ahavta+ geht zurück zum Anfang
…reicht das hebräische Alfabet, im Griechischen von Alpha bis Omega, im Deutschen von A bis Zett.
Der zweite Buchstabe im Hebräischen ist das Bet.
Mit dem Buchstaben Bet beginnt in 1.Mose 1,1 die Tora. Be-reschit bara elohim et ha-schamajim we-et ha-arez. Auf Hebräisch fängt die Tora also mit dem 2. Buchstaben des Alfabets an, nicht mit einem Alef.
Da Hebräisch von rechts nach links geschrieben wird und der Buchstabe Bet nach drei Seiten geschlossen und nur in Leserichtung offen ist, lässt sich sagen: Das A bleibt Geheimnis. Von dem erzählt der Text nicht. Die Bibel beginnt mit B. Was vor dem Bet, vor dem Anfang, vor reschit liegt, ist uns verschlossen. Es macht eigentlich keinen Sinn, hinter den Anfang zurück fragen und forschen zu wollen. Was nicht bedeutet, dass es vor dem Anfang nichts gab…
So beginnt das Johannes-Evangelium und nimmt damit ausdrücklich Bezug auf 1.Mose 1,1. Was bedeutet dieser Bezug?
Be-reschit setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: בְּ be = im und רֵאשִׁית reschit = Anfang. Zusammengenommen kann bereschit also mit „am Anfang“ oder „im Anfang“ übersetzt werden. Ebenso gut möglich ist jedoch auch die Übersetzung „durch einen Anfang schuf Gott“: Die Schöpfung beginnt da, wo Gott einen Anfang setzt.
Oder wir übersetzen „mit reschit“ oder „durch reschit“ schuf Gott Himmel und Erde. Der Midrasch macht das tatsächlich so. Und er schaut dabei auf die Verse Sprüche 8,22–30:
Der HErr hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit.
Wer hier spricht, ist die personifizierte Weisheit, die von den Rabbinen generell mit der Tora gleichgesetzt wird. Sie beschreibt ihr Da-Sein noch bevor alles andere zur Existenz kam.
Der Midrasch überträgt nun das reschit aus Sprüche 8,22 in der Bedeutung von „Weisheit“ und „Tora“ auf 1.Mose 1,1. Damit kann er lesen: „Mit Weisheit = mit der Tora schuf Gott Himmel und Erde“.
Von hier aus erschließt sich Johannes 1,1 relativ leicht: „Im Anfang war das Wort“. Und wenn man den göttlichen logos, das Wort, als Wort der Tora interpretiert, dann bedeutet Johannes 1,14: „Das Wort ward Fleisch = Mensch“: Christus ist die Fleisch = Mensch gewordene Tora.
Über die Buchstaben hinaus Hebräisch zu lernen – dazu wollen Johannes Gerloff und ich dir Mut machen. Einige mögliche Wege dazu hat Johannes für dich auf seiner Website zusammengestellt:
In Folge 14 der Videothek jüdischen Lebens habe ich mit Landesrabbiner Alexander Nachama über den magen Dawid, wie der Davidstern im Hebräischen heißt, gesprochen. Er erläutert die Bedeutung der sechs Spitzen und der zwölf Ecken des Sterns, ebenso den möglichen Sinn der beiden übereinander liegenden Dreiecke. Aber weshalb ist das Symbol eigentlich nach König David benannt?
Alle bislang erschienen Folgen der Reihe „Frag den Rabbi!“kannst du unter dem folgenden Link aufrufen:
Ich wünsche dir einen friedlichen Sonntag und grüße dich
herzlich, Dein Ricklef