ahavta+ gratuliert den SchUM-Städten als UNESCO-Welterbe
Das möchte ich gerne von dir wissen. Dazu bitte ich dich, die – wirklich kurze – Umfrage zu beantworten. Herzlichen Dank dafür!
Nach dem Einführungskapitel von Georg M. Langer, Neun Tore. Das Geheimnis der Chassidim. Aus dem Tschechischen übersetzt von Dr. Friedrich Thierberger, 1959 der vergangenen Woche erhältst du heute „Das erste Tor“: „Der Heilige Rabbi Schalom von Bels“.
Der Heilige Rabbi Schalom von Bels
Dem vierten Rebbe der Belzer chassidischen Dynastie, Aharon Rokeach (1880 – 1957) gelang um Haaresbreite die Flucht vor der Gestapo. Im Februar 1944 erreichte er auf abenteuerliche Weise das britische Palästina. In Tel Aviv errichtete er die erste Talmud Tora-Schule im Land.
Im Gegensatz zu anderen chassidischen Rabbinern, die den Holocaust überlebt und es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, ihre verstorbenen Anhänger zu würdigen und von ihren eigenen Erfahrungen zu berichten, sprach Rokeach niemals über die Belzer Chassidim, die während des Krieges gestorben waren, insbesondere nicht über die Mitglieder seiner eigenen Familie. Der Rabbiner und Autor Arthur Hertzberg, ein Nachkomme von Belzer Chassidim, erklärte dies so:
Der Rabbiner hatte nicht ein einziges Mal eines der vorgeschriebenen Gebete (Jiskor und Kaddisch) für seine Frau und seine Kinder gesprochen, weil diejenigen, die von den Nazis getötet worden waren, allein weil sie Juden waren, von transzendenter Heiligkeit waren; sie waren jenseits unseres Verständnisses. Jedes Wort, das wir über sie sagen könnten, wäre irrelevant und vielleicht sogar eine Entweihung ihres Andenkens.
Derzeit wird wieder viel über die Frage der Einzigartigkeit der Schoa debattiert. Die Unerklärbarkeit des Holocaust brachte der Belzer Rebbe durch seine merkwürdige Haltung zum Ausdruck.
Als Verbund der SchUM-Städte bildeten Mainz, Worms und Speyer im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Europa. Von der wechselvollen Geschichte der drei Gemeinden erzählen bis heute Bauwerke und Friedhöfe, die zu den ältesten Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland gehören. Vor wenigen Tagen hat das Welterbekomitee die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz zum UNESCO-Welterbe ernannt. Dazu gehören der Speyerer Judenhof, der Wormser Synagogenbezirk sowie die alten jüdischen Friedhöfe in Worms und in Mainz.
Für 2022 plant ahavta - Begegnungen erneut eine Reise in die SchUM-Städte. Weiteres folgt in Kürze.
„Monumente jüdischer Geschichte“ will das UNESCO-Welterbe mit Speyer, Worms und Mainz bewahren. Aber wie steht es um die Gegenwart jüdischen Lebens in Europa? „Bröckelt der Kontinent, in dem der Grossteil des Weltjudentums seine Wurzeln hat – und in dem Konzepte wie Liberalismus, Menschenrechte, Nationalismus und sogar Zionismus geboren wurden – unter uns weg?“ Das fragt Dov Maimon in einem nachdenklichen Beitrag.
Als Herzl Ende des 19. Jahrhunderts «Der Judenstaat» veröffentlichte, lebten 90 Prozent der Juden der Welt in Europa. Nach dem Holocaust machte das europäische Judentum 35 Prozent der jüdischen Weltbevölkerung aus. Heute leben nur noch 9 Prozent der Weltjuden – 1,2 Millionen – dort.
Dies ist ein anhaltender Trend. Laut dem Doyen der jüdischen Demographie, Professor Sergio Della Pergola, haben 100’000 französische Juden (20 Prozent der lokalen Gemeinde) Frankreich in den letzten zwei Jahrzehnten verlassen, die Hälfte von ihnen nach Israel, die andere Hälfte in andere Länder.
Der im US-Bundesstaat Vermont ansässige Eishersteller Ben & Jerry’s hat angekündigt, die Ende kommenden Jahres auslaufende Lizenz mit „Ben & Jerry’s Israel“ nicht zu verlängern. Man wolle in Israel präsent bleiben, aber keine Verkäufe mehr im Westjordanland vornehmen. Dort leben etwa 600.000 Israelis.
Die Mitteilung hat etliche Schlagzeilen hervorgerufen. Ben Segenreich beleuchtet in einem Kommentar Hintergründe und Tiefenwirkungen des „Boykotts“:
Ich wünsche dir mit oder ohne Eiscreme einen angenehmen Sonntag.
Herzlich, Dein Ricklef