ahavta+ zeigt einen jüdischen Blick auf die Kirche
Einen „gewagten Sprung“ nennt es Prof. David Flusser in einem Beitrag von 1990, sich auf die Glaubensüberlieferung der christlichen Kirchen einzulassen.
Zwei Dinge vor allem finde ich bemerkenswert in seinem kurzen Aufsatz. Zum einen, dass ein Jude und Professor für Vergleichende Religionsgeschichte in Jerusalem sich dafür ausspricht, dass Christen die Autorität nicht nur des Neuen Testaments, sondern auch die der Kirche nicht aufgeben sollen. Ja, mit dem Neuen Testament unterstreicht er, „dass die Kirche sozusagen ein Gefäß ist, das mit der Heiligkeit und der Heiligung erfüllt ist“.
Zum anderen jedoch hebt er hervor, dass „das Wagnis Glauben“ heute kein blindes Fürwahrhalten mehr sein kann:
Heute kann ein frommer Mensch nicht das überlieferte Glaubensgut und eine Glaubensdisziplin blindlings übernehmen. Früher konnte man es tun und man fühlte sich geborgen. Heute bleibt einem nichts anderes übrig als sich das Überlieferte im Vertrauen zu der Vergangenheit gläubig zu überlegen, und erst nach diesem Schritt kann man die Überlieferung als das Seine übernehmen. Ich weiß, daß das eine nicht einfache Prozedur ist, und so mancher ist an dieser Schwierigkeit zugrunde gegangen oder ungläubig geworden. Einmal hat mir der berühmte jüdische Philosoph Martin Buber gesagt: »Glauben ist ein Wagnis« – und er hat Recht gehabt, hauptsächlich heute.
Gerade als Jude vertritt David Flusser beide Positionen.
Von der Heiligkeit der Christengemeinde kann er weil sprechen, weil das Neue Testament im 1. Petrusbrief 1,14–16 diese von den Gläubigen unter Verweis auf die Tora fordert:
»Wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig werden im ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: Seid heilig, denn ich bin heilig.« Das Zitat am Ende ist ein Schriftwort aus dem Alten Testament (Lev 19,2). Das Gotteswort sagt aus, daß die Judengemeinde Gott in seiner Herrlichkeit nachahmt. Jetzt steht es im Neuen Testament als eine Forderung an gewesene Heiden.
Der kritische Umgang mit der Tradition wiederum ist der Judengemeinde innewohnend. Sie legt seit zweitausend Jahren jeden Buchstaben der Tora „auf die Goldwaage“ und wendet ihn hin und her, um seine Bedeutung immer wieder neu zu ermessen und auszuloten.
Die entscheidende Schlussfolgerung bei Flusser – und letztlich das einzig zählende Argument gegen einen Kirchenaustritt – lautet:
Wenn man etwas im Glauben und Handeln für falsch hält, soll man es in der Gemeinschaft und nicht außerhalb der Gemeinschaft zu verbessern suchen!
Und ich füge an: Davon sollst du dich auch nicht von unwürdigen und Menschenkinder ebenso wie den Christus missbrauchenden Vertretern der Kirchen abbringen lassen.
Hier nun dein Link zum Download des Beitrages von David Flusser:
aus: David Flusser, Das Christentum – eine jüdische Religion, 1990, 13–16
Die Definition von Antisemitismus durch die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) beinhaltet „die Leugnung des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z. B. durch die Behauptung, dass die Existenz des Staates Israel ein rassistisches Unterfangen ist“.
Genau dies behauptet Amnesty International, wenn sie den Vorwurf, gegen die Palästinenser würde „Apartheid“ ausgeübt werden, nicht nur auf das Westjordanland und Ostjerusalem, sondern auch auf Gaza und sogar ausdrücklich auf das Kernland Israel selbst bezieht.
„Israel = Apartheid“ ist nur eine leicht aktualisierte Variante von „Zionismus = Rassismus“. 1975 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen auf Druck des Sowjetblocks die berüchtigte Resolution „Zionismus = Rassismus“ - eine Behauptung, die so diskreditiert war, dass selbst die UNO sie schließlich zurückzog. Neuer Name, gleiche Rufmordkampagne.