter das Symbol dieses Sieges seien. Und ich fuhr fort: „Vor siebzig Jahren erlitten die Juden in Russland den gleichen Verlust der Freiheit, und Sie haben ihnen nun geholfen, sie wiederzuerlangen. So sind Sie Teil der Chanukka-Geschichte geworden.”
Als der Dolmetscher diese Worte ins Russische übersetzte, errötete Michail Gorbatschow.
Die Chanukka-Geschichte lebt immer noch, inspiriert immer noch und zeigt nicht nur uns, sondern der ganzen Welt, dass trotz der Tyrannei mit Gottes Hilfe am Ende die Freiheit siegen wird.
Chanukka 1932 – das Licht ist stärker
Kiel im Dezember 1932: Rosi Rachel Posner, die Frau des Kieler Rabbiners rückt den Chanukka-Leuchter der Familie auf der Fensterbank zurecht, nimmt ihre Kamera und drückt auf den Auslöser. Das Foto, das dabei entsteht, wird Jahrzehnte später international berühmt. Zufällig leben die Posners direkt gegenüber der Kreisgeschäftsstelle der NSDAP. Und so sieht man den Leuchter im Vordergrund und unscharf im Hintergrund die Hakenkreuzfahne, die aus dem Bürofenster der Nazis hängt.
Als Frau Posner den Abzug bekommt, schreibt sie ein Gedicht auf die Rückseite:
Im Juni 1933 emigriert die Rabbinerfamilie - zunächst nach Belgien, dann nach Israel. Den Chanukka-Leuchter und das Foto der Rabbinerfrau retten die Posners durch alle Wirren. Der Enkel, Yehuda Mansbach, hat den Leuchter der Gedenkstätte Yad WaSchem gestiftet mit der Bedingung: Jedes Jahr vor Chanukka holt er den Leuchter aus der Vitrine, um ihn zu Hause in Beit Schemesch ins Fenster zu stellen und mit seiner Familie das Lichterfest zu feiern.
„Juda lebt ewig!“ erwidert das Licht.
Mehr zum Chanukka-Fest
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Außerdem hatte unser Treffen „unter dem Feigenbaum“ von Johannes Gerloff in Jerusalem am Sonntag das Lichterfest zum Thema:
Perfekte Sufganiot für Chanukka
Außerhalb Berlins sagt man „Berliner“, in Berlin heißen sie Pfannkuchen, manche nennen sie auch Krapfen – in der jüdischen Welt gehört das süße Backwerk an Chanukka, dem Lichterfest, einfach dazu.
Dieses Rezept ergibt etwa 33 kleine Sufganiot:
Zutaten
560 g (4,5 Tassen) Mehl
1 Esslöffel Hefe
2 Teelöffel Salz
70 g (1/4 Tasse + 2 Teelöffel) Zucker
50 g (1/4 Tasse) Butter
2 Eier
1 Teelöffel Vanille
Bis zu einer Tasse Milch
Zur Herstellung des Teigs
1. Mehl mit Hefe, Salz und Zucker mischen, nach jeder Zugabe umrühren.
2. Die weiche Butter in Stücken hinzufügen und mit den Fingern in die Mehlmischung einarbeiten.
3. Eier und Vanille zugeben und unterrühren.
4. Den größten Teil der Milch, aber nicht gleich die gesamte Milch, hinzugeben und zu einem verarbeitbaren Teig verarbeiten.
5. Auf die Arbeitsfläche geben und kneten, bis der Teig glatt und elastisch ist.
6. Eine Kugel formen, in die Schüssel legen und mit Plastikfolie abdecken. 1½–2 Stunden gehen lassen.
Zubereitung mit fertigem Teig:
1. Die Arbeitsfläche bemehlen und den Teig 1 cm dick ausrollen.
2. Mit einer Ausstechform Kreise ausstechen.
3. Auf einem Blech 20 Minuten gehen lassen.
4. Öl auf kleiner Flamme erhitzen, bis es 165 bis 170 Grad Celsius erreicht.
5. In Gruppen von 4-5 Personen braten, 2 bis 2,5 Minuten auf jeder Seite.
6. Aus dem Öl nehmen und in einer großen, mit Papiertüchern ausgelegten Schüssel abkühlen lassen.
7. Mit Marmelade füllen (die Marmelade vor dem Einfüllen in die Spritze pürieren) und mit Puderzucker garnieren. Zum Garnieren einen Tropfen Marmelade auf den Kuchen spritzen. Auch mit anderen Zutaten füllbar Mascarapone-Creme, Schokoladen-Ganache.
Mehr Fortschritt wagen
Das hat sich die „Ampelkoalition“ vorgenommen. Wenn du dir jedoch den Koalitionsvertrag auf Aussagen zu jüdischem Leben und zum Staat Israel hin vornimmst, stellt sich die Frage ein, worin denn bei diesen Themen ein Fortschritt bestehen soll. Innovativ, aber auch konkret ist hier kaum etwas.
Alles Gute für dich und herzlich
Dein Ricklef
PS: Morgen um 14 Uhr spricht Rabbiner Dr. Walter Rothschild das Wort zum Schabbat