ahavta+ feiert Trinitatis
Vor zwei Wochen schrieb ich hier:
„Nie wieder“ sollte von deutschem Boden aus die Verfolgung und Tötung, gar Vernichtung von Jüdinnen und Juden ausgehen. So lautet der in vielen Reden beschworene Konsens. Seit dem Beginn einer unkontrollierten Zuwanderung von Muslimen im Jahre 2015 gibt es eine nicht mehr zu übersehende Bevölkerungsgruppe, die mit diesem Konsens nichts zu tun haben will.
Jetzt äußert sich Stefan Luft, Privatdozent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bremen, in der Neuen Zürcher Zeitung in vergleichbarer, ausführlicherer Weise:
Die deutsche Öffentlichkeit hat sich zu spät für die religiöse Orientierung der «ausländischen Arbeitnehmer» aus islamisch geprägten Regionen interessiert.
Bündnis 90 / Die Grünen brachte es fertig, in einer Pressemitteilung ihrer nordrhein-westfälischen Landtagsfraktion unter dem Titel «Antisemitismus entschlossen entgegentreten» kein einziges Mal Ross und Reiter zu benennen. …ein weiteres Symptom dafür, dass aufseiten der Linken die Denunziation von Islamkritik als «Islamophobie» die Massstäbe verrückt hat.
Dir mache ich den Beitrag zum Download zugänglich.
Der Thüringer Landesrabbiner Alexander Nachama bat in seinem Newsletter kürzlich mit folgendem Hinweis auf die jüdische Tradition um Fragen an ihn:
Im babylonischen Talmud fragt einer der Gelehrten etwas provokativ: „Weshalb hat uns der Rabbi dies bisher nicht erklärt?“ (Megilla 23a). Völlig unabhängig vom Zusammenhang im Talmud, ergeht es uns bestimmt auch manchmal so: Wir verstehen gewisse Dinge nicht und bekommen auch keine Erklärungen. Es heißt weiter im Talmud: „Dieser erwiderte: Ich wusste nicht, dass ihr eine Erklärung braucht. Habt ihr mich denn nach einer solchen gefragt und habe ich sie euch dann jemals verweigert?“
Darum bin ich Rabbiner Nachama zutiefst dankbar, dass er sich meinen Fragen an ihn ebenfalls noch nie verweigert hat. Seine Antworten kannst du dir ansehen. Heute und in Zukunft.
Am heutigen Sonntag feiert die Christenheit das Trinitatisfest. Über dieses informieren die Evangelisch-Reformierte Kirche wie auch die Evangelische Landeskirche in Baden fast gleichlautend:
An Trinitatis feiern Christen die Einheit Gottes in seinen unterschiedlichen Werken: dem Schöpfungswerk des Vaters, dem Versöhnungswerk des Sohnes und dem Vollendungswerk des Heiligen Geistes.
Auffallend ist, dass Gott als Vater ganz auf die Schöpfung, also allein auf die ersten beiden Kapitel des Alten Testamentes reduziert wird. Mit anderen Worten: Sein Handeln an und für und durch Israel kommt nicht vor. Dies ist ein Beispiel für die eklatante Israelvergessenheit unserer Kirchen, die immer noch zu finden ist. Diese hat natürlich weitere Folgerungen: Mit dem Volk Israel wird auch das Handeln Gottes in der Geschichte völlig ausgeblendet – was wiederum nicht folgenlos bleiben kann.
Die Geschichtslosigkeit eignet auch dem Trinitatisfest überhaupt: Anders als Weihnachten, Ostern und Pfingsten ist Trinitatis keinem Ereignis und keinem Text im Neuen Testament zuzuordnen, sondern es ist ein rein auf eine theologische und kirchliche Lehre und Idee bezogenes Fest.
Dabei ist entscheidend, dass sich in Vater, Sohn und heiligem Geist der eine Gott den Menschen mitteilt. Darauf sind auch Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens und ich am Freitag im Gespräch am Rande seines Wortes zum Schabbat kurz eingegangen.
In der kirchlichen Predigt- und Lehrpraxis wurde bis in jüngste Zeit diese Einheit Gottes nicht immer durchgehalten. So etwa, wenn von einem „strafenden Gott“ des Alten Testamentes und einem „liebenden Gott“, der sich in Jesus Christus offenbart hat, gesprochen wird.
Anscheinend erlebten Juden das bereits in den ersten Jahrhunderten. Denn der Midrasch Mechilta deRabbi Jischmael überliefert zu dem Vers 2. Mose 20,2, „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe“:
Wozu ist das gesagt? Weil Gott sich am Schilfmeer als Kriegsheld gezeigt hat, so wie es 2. Mose 15, 3 heißt: „Der HERR ist der rechte Kriegsmann, HERR ist sein Name“. Aber am Berg Sinai zeigte er sich als Alter voller Erbarmen, so wie es 2. Mose 24,9-10 heißt: „Da stiegen Mose und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels hinauf und sahen den Gott Israels. Unter seinen Füßen war es wie eine Fläche von Saphir und wie der Himmel, wenn es klar ist.“ „Ich bin der HERR, dein Gott“ ist also gesagt, um den Völkern der Welt kein Einfallstor zu bieten, um zu sagen, es gäbe zwei Gottheiten. Vielmehr: „Ich bin der HERR, dein Gott“ – Ich, derselbe am Schilfmeer wie in der Wüste; Ich, derselbe in der Vergangenheit wie in der Zukunft; Ich, derselbe in dieser Welt wie in der kommenden Welt – wie es 5. Mose 32,39 heißt: „Sehet nun, dass ich’s allein bin und ist kein Gott neben mir! Ich kann töten und lebendig machen“ und Jesaja 45,4: „Bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten“ und Jesaja 44,6: „Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott“ und Jesaja 41,4: „Wer ruft die Geschlechter von Anfang her? Ich bin’s, der HERR, der Erste, und bei den Letzten noch derselbe.“
Damit ist auch christlich an Trinitatis (fast) alles gesagt…
Nun ist mir Trinitatis also zwischenein gekommen. Denn eigentlich hatte ich ja zugesagt, zu erläutern, warum es wichtig ist, dass Apostelgeschichte 2 sich am Wochenfest ereignet. Doch damit deine Lektüre heute nicht zu lang wird, verschiebe ich das auf nächsten Sonntag – wenn kein Fest ist...
Für heute grüße ich dich
herzlich Ricklef