ahavta+ || Talmud und Neues Testament
Schalom,
„Talmudjude“ war im Nationalsozialismus eine Verunglimpfung orthoprax lebender religiöser Juden. Der wahre Kern des Schimpfwortes ist: Der Talmud bildet das Herz des Judentums.
Also sollten Nichtjuden die Frage „Was ist der Talmud?“ wenigstens rudimentär beantworten können. Freilich: Die Antwort ist ungleich schwieriger zu geben als im Blick auf das Herz des Christentums, das Neue Testament. Das beginnt schon beim schieren Umfang des Talmud, der ein Vielfaches des zweiten Teils der christlichen Bibel darstellt.
Am Schluss des heutigen Mitgliederbriefes ahavta+ versuche ich gleichwohl, die Antwort in einen Satz zu fassen.
Das Thema anzureißen, mag heute besonders passend sein. Denn Jüdinnen und Juden feiern jetzt den siebenten und letzten Tag des Laubhüttenfestes. Seit dem Mittelalter trägt er auch den Namen jom hoscha na, „Tag des Hilf doch“, nach Psalm 118,25 und den hoscha na-Gebeten, die an diesem Tag gesprochen werden. Weil sie noch zahlreicher sind als an den vorangegangenen sechs Tagen von Sukkot, heißt der Tag heute Hoschana Rabba, Großes Hoschana.
In kabbalistischen bzw. mystischen Kreisen wird die ganze Nacht zuvor beim Studium der Tora durchwacht. Es gibt sogar eine besondere Ordnung dafür, den Tikkun Lel Hoschana Rabba. Nach dieser werden die Anfangs- und Schlussverse sämtlicher Wochenabschnitte der Tora, Anfang und Schluss der prophetischen und der übrigen Bücher der Bibel, sowie die ersten und letzten Abschnitte sämtlicher Talmudtraktate (und noch etliches mehr) gelesen. Auf diese Weise wird die Einheit der ganzen Tora aus schriftlicher und mündlicher Lehre betont und hervorgehoben.
Chag sameach sowie einen schönen Sonntag wünscht dir
dein Ricklef Münnich
Die Mischna
Die Überlieferung über das Wasserschöpffest am Siloa-Teich und im Tempel von Jerusalem, die ich vor einer Woche aufgenommen habe, zeigt, dass es in der Mischna und im Talmud zahlreiche Traditionen gibt, die älter sind als das Jahr 70, dem Datum der Zerstörung des Heiligtums. Insbesondere aber danach diskutierten Lehrer Israels, wie die Gebote und Regelungen in den fünf Büchern Mose in ihrem Zusammenklang mit den anderen biblischen Büchern zu verstehen und zu praktizieren sind. Daraus und zusätzlich ergaben sich viele weitere halachische Fragen und Themen (Halacha = Wie man als Jude „gehen“ soll).
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