ahavta+ träumt vom Fliegen
In der Folge 16 der Videothek jüdischen Lebens zeigt und erläutert der Thüringer Landesrabbiner Alexander Nachama dir den Schmuck auf dem Vorhang vor dem Toraschrein in der Synagoge am Max-Cars-Platz.
„Denn aus Zion tritt heraus die Tora, und das Wort des HERRN aus Jerusalem“. Dieser Vers aus den Psalmen und dem jüdischen Gebetbuch bildet gleichsam das Motto. Es steht über der Krone der Tora, die Gott, den König der Welt, versinnbildlicht. Die Tora selbst wird auf dem Vorhang komprimiert in den Zehn Geboten zum Ausdruck gebracht.
Rabbiner Nachama zeigt ebenfalls die Torarollen, die sich im Schrein befinden sowie besonders den Schmuck, der sie ziert.
Inzwischen sind freilich nicht mehr nur die zwei „koscheren“ Torarollen im Schrein, auf die der Rabbiner hinweist. Am 30. September 2021 wurde feierlich die Torarolle eingehoben, die die beiden großen Kirchen aus Anlass des Themenjahres „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“ der jüdischen Gemeinde schenkten.
Schau dir die Erklärungen des Landesrabbiners an (11 min):
Alle weiteren bislang erschienenen Folgen der Reihe „Frag den Rabbi!“ kannst du unter dem folgenden Link aufrufen:
Der folgende Beitrag ist meine deutsche Übersetzung eines Beitrages von David Horovitz auf den „Community-Seiten“ der Times of Israel. Er begleitete die Ausstellung „Gateway to the World: Jerusalem Airport 1948-1967“, die bis zum 6. Dezember im Jerusalemer W.F. Albright Institute of Archaeological Research zu sehen war. Sie wurde von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit organisiert.
Am nördlichen Rand Jerusalems, direkt innerhalb der Sicherheitsmauer und überschattet von den Wohnhäusern des Viertels Kafr Akab, ist der einst so prachtvolle Jerusalemer Flughafen allmählich in Schutt und Asche zerfallen, seit vor zwanzig Jahren die letzten Flugzeuge starteten und landeten.
Wie aufschlussreiche Untersuchungen des Jerusalemer Wissenschaftlers und Reiseleiters Dr. Eldad Brin, die Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurden, belegen, war der Flughafen, der auch als Atarot Airport und Kalandija Airport bekannt ist, von 1949 bis 1967, als Jordanien die Besatzungsmacht war, ein stetig wachsendes Zentrum der Aktivität.
Auf seinem Höhepunkt Mitte der 1960er Jahre flogen jährlich etwa 100.000 Passagiere ein und aus, wobei die arabischen Eliten mit Flügen zu und von etwa 15 so weit entfernten Zielen wie Rom, Beirut, Bagdad, Kuwait, Doha, Jeddah und Kairo befördert wurden. In Ostjerusalem wurden große Hotels gebaut, um die hochrangigen Besucher zu beherbergen.
Peter O'Toole und Omar Sharif flogen hin und her, als sie in den frühen 1960er Jahren in der jordanischen Wüste Szenen für „Lawrence von Arabien“ drehten. Die heutige Royal Jordanian Airlines entstand hier, und der Jerusalemer Flughafen des Königreichs fertigte doppelt so viele Passagiere ab wie der einzige andere internationale Flughafen Jordaniens in Aman.
König Hussein, der selbst Pilot war, nutzte die Dienste des Flughafens, wie man auf den Fotos der fesselnden Ausstellung „Gateway to the World“ sehen kann, die von Brin recherchiert wurde und derzeit im Jerusalemer Albright Institute zu sehen ist.
US-Außenminister John F. Dulles nutzte sie auf einer offiziellen Reise im Mai 1953, wie Brin berichtet. Die Vorgängerin von British Airways, BOAC, erwog Berichten zufolge die Eröffnung einer Strecke von London nach Jerusalem.
Papst Paul VI. hatte ursprünglich vor, bei seinem Besuch im Heiligen Land 1964 hier zu landen, aber seine Boeing war zu schwer für die kurze, schmale Landebahn.
Nichtsdestotrotz löste sein Besuch eine Welle von christlichen Pilgerreisen aus, die darin gipfelte, dass eine italienische Fluggesellschaft zu Weihnachten 1967 mehrere Flugzeugladungen von Besuchern hierher brachte - natürlich zu einem Zeitpunkt, als Israel das Gebiet im Sechstagekrieg von Jordanien erobert hatte.
Mit der Ausweitung der Grenzen der Stadt Jerusalem und der Eingliederung von Atarot in seine souveräne Hauptstadt versuchte Israel, die internationale Funktion des Flughafens aufrechtzuerhalten - zum Teil, wie es die Jordanier getan hatten, als offensichtlicher Beweis für die Legitimität seiner Präsenz. Es konnte jedoch nicht an den Erfolg Jordaniens anknüpfen.
Zwar erkannten die arabischen Staaten die jordanische Besetzung Ostjerusalems und des Westjordanlands im Jahr 1948 und die Annexion 1950 mehrheitlich nicht an, doch gestatteten sie vielen ihrer Fluggesellschaften die Nutzung des Flughafens Jerusalem, so Brin (mindestens neun westliche Fluggesellschaften waren durch Tourismusagenturen im jordanischen Ostjerusalem vertreten). Für die israelische Kontrolle gab es keine solche Toleranz.
Alle Flüge der arabischen Fluggesellschaften wurden zwangsläufig eingestellt. Pan Am erwog die Eröffnung einer Route, wurde aber von der US-Regierung daran gehindert.
El Al versuchte, den Flughafen für internationale Flüge nutzbar zu machen, und wandte sogar den Trick an, bei dem die Ankommenden kurz das Rollfeld des Flughafens Lod außerhalb von Tel Aviv küssten, bevor sie unter einer anderen Flugnummer nach Jerusalem weiterflogen, sagt Brin. Aber es handelte sich eindeutig um internationale Flüge nach Jerusalem. Selbst eng verbündete Länder, die Israel im Hinblick auf das ungeklärte Schicksal Jerusalems keine Legitimität zubilligen wollten, weigerten sich, sich an dieser Scharade zu beteiligen.
Anstelle dessen bediente Atarot nun eine inländische israelische Kundschaft - mit Flügen nach Haifa und Machanajim im Norden, in den damals von Israel besetzten Sinai und mit Flügen nach Tel Aviv.
Premierminister Menachem Begin nutzte Atarot, als er 1978 von Friedensgesprächen mit Anwar Sadat in Ägypten nach Hause flog. Private Unternehmen boten romantische Flüge in den Himmel über Jerusalem an. Doch als im Jahr 2000 die Zweite Intifada ausbrach, wurde Atarot zu gefährlich, und der Betrieb wurde ganz eingestellt. Laut Benjamin Schafran, einem Jerusalemer Pädagogen und Atarot-Enthusiasten, geriet der Flughafen unter direkten Beschuss.
Kafr Akab, ein palästinensisches Dorf, das Israel formell nach Jerusalem eingemeindet hatte, weil es ein Viertel in der Nähe des Flughafens kontrollieren wollte, hatte sich stark ausgedehnt, auch mit seinen Hochhäusern nach oben, und war zunehmend gesetzlos geworden - eine unhaltbare Kombination für Flugzeuge, die nebenan starten und landen.
Die Beweise für seine hochfliegende Vergangenheit und sein abruptes Ende sind heute in Atarot nur allzu deutlich zu sehen - darunter Sandsäcke und Geschützstellungen von vor 20 Jahren in den oberen Etagen des Terminalgebäudes gegenüber Kafr Akab.
Das Gelände wird heute größtenteils als Depot für Busse genutzt, die auf der Strecke Ostjerusalem–Ramallah verkehren; sie fahren ein kurzes Stück der ehemaligen Start- und Landebahn entlang, bevor sie in ordentlichen Reihen vor dem ehemaligen Terminal parken.
Das Terminalgebäude erhebt sich hoch, verfallen und ungeliebt – zerbrochene Fenster und Sandsäcke in den oberen Stockwerken.
Der steinerne Haupteingang des Jerusalemer Flughafens ist noch so golden wie zu der Zeit, als die letzten Passagiere ihn passierten, aber ringsherum liegen Schutt und Trümmer.
Im Erdgeschoss kann man die Bänder sehen, auf denen das Gepäck befördert wurde; etwas, das wie ein ehemaliger Ticketschalter aussieht; Büros; die Überreste einer Ausstellung über die Vergangenheit des Flughafens, die 1998 hier stattfand.
Eine Etage höher, über eine einst elegante Wendeltreppe im Herzen des Gebäudes, gelangt man in einen Kontrollraum, in dem einige verstaubte Papiere der israelischen Armee auf dem Boden verstreut liegen.
Zu den Gebäuden in der Nähe gehören ein Flugzeughangar und der Rohbau eines Gebäudes, das aussieht wie das der Feuerwehr.
In der Nähe erhebt sich zwischen dem Unkraut eine metallene „Lufttreppe“, die in den vergangenen Jahrzehnten von den Fluggästen benutzt wurde – jetzt ist sie eine rostige Treppe ins Nirgendwo, oder in den Himmel, wenn man so will.
Als der Autor dieses Berichtes vor ein paar Tagen die traurige Szenerie betrachtete, hielt ein Fahrzeug der Grenzpolizei an, und zwei Beamte fragten ihn, was er hier mache. Obwohl das unmittelbar südlich gelegene Industriegebiet Atarot viel genutzt wird, soll der ehemalige Flughafen offenbar ein Sperrgebiet sein – schließlich liegt er direkt an der Sicherheitsbarriere und unmittelbar unter den Hochhäusern von Kafr Akab. Daher die häufigen Patrouillen der Grenzpolizei.
Auch wenn die Lage des Flughafens in der gegenwärtigen politischen Realität – eingekeilt zwischen Kafr Akab im Norden, A-Ram im Osten und der Industriezone und dem von Kuwait errichteten „Flughafenviertel“ mit seinen üppigen arabischen Häusern im – wenig vielversprechend scheint, ist die Geschichte des Flughafens Atarot noch nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil. Freilich haben wir nicht die utopische Ära erreicht, in der sich ein glorreicher neuer Flughafen aus den Trümmern erheben wird, um allen friedlich reisenden Völkern der Region zu dienen.
Vielmehr soll am 6. Dezember ein Planungsausschuss des Jerusalemer Bezirks darüber beraten, wie die Pläne für den Bau eines Viertels mit 6.000 bis 9.000 Wohnungen vorangebracht werden können. Laut Schafran, einem langjährigen Befürworter des Bauplans, ist der größte Teil der Wohnungen für ultraorthodoxe Bewohner vorgesehen, und ein Teil – „vielleicht 1.000 Einheiten; die Zahl steht noch nicht fest“– ist für Araber bestimmt. Bei dem Gebiet handelt es sich größtenteils um staatliches Land, aber ein Teil befindet sich in jüdischem und arabischem Privatbesitz.
Der Vorschlag sieht auch ein gemeinsames jüdisch-arabisches Gewerbegebiet in dem Teil des Geländes vor, der am nächsten an der Sicherheitsbarriere liegt. Man geht davon aus, dass die Entwicklung, wenn sie Arbeitsplätze für die Palästinenser vor Ort schafft – etwa 2.300 von ihnen arbeiten bereits in der nahe gelegenen Industriezone Atarot, und Tausende von zusätzlichen Genehmigungen werden bald erteilt – und arabische Wohnungen einschließt, einige der Sicherheitsrisiken des Wohnbaus am äußersten Rand der Stadt mildern könnte.
Es wäre nicht das erste israelische Stadtviertel, das direkt an die Sicherheitsbarriere angrenzt.
Das Genehmigungsverfahren, das auch die Möglichkeit von Einsprüchen vorsieht, wird sich wahrscheinlich in die Länge ziehen. Kafr Akab wurde im Trump-Plan „Peace to Prosperity“ als eines der Gebiete genannt, die in die „souveräne Hauptstadt des Staates Palästina“ einbezogen werden sollen. Die Europäische Union hat bereits ihre Einwände gegen den Plan geäußert, und zwar im Zusammenhang mit ihrer allgemeinen Ablehnung der jüngsten Ankündigungen der Koalition zum Siedlungsausbau. Der Plan wird von einem Großteil des Jerusalemer Stadtrats unterstützt, insbesondere von dem künftigen Bürgermeister Ofer Berkovich, während er von den Merez-Vertretern des Stadtrats und von Peace Now erbittert bekämpft wird, die darin eine Abtrennung des Westjordanlands von Ostjerusalem sehen und damit die Aussichten auf einen lebensfähigen palästinensischen Staat weiter verschlechtern.
Nach Einschätzung von Schafran, der die potenzielle Erschließung als einen Fall von „historischer Gerechtigkeit“ lobt, wird es wahrscheinlich noch zwei bis drei Jahre dauern, bis Traktoren den Boden bearbeiten können. Zwischen 1912 und 1948 lebten Juden in diesem Gebiet, so Schafran. Zu den ersten Bewohnern des Moschaw Atarot gehörte der spätere Premierminister Levi Eschkol. Während des Unabhängigkeitskrieges war der Ort Schauplatz heftiger Kämpfe. Er leistete der jordanischen arabischen Legion Widerstand, bis die Hagana die Räumung anordnete, woraufhin er von den jordanischen Streitkräften geplündert und niedergebrannt und dann für den Flughafen der Haschemiten umfunktioniert wurde.
Schafran merkt an, dass die Idee, hier Wohnungen für die Ultraorthodoxen zu errichten, von säkularen Befürwortern, die sich davon eine Entlastung der zentraleren Gebiete Jerusalems erhoffen, und von den meisten ultraorthodoxen Führern weitgehend unterstützt wird, auch wenn sich einige dagegen aussprechen, dass es sich bei dieser ungünstigen Lage um ein potenzielles Ghetto handelt.
Das Terminalgebäude steht unter Denkmalschutz und wird daher nicht abgerissen. Gerüchte, dass es in eine Jeschiwa umgewandelt werden könnte, weist Schafran zurück, der davon ausgeht, dass es ein Hotel oder möglicherweise ein Museum werden wird.
Wenn dies der Fall wäre, hätte es eine Menge zu erzählen.
Meine Gespräche mit Joram Oppenheimer in Herzlia gibt es jetzt auch als Podcast – zum Beispiel bei Spotify, in Kürze auch bei Apple und allen anderen großen Podcast-Anbietern. So kannst du zuhören, auch ohne am Bildschirm zu sitzen.
Ermöglicht haben dies mehrere Spender, die meine Arbeit großzügig unterstützt haben. Wenn auch du dazu gehören möchtest: hier kannst du helfen – worüber ich mich sehr freuen würde:
Ich wünsche dir einen schönen 3. Adventssonntag sowie eine gute Woche und grüße dich
herzlich, dein Ricklef