ahavta+ hält Judenfeindschaft für unmöglich
Zusammen mit dem 1924 in Würzburg geborenen Jehuda Amichai betreute David Rokeah (geboren 1916 in Lemberg) damals Paul Celan während seines Israel-Aufenthaltes. Rokeahs auf Hebräisch geschriebenen Gedichte kreisen immer wieder um Jerusalem. Daher veröffentlichte der Hanser-Verlag 1980 einen Band mit Gedichtübersetzungen unter diesem Titel.
Wie Michael Krüger im April in einem sehr persönlichen und lesenswerten Text zum Ausdruck brachte, ist David Rokeah heute in seiner zweiten Heimat Israel so gut wie vergessen.
Paul Celan war es, der einige der Gedichte von David Rokeahs ins Deutsche übertrug. Hier nun aber Rokeahs Gedicht mit dem Titel
Paul Celan
Als Paul Celan nach Jerusalem kam / verstreuten sich die Schlüsselworte seiner Gedichte / zwischen dem Tor des Erbarmens / und dem Tor der Löwen / und kehrten nicht zurück zu ihm / bis zum Tag seines Todes // Manchmal, in Jerusalem, / sehe ich ihn streicheln / das schwarze Haar eines jemenitischen Mädchens / und seine grossen Augen / sprechen aus die Trauer einer versäumten Liebe // Die Worte, die er zusammenfügte / wie in einem Notarikon / die Stürme, die sich heraufzogen / zwischen den Worten / und den Warnzeichen an der Wand / und das Verstummen dann / und das Gedicht dann
In einem Gemeindebrief sollte eigentlich kein Beitrag über Judenfeindschaft erscheinen. Denn die gibt es für Christinnen und Christen nicht, kann es gar nicht geben. Wie könnte eine evangelische Gemeinde dem Volk ihres Herrn und Erlösers ohne eine Haltung der Verbundenheit und Freundschaft gegenübertreten? Ist sie nicht sogar Teil Israels, wenn ihre Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes von Söhnen und Töchtern dieses Volkes niedergeschrieben wurde? Oder um es mit einem dieser Söhne, dem Apostel Paulus zu sagen: „Wenn du in den Ölbaum eingepfropft wurdest und Anteil bekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, (…) so sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Römer 11,17-18)
Doch die Sorge um unser Land, dessen Teil die Christengemeinde ebenfalls ist, rechtfertigt es, im Gemeindebrief über Antisemitismus zu schreiben. Am 15. Mai allein gab es in allen Teilen Deutschlands mehr als 25 anti-israelische und anti-jüdische Demonstrationen. Die Freiheit zur Meinungsäußerung ist bei uns das höchste gesellschaftliche Gut. Doch die Parolen, die zuvor in Gelsenkirchen und dann besonders in Berlin gerufen wurden und Juden den gewaltsamen Tod zusagten, sowie Transparente, die ein Palästina „vom Jordan bis zum Meer“ und damit die Vernichtung Israels verlangten, widersprechen einem gesellschaftlichen Grundkonsens vor dem Hintergrund unserer Geschichte. Den Bildern nach zu urteilen, waren die Aktivisten dieser Demonstrationen mehrheitlich Syrer, Türken usw, und demnach Muslime.
„Nie wieder“ solle von deutschem Boden aus die Verfolgung und Tötung von Jüdinnen und Juden ausgehen. So lautet der in vielen Reden beschworene Konsens. Seit dem Beginn einer unkontrollierten Zuwanderung von Muslimen im Jahre 2015 gibt es eine nicht mehr zu übersehende Bevölkerungsgruppe, die mit diesem Konsens nichts zu tun hat und haben will – auch wenn sie glücklicherweise viel kleiner ist als der Anteil der Muslime in Deutschland.
Nicht der Polizei ist dieses Problem zu lösen aufgegeben, sondern der Politik. Bis jetzt wird es von ihr weitgehend ignoriert, weil sie ihren „Kampf gegen Antisemitismus“ nahezu ausschließlich als „Kampf gegen rechts“ versteht.
Das Problem zu lösen setzt voraus, es zunächst einmal zu benennen. Es geht eben nicht um „rechte Muslime“. Erst wenn das deutlich ist, werden Folgerungen für die Integration und eine konsequente Strafverfolgung bis hin zur Ausweisung aktiver Judenhasser unter Migranten möglich werden.
Was können Christen tun? Liebe verlangt Entschiedenheit. Immer. So entschieden uns Jesus Christus liebt, so entschieden ist uns aufgegeben, sowohl unseren christlichen Schwestern und Brüdern wie auch dem Volk Israels gegenüber Liebe zu erweisen. Das ist der Anfang. Alles andere ergibt sich daraus.
Was du tun kannst? Diese Broschüre weitergeben zum Beispiel
Meiner Ansicht nach ertrank der 3. Ökumenische Kirchentag, der vom 13.–16. Mai von Frankfurt am Main ausging, im Digitalen. Aber es gab durchaus einige Veranstaltungen, die es lohnt, vor dem Versinken im weiten Meer des Internet zu retten. Dazu gehört die Jüdisch-christliche Bibelarbeit, in der Maria Coors, Historikerin und Projektleiterin bei Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen für das Projekt „Weißt Du, wer ich bin?“, und Gabriel Strenger miteinander im Gespräch waren. Musikalisch umrahmte Daniel Kempin, Kantor des Egalitären Minjan der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, und Dr. Christian Staffa, Studienleiter an der Evangelischen Akademie zu Berlin, moderierte.
Stichworte zu Gabriel Strenger: Geboren 1965 in Basel, lebt seit 1984 in Israel. Erforscht und lehrt die Verbindung von jüdischer Spiritualität mit psychoanalytischem Gedankengut. Lehrt die hebräische Bibel aufgrund der jüdischen Sprachmystik und rabbinischer Überlieferungen. Verbindet jüdische mit fernöstlichen Meditationspraktiken. Aktiv im interreligösen Dialog. Integriert den Gesang von chassidischen Niggunim (Melodien) in seinen Seminaren.
Hier für dich die Aufzeichnung der Bibelarbeit:
Heute um 17 Uhr laden Johannes Gerloff und ich ein zur fünften Folge der Gesprächsrunde „unter dem Feigenbaum“. Bei diesem Format sind alle eingeladen mitzureden. Die Aufzeichnungen sind nicht öffentlich. Als Mitglied von ahavta+ erhältst du jedoch den Zugang zum Gespräch vom 20. Juni.
Wenn du heute Nachmittag dabei sein möchtest, gehe über diesen Link: https://ahavta.clickmeeting.com/sonntags-in-jerusalem
Ich wünsche dir in jedem Fall einen schönen Sonntag und grüße
herzlich, Dein Ricklef