ahavta+ beobachtet Feinde Israels und der Juden
In der Tora steht, dass das Böcklein nicht in der Milch der Mutter gekocht werden soll (2. Mose 23,19 und 5. Mose 14,21). Lange haben die Weisen Israels darüber nachgedacht, was das bedeuten könnte und sich darauf geeinigt, dass Milch und Fleisch nicht zusammen zubereitet und gegessen werden sollen. Das ist der Kern der jüdischen Speisegebote. Koscher bedeutet darüber hinaus generell nach der Tora erlaubte Lebensmittel. Doch der Begriff ist noch viel weiter und umfänglicher. Ziemlich kompliziert. Aber Rabbiner Andrew Steiman erklärt es dir anschaulich im Gespräch.
Provozierend fragte das in dieser Woche der israelische Schriftsteller Chaim Noll im Blick auf Deutschland. Er konstatiert „eine verhängnisvolle Duldsamkeit gegenüber islamischem Terror in jeglicher Form“.
Chaim Noll bezieht sich auf Demonstranten, die im Mai dieses Jahres auf zahlreichen anti-israelischen und anti-jüdischen Kundgebungen den Tod von Juden gefordert haben, etwa mit dem Sprechchor „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“, aber auch auf die Feststellung der Erziehungsgewerkschaft GEW, jüdische Schülerinnen und Schülern würden regelmäßig von Mitschülern beleidigt und angegriffen.
„Judenhass, judenfeindliche Übergriffe an deutschen Schulen – bisher wurde darüber, wie auf allgemeine Verabredung, vom offiziellen Deutschland kaum ein Wort verloren.“ Ist es zu weit hergeholt, wenn Noll fragt:
„Ist der Aufruf zum Mord an Juden in Deutschland wirklich strafbar oder nur auf dem Papier? Gibt es geschützte Gruppen, denen er erlaubt wird? Dann wird er bald auf andere übergreifen, auf junge Nazis oder Antifa-Kämpfer, und für Juden in Deutschland wird es wirklich gefährlich. Auch für Deutsche, die sich für sie einsetzen.“
Immerhin schreibt er seinen „Text unter dem Vorbehalt, dass ich ihn zurücknehme (und die Anklagen, die er enthält), sobald man mir Fälle von strafrechtlicher Verfolgung und Verurteilung der judenfeindlichen Hetzer und Brüller nachweist. Bisher habe ich davon nicht gehört oder gelesen.“
Du kannst Chaim Noll selbst fragen, ob er eines Besseren belehrt worden ist – wenn du vom 11. bis 21. Oktober mit mir nach Israel reist. Denn wir werden ihn in seinem Haus am Rande der Wüste besuchen.
Der israelische Premierminister Naftali Bennett hat eine Überprüfung der Iran-Politik Israels eingeleitet. Sie soll vor seinem ersten Treffen voraussichtlich Ende Juli mit Präsident Biden abgeschlossen sein.
Erwägt Bennett, die israelische Politik gegenüber dem Iran in eine neue Richtung zu lenken? Die Frage im Hintergrund ist, ob Israel im aktuellen Szenario – ohne Abkommen und angesichts einer Forcierung des iranischen Atomprogramms – besser dran ist, als wenn alle zur Einhaltung des Abkommens von 2015 zurückkehren. Eine Änderung gegenüber Benjamin Netanjahu scheint bereits klar: Bennett will unbedingt eine öffentliche Auseinandersetzung mit der Biden-Administration vermeiden.
Unterdessen bestätigte die Internationale Atomenergiebehörde in dieser Woche, dass der Iran mit der Produktion von angereichertem Uranmetall begonnen hat – ein wichtiger Schritt in Richtung zu Atomwaffen. Und der Iran hat keinerlei glaubhaften zivilen Bedarf für solches Material. Wie bei den anderen jüngsten Verstößen des Iran gegen das Abkommen von 2015 haben die USA und ihre europäischen Verbündeten derweil nichts unternommen, was über die Veröffentlichung von Erklärungen hinausgeht.
Wenn du mehr über die Politik der israelischen Regierung unter dem Koalitionsschmied Jair Lapid und Ministerpräsident Naftali Bennett erfahren möchtest, schalte dich ein, wenn der Journalist und langjährige Nah-Ost-Korrespondent Ulrich Sahm über die neuesten Entwicklungen berichtet – am Donnerstag, dem 15. Juli 2021, um 20 Uhr.
Die Zugangsdaten: https://us06web.zoom.us/j/91214166020
Meeting-ID: 912 1416 6020, Kenncode: jgd
Am Donnerstag erwähnte ich bereits den Tod des prominenten Kritikers der Palästinensischen Autonomiebehörde, Nizar Banat. Er starb eine Woche zuvor, nachdem er von palästinensischen Sicherheitskräften festgenommen worden war. Mit über 100.000 Facebook-Followern war Banat für seine Videos bekannt, in denen er die PA-Führung, einschließlich Präsident Mahmud Abbas, wegen Betrugs und Korruption kritisierte. In einem seiner letzten Videos hatte Banat die Palästinensische Autonomiebehörde wegen deren Weigerung verurteilt, 1,4 Millionen Corona-Impfdosen von Israel anzunehmen, da ihre Haltbarkeit nicht lange genug währen würde.
Nach Banats Tod kam es zu zahlreichen Demonstrationen.
Die mutmaßliche Ermordung von Banat geschah zu einer Zeit, in der die Legitimität der PA stetig abnimmt. Eine kürzliche Umfrage ergab, dass nurmehr 14 % der Palästinenser die Fatah-Partei von Abbas bevorzugen, während 53 % glauben, dass die Hamas „am ehesten verdient, das palästinensische Volk zu vertreten und zu führen“. Abbas regiert seit mehr als einem Jahrzehnt nur per Dekret, und die PA wird von Korruptionsvorwürfen geplagt. In den letzten sieben Jahren wurden keinerlei Friedensgespräche mehr geführt.
Die Spannungen nahmen zu, als Abbas Anfang des Jahres geplante Wahlen erneut absagte. Seitdem zeigte sich die Autonomieverwaltung immer repressiver – mit wachsenden Verstößen gegen Menschenrechte.
Freilich ist nur die Frage, wann, und nicht, ob Abbas die Präsidentschaft angesichts seines fortgeschrittenen Alters und seines sich verschlechternden Gesundheitszustands abgeben wird. Die Palästinenser könnten dann zum zweiten Mal überhaupt bei Wahlen ihre Stimme abgeben.
„Gehen Sie zurück auf Los! Gehen sie direkt dorthin, ziehen sie keine 4.000 Mark ein!“ So heißt es bei Monopoly. Und auch im Machtkampf zwischen Israel und Hamas. Nach mehr als 4300 Raketenangriffen der Hamas und des Islamischen Jihad, Hunderten von Luftangriffen Israels und fast 300 Toten, die allermeisten Kämpfer im Gaza-Streifen, stehen beide Seiten wieder da, wo sie vor dem Krieg standen. Die Hamas hat zwar schwere Verluste hinnehmen müssen, aber sie ist nicht besiegt. Im Gegenteil, sie inszeniert sich als Sieger, wenn auch der Siegesjubel angesichts der Opfer und der Zerstörungen ziemlich hohl klingt.
Immerhin gelang es der Hamas, den Konflikt in Gaza mit dem Tempelberg in Jerusalem zu verknüpfen. Und sie konnte den Palästinensern in aller Welt angesichts der Schwäche der Autonomiebehörde und der fehlenden Perspektive von Friedensgesprächen beweisen, dass sie sich ihrer Rechte annimmt. Kurzfristig zumindest sind die Sympathiewerte für die Hamas überall in die Höhe geschnellt.
Die jüdischen Israelis zeigen sich im Blick zurück auf die elf Tage der Kämpfe im Mai frustriert. Der Historiker und Publizist Daniel Pipes verweist auf eine Umfrage für das Middle East Forum:
Trotz anhaltender Behauptungen des Erfolgs der israelischen Verteidigungskräfte glaubt nur ein Drittel, dass ihre Seite die Kämpfe gewonnen hat und nur ein Viertel erwartet, dass die IDF den Willen der Hamas zum Weiterzukämpfen gebrochen hat. Mit anderen Worten: Die große Mehrheit erwartete weitere Runden nicht provozierter Angriffe der Hamas auf die Zivilbevölkerung des Landes.
Das Dilemma, das sich in der Befragung zeigte, ist, „dass zwar etwa 80 Prozent der jüdischen Israelis die Hamas und andere Feinde besiegt sehen wollen, aber nur rund die Hälfte dieser Anzahl bereit ist den damit einhergehenden Preis in Form von Raketen, Opfern bei Bodentruppen, internationaler Rügen und anderen Problemen zu zahlen.“ – Keine leichte Aufgabe für die israelische Regierung, diesen Widerspruch aufzulösen!
Im Gespräch mit Israelis werde ich in der Reihe מה המצב – Wie sieht es aus in Israel? auch dieses Dilemma ansprechen. Dazu lade ich dich natürlich ein, wenn es soweit ist.
Für heute aber grüße ich dich
herzlich, Dein Ricklef