ahavta+ in israel
In der zweiten Jahreshälfte 2020 wurden vier bilaterale Vereinbarungen unterzeichnet, die als Abraham-Abkommen in die Geschichte eingehen. Sie tragen jeweils zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Marokko sowie dem Sudan bei.
Ohne Zweifel ist dies nach Jahrzehnten des politischen Stillstandes eine bemerkenswerte Entwicklung für Israel und die arabische Welt. Die deutsche Reaktion ist freilich eher ein „Ja, aber…“.
Wegen der nachhaltigen Bedeutung der Abkommen mache ich dir zwei Vorschläge zur Lektüre.
Für die Zeitschrift für innere Führung der Bundeswehr sprach Igal Avidan mit Yoel Guzansky; er ist Senior Research Fellow am Institute for National Security Studies (INSS) in Israel.
Am Dienstag wurde eine neue Verhandlungsrunde zwischen dem Iran und Delegationen aus China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland sowie der EU über ein neues Atom-Abkommen eröffnet. Am selben Tag traf eine israelische Delegation in Washington den Chef des US-Sicherheitsrates Jake Sullivan.
In der Zeit Donald Trumps hätte ein solches Gespräch wahrscheinlich auf der Ebene des Präsidenten und des israelischen Ministerpräsenten stattgefunden – ein Zeichen, dass der Nahe Osten derzeit in der Biden-Administration eine relativ niedrige Priorität hat. Im Nachgang des Treffens verlautbarte das Weiße Haus:
„Die Vereinigten Staaten und Israel sind sich einig über die bedeutende Bedrohung durch das aggressive Verhalten des Iran in der Region.“ Die USA hätten „großes Interesse“ daran, sich mit Israel über die Atomverhandlungen „abzustimmen“.
Israel hatte die Regierung von US-Präsident Joe Biden wiederholt davor gewarnt, zum Atomdeal mit dem Iran zurückzukehren.
Während einerseits verschiedene Verhandlungen laufen, ist auf der anderen Seite längst ein „Schattenkrieg“ zwischen Israel und dem Iran im Gange, über den die Öffentlichkeit wenig bis nichts erfährt. Etwas von dem, was man weiß, erfährst du in einem Podcast der Neuen Zürcher Zeitung (15 min).
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde hatte Mitte Januar für den 22. Mai Parlamentswahlen angekündigt, am 31. Juli sollte die Präsidentschaftswahl stattfinden. Es wären die ersten Wahlen in den von den Palästinensern verwalteten Gebieten seit dem Jahr 2006 gewesen. Nun finden sie nicht statt.
Der Grund: Die Spaltung der Fatah-Partei von Abbas hatte die Tür für einen möglichen Wahlsieg der Hamas geöffnet. Die Feindschaft zwischen Hamas und Fatah ist womöglich noch größer als die zu Israel.
Einig sind sich die Palästinenser allerdings in der Schuldzuweisung für die Wahlaussetzung: Israel habe den Einwohnern von Ost-Jerusalem keine Erlaubnis gegeben, sich an den Wahlen zu beteiligen.
Im Hintergrund gibt es jedoch auch ein gemeinsames Interesse zwischen der israelischen Regierung und Abbas. Die Israelis teilen seine Besorgnis über einen Hamas-Sieg.
Der politische Direktor des israelischen Außenministeriums, Alon Bar, traf sich bereits am Dienstag mit 13 europäischen Botschaftern und sagte ihnen, Abbas werde die Wahlen verschieben und Israel beschuldigen. Er betonte, dass Israel die Wahlen nicht sabotiert und sie gebeten habe, Abbas Anschuldigungen nicht zu unterstützen. Zu einer Wahl in Ost-Jerusalem habe sich Israel überhaupt nicht geäußert, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Die Aussetzung der Wahlen könnte zu palästinensischen Protesten gegen Abbas führen, aber auch zu weiter zunehmenden Spannungen zwischen Israel und dem Gazastreifen. Die Hamas hatte bereits das jüngste Raketenfeuer von Gaza nach Israel nicht verhindert, um Solidarität mit den Palästinensern in Jerusalem zu zeigen.
Nach so viel Politik – über die ich dich informiere, weil du in den gängigen Medien wenig oder häufig kaum Sachgerechtes erfährst – nun noch ein Ausflug in die Zeit des Neuen Testamentes.
Nach sechzig Jahren wurden am Toten Meer erstmals wieder kostbare Bibel-Fragmente gefunden, und zwar in einer schwer zugänglichen Höhle, zu der sich die Archäologen abseilen mussten. Die rund 15.000 Fragmente stammen aus der Zeit zwischen dem 3. Jahrhundert vor Christus und der Zeitenwende und wurden während des Jüdischen Krieges von 66 bis 70 in Sicherheit gebracht.
Ihren schaurigen Namen hat die Höhle von den vierzig Skeletten, die dort bereits ab 1961 in einer Grabungskampagne des Archäologen Yohanan Aharoni und seinem Team entdeckt wurden. Es soll sich um Opfer des Bar-Kochba-Aufstands handeln. Der messianische Namensgeber der Rebellion hatte seine Landsleute von 132 bis 135 unter Kaiser Hadrian gegen die Römer geführt.
Das kurze Video der Israelischen Altertümerbehörde ist zwar in englischer Sprache und auf Facebook, jedoch mit sehr beeindruckenden Bildern.
Und im nächsten Frühjahr werde ich dich, wenn du magst, wieder ans Tote Meer führen und begleiten. Bis dahin stay safe, stay sane.
Herzlich, Dein Ricklef