ahavta+ || Jerusalem-Tag und Israel-Woche
Hier in der Mamilla-Straße war es eine Mauer, die das jordanische Jerusalem mit der Altstadt vom jüdischen Jerusalem der Neustadt trennte. Ein Grenzbefestigung wie die Berliner Mauer, mit der sie jedoch nur das gemein hatte, das so gut wie nichts vom Verlauf mehr sichtbar ist. Über weite Teile fährt in Jerusalem heute die Stadtbahn.
Die Jordanier machten es wie die DDR-Regierung in Ost-Berlin: Eine jordanische Touristen-Karte von 1964 zeigt den israelischen Teil Jerusalems nur als rote Farbfläche, die entmilitarisierte Zone des Skopus-Berges lila. Das „Niemandsland“ ist grau gehalten.
Das Gebet an der Westmauer des einstigen Tempels, der „Klagemauer“, heute für täglich Tausende jüdische Gläubige eine Selbstverständlichkeit, war natürlich nicht möglich.
Den großen Platz vor der Westmauer gab es 1967 ebenso wenig wie die heute umstrittene Trennung in einen Männer- und einen Frauenbereich der Beter.
Die heiligen Stätten von Juden und Christen in Jerusalem wirst du vom 30.10. bis 7.11.2022 selbst betreten und besuchen. Darüber hinaus führt dich die Reise, die von mir begleitet und Naomi Ehrlich-Kuperman geführt wird, ins Herz des neuen Israels, nach Tel Aviv, dem Mittelpunkt für „Start-Ups“ und Innovation, sowie in die Wüste, dem Geburtsort und „Innovationszentrum“ der jüdischen Religion.
Denn in der Wüste wurde dem Volk der Israeliten die Tora gegeben. In unseren Tagen jedoch ist die Negev-Wüste ein Kristallisationsbereich für Techniken, die aus ariden Zonen blühende Landschaften machen und Klimaveränderungen bewältigen helfen.
Einige der Höhepunkte dieser Israelreise:
Besuch des „Israeli Innovation Center at the Peres Center for Peace and Innovation“ in Tel Aviv,
Führung durch Jaffa, eine der ältesten Städte der Welt,
Besuch des Weizmann-Instituts für Wissenschaften in Rechovot,
Firmenbesuch bei Netafim Israel im Kibbuz Chazerim im Negev, „global leader“ in der Präzisionsbewässerung,
Besuch einer landwirtschaftlichen Forschungsstation zum Pflanzenanbau in ariden Zonen,
Massada, Schauplatz des letzten Kampfes der Zeloten gegen die römische Besatzungsmacht im „Jüdischen Krieg“,
… und natürlich Jerusalem auf beiden Seiten der bis 1967 geteilten Stadt.
Dein kompletter Reisevorschlag
Hier findest du das vollständige Programm meiner Israelreise mit allen Informationen und der Preisgestaltung:
Deine Anmeldung für neue Blicke auf Bibel und HighTech
Wenn du mit Naomi und mir im Herbst auf den Spuren von Geschichte, Tradition und Zukunft nach Israel reisen möchtest, fülle bitte das Anmeldeblatt aus und sende es als Scan oder Foto oder mit der Post an mich zurück:
Am 10. Juni 2022, ab 18:30 Uhr, erlebst du auf der Bühne im Hof des Kultur: Haus Dacheröden in Erfurt vier Stunden lang wunderbare Klezmer-Ensembles in einer abwechslungsreichen Konzert-Nacht.
Mit dabei sind die Ensembles Trojka (Dresden), Antjes Weltempfänger (Jena), The String Company (Erfurt) und natürlich auch wieder die legendäre Klezmer-Jam-Kapelle. Die verbindende Moderation wird von mir eingefügt.
Diese Lange Nacht des Klezmer wird zum ersten Mal gemeinsam mit dem Projektpartner Erfurter Herbstlese e.V. und im Rahmen des Projektes „Bücher aus dem Feuer“ veranstaltet. Vielleicht sehen wir uns schon bald im Kultur: Haus Dacheröden? Hier bekommst du deine Eintrittskarte:
Die von unseren Politikern und den sie begleitenden Medien ausgerufenen Wenden in der Zeit haben ein Ziel: Angesichts einer neuen und besonderen Situation – sei sie objektiv gegeben oder proklamiert –, wie die Verbreitung der Corona-Viren oder kommende Klima-Änderungen oder zuletzt der Überfall Russlands auf die Ukraine, sollen die Menschen zusammenstehen und geeint die Herausforderungen angehen und mithelfen drohende Katastrophen abzuwenden oder zu mildern.
Die geforderte Einheit führt freilich dazu, das abweichende Meinungen als Störung und Hindernis auf dem Weg zum Ziel empfunden werden. Sie werden isoliert, bekämpft und an den Rand gedrängt – und gelegentlich auch die Menschen, die diese vertreten. Das bringt die paradoxe Situation mit sich, dass die gewünschte Einheitlichkeit des Vorgehens tatsächlich jedoch zu einer Spaltung der Gesellschaft führt.
Einheit in der Vielfalt
Das jüdische Wochenfest Schawuot gedenkt der Übergabe der Tora an das Volk Israel am Berg Sinai. Aber nicht dem Volk als ganzem wird die Tora gegeben, sondern jeder einzelne im Volk empfängt die ganze Tora.
Im 2.Buch Mose 20,18 steht geschrieben:
Und das ganze Volk gewahrte die Donner und die Flammen und den Posaunenschall und den rauchenden Berg, und da das Volk dies sah, bebten sie zurück und standen von fern.
Die rabbinische Auslegung macht sich zunutze, dass qolot = „Donner“ einerseits im Plural steht, zum anderen das Wort qol auch „Stimme“ bedeutet. Daher kann gelesen werden: „Und das ganze Volk gewahrte die Stimmen“. Freilich war es eine Tora und nicht viele, die auf dem Berg gegeben wurde. Somit ist zu verstehen im Midrasch Mechilta zu Exodus 20,18):
eine Stimme von Stimmen über Stimmen und eine Flamme von Flammen über Flammen.
Der Midrasch fragt: „Und wieviele Stimmen waren es und wieviele Flammen?“
(Nicht so ist es zu verstehen,) vielmehr (ist gemeint): Sie ließen sich dem Menschen seiner Kraft gemäß vernehmen; denn es heißt: „Die Stimme des HERRN erschallt in Kraft“ (Psalm 29,4).
Das bedeutet: Gott offenbarte seine Tora für Israel in einer Stimme, in einem Donner, aber zugleich war sie für jeden Israeliten gemäß seinem bzw. ihrem Vermögen zu vernehmen. Der Kluge hörte sie ganz nach seiner Kraft, der Einfältige hörte sie ganz nach seiner Kraft, der Alte hörte sie ganz nach seiner Kraft, der noch junge Israelit hörte sie ganz nach seiner Kraft. Jeder hörte seine Tora, wie er sie eben zu hören vermochte, stets war es aber die eine und ganze Tora, die auf dem Sinai in Donner und Feuerflammen gegeben wurde. Niemand hörte mehr oder weniger als die ganze Tora, auch wenn er sie ganz gemäß seiner Kraft hörte.
Diese Einheit des ganzen Volkes am Sinai schließt also zum einen niemanden aus, zum anderen übergeht sie nicht die Vielgestaltigkeit des Volkes, in welchem jeder eine ihm gemäße Individualität besitzt. Damit ist die Tora ihrem Wesen gemäß auch bleibend offen für die Vielfalt der sie Lernenden. Ein Midrasch sagt, auch das, was ein einfacher Schüler in der fernsten Zukunft als Frage an die Tora aus ihr herausholen wird, war und ist bereits in der Tora am Sinai enthalten und ein Teil von ihr.
Auch der eigenwilligste Schüler der Tora wird somit nicht exkludiert, sondern bleibt mit seinem Fragen und Lernen Teil des einen jüdischen Volkes.
Alle Juden sind vor Gott und der Tora gleich.
Das neutestamentliche Schawuot in der Apostelgeschichte: Einheit in der Vielfalt
Das zweite Kapitel der Apostelgeschichte beginnt mit den Worten:
1 Und als der fünfzigste Tag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. 2 Und es geschah plötzlich ein Donnerbrausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen (Stimmen), zerteilt, wie von Feuer; und es setzte sich auf einen jeden von ihnen 4 und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an zu predigen in andern Zungen, wie der Geist ihnen auszusprechen gab.
Es ist deutlich zu erkennen, dass Lukas in der Apostelgeschichte das dargestellte rabbinische Verständnis der Offenbarung der Tora kennt und aufgreift. Wie die Tora ist auch die endzeitliche Gabe des Geistes mit der Erscheinung von Donner und Feuer verbunden. Und auch sie geschieht in einer differenzierenden Vielfalt: Auf jeden der Anwesenden setzt sich eine ihm eigene Feuerzunge – man sollte sogar sagen: eine Feuerstimme – und lässt ihn sprechen nicht wie es will, sondern mit der Stimme des göttlichen Geistes.
Das Ergebnis der Vielgestaltigkeit von Stimmen, Zungen oder Sprachen ist jedoch gerade keine Kakophonie, in der nichts mehr zu verstehen ist, vielmehr das genaue Gegenteil. Obgleich Juden aus allen Teilen der Welt in Jerusalem zu Schawuot anwesend sind, wie die Apostelgeschichte in größter Ausführlichkeit aufzählt (Vers 9–11) und eine Vielzahl von Muttersprachen haben, hören alle letztlich dasselbe und eine Stimme: „Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden“ (V. 11)
Damit entsteht eine neue Einheit des Gottesvolkes, die die Vielfalt und Individualität jedoch nicht aufhebt. Die Wirkung dieses endzeitlichen Schawuot entspricht daher auch genau ihrer Ursache.
44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. 46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen 47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.
Es geht in diesen Versen der Apostelgeschichte gerade nicht um einen alles gleichmachenden „urchristlichen Kommunismus“, wie ihn manche Theologen erkennen wollen. Vielmehr sorgen alle, die dieses Schawuot erlebt hatten nun füreinander „je nachdem, wie viel jemand brauchte“.
Die Einheit des Volkes in der Vielfalt der einzelnen in Herkunft, sozialer Situation und wirtschaftlicher Lage führt zu einem Ausgleich, so dass niemand an den Rand gedrängt oder über diesen heraus und herunter fällt.
Die Zeitenwende, die Gott in der Gabe seiner Tora und seines endzeitlichen Geistes herbeigeführt hat, ist nicht vorüber, sondern will gelebt und vollendet werden. Die Liebe jedes einzelnen sorgt für den in vielerlei Hinsicht anderen – gerade weil er anders ist und alle zusammen eins sind.
Alle zusammen sind eins, obgleich sie verschieden sind. Das gilt genauso für Verhältnis von Juden und Christen. Ziemlich einfach und doch so schwierig.