ahavta - Begegnungen am Jom HaAzma'ut
Masal tow und chag sameach zum 74. Geburtstag des Staates Israel
Schalom,
am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet, als David Ben Gurion, der erste Ministerpräsident Israels, in Tel Aviv im Namen der provisorischen Regierung die Unabhängigkeitserklärung verlas. Das hebräische Datum war der 5. Tag des Monats Ijar 5708, und jedes Jahr wird an diesem Tag Jom HaAzma'ut, der Unabhängigkeitstag Israels, gefeiert.
Im Land wird der Tag mit einer offiziellen Zeremonie auf dem Herzl-Berg in Jerusalem mit der Entzündung von 12 Fackeln für die 12 Stämme Israels direkt am Grab des Begründers des Zionismus Theodor Herzl, landesweiten Straßenfesten in der Nacht sowie Wanderungen und Picknicks am Tag gefeiert. Religiöse Juden sprechen besondere Gebete, um Gott für seine Rolle in der wundersamen Geschichte der Gründung und des Fortbestehens des Staates Israel zu danken.
Nach unserem Kalender feiert Israel den 74. Geburtstag seines Staates am 5. Mai 2022.
Masal tow und chag sameach wünscht
mit einem herzlichen Gruß
dein Ricklef Münnich
Israel – das Land der Hoffnung
Der folgende Textauszug ist dem Band „Future Tense. A Vision for Jews and Judaism in the Global Culture“ (2009), S. 139f., von Rabbiner Jonathan Sacks entnommen:
Vor sechsundzwanzig Jahrhunderten, im babylonischen Exil, hatte der Prophet Hesekiel die eindringlichste aller prophetischen Visionen. Er sah ein Tal aus trockenen Knochen, einen Haufen von Skeletten. Gott fragte ihn: „Menschensohn, können diese Gebeine leben?“ Hesekiel antwortete: „Gott, Du allein weißt es.“
Da kamen die Knochen zusammen, und es wuchs ihnen Fleisch und Haut, und sie begannen zu atmen und wieder zu leben. Dann sagte Gott: „Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Sie sagen: Unsere Gebeine sind verdorrt, unsere Hoffnung ist verloren [awda tikwateinu]. Darum prophezeie und sprich zu ihnen: Das ist es, was Gott sagt: Mein Volk, ich werde eure Gräber öffnen und euch daraus hervorholen; ich werde euch in das Land Israel zurückbringen“ (Hesekiel 37,1-14).
Auf diese Stelle spielte Naftali Herz Imber 1877 an, als er in dem Lied, das zur israelischen Nationalhymne Hatikwa wurde, den Satz od lo awda tikwateinu, „unsere Hoffnung ist noch nicht verloren“, schrieb. Er konnte nicht ahnen, dass siebzig Jahre später ein Drittel des jüdischen Volkes in Auschwitz und Treblinka zu einem Tal der trockenen Knochen geworden sein würde. Wer hätte es ihm verdenken können, wenn er gesagt hätte: „Unsere Gebeine sind verdorrt, unsere Hoffnung ist verloren“?
Und doch hat das jüdische Volk nur drei Jahre, nachdem es dem Todesengel gegenüberstand, mit der Ausrufung des Staates Israel ein bedeutsames Lebensbekenntnis abgelegt, als hätte es über die Jahrhunderte hinweg das Echo von Gottes Worten an Hesekiel vernommen: „Ich werde dich in das Land Israel zurückbringen“.
Und eines Tages wird es soweit sein, dass die Geschichte Israels in der Neuzeit nicht nur zu Juden spricht, sondern zu allen, die an die Kraft des menschlichen Geistes glauben, wenn er seine Hand nach Gott ausstreckt, als immerwährendes Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod, der Hoffnung über die Verzweiflung.
Israel hat ein unfruchtbares Land wieder zum Blühen gebracht. Es hat eine alte Sprache, das Hebräisch der Bibel, wieder zum Sprechen gebracht. Es hat den ältesten Glauben des Westens genommen und ihn wieder jung gemacht. Es hat ein zerrüttetes, zerschlagenes Land wieder zum Leben erweckt.
Israel ist das Land, dessen Nationalhymne HaTikva „Hoffnung“ bedeutet.
Israel ist die Heimat der Hoffnung.
Ein Drittel des jüdischen Volkes verbrannt und verscharrt
Der israelische Unabhängigkeitstag kann nicht gefeiert werden, ohne genau eine Woche zuvor am Jom HaSchoa den Opfern des Versuches der Vernichtung des jüdischen Volkes zu gedenken.
Diesem Anlass war eine Sonderausgabe von ahavta+ gewidmet. Du bekommst sie nachträglich und umgehend, wenn du den Mitgliederbrief ahavta+ abonnierst. Hier geht es zur Bestellung.
Dazu bekommst du das digitale Buch „Zehn Wege zu Gott“ von Rabbiner Jonathan Sacks. Denn aus den in ahavta+ erschienenen und übersetzten Texten des 2020 verstorbenen Chief Rabbi Großbritanniens ist ein kleines Bändchen (32 Seiten) entstanden.
Mein heutiges besonderes Angebot: Wenn du ein neues Mitglied für ahavta+ wirbst, erhaltet ihr beide das Büchlein, das die Grundlagen jüdischen Lebens entfaltet.
Ma haMazaw – Gespräch zum Jom HaAzma'ut
Die Ukraine wird gerade eine Nation und der Staat Israel feiert Geburtstag
Israel werden derzeit sowohl von der Ukraine wie auch von Russland Vorwürfe gemacht und merkwürdige bis schräge historische Vergleiche und Behauptungen herangezogen. Mit Joram Oppenheimer in Herzliya sprach ich gestern über den andauernden Krieg zwischen den beiden Ländern und über Israels Position dazu.
Wenn die Ukraine noch keine Nation war, schweißt der Krieg sie jetzt zu einer zusammen, meint Joram. Israel ist ein Volk, das jüdische Volk. Seit 1948 hat dieses einen eigenen Staat. Am 5. Mai 2022 feiern die Israelis ihren Unabhängigkeitstag, Jom HaAzma'ut. Was gibt es zu feiern?
Joram schaut auf die Erfolge seines Landes, von denen es sehr viele gibt. Dass die Israelis gleichwohl immer etwa zu schimpfen hätten, zeige gerade ihr Engagement und ihre Teilhabe am zionistischen Projekt.
Du kannst seinen Gedanken zuhören in der zehnten Folge des Podcast Ma Hamazaw? Was ist los in Israel?:
Die Audioreihe gibt es außerdem überall dort, wo man Podcasts hören kann. Darüber hinaus auch wieder auf meinem YouTube-Kanal:
Israelische Bevölkerung wächst auf 9,5 Millionen
Die israelische Bevölkerung ist innerhalb eines jüdischen Jahres um 176.000 Menschen gewachsen. Das entspricht einer Wachstumsrate von 1,9 Prozent (Statistik 2021 bei einem etwas kürzeren Jahr: 1,5 Prozent), wie das Zentrale Statistikbüro der Regierung am Sonntag mitteilte. Anlass für die Veröffentlichung ist der bevorstehende Unabhängigkeitstag (Jom HaAtzma’ut).
Damit gehören dem israelischen Staatsvolk nun 9,506 Millionen Menschen an. Insgesamt wurden 191.000 Babys geboren (2021: 167.000). Gleichzeitig kamen 38.000 Personen durch Einwanderung ins Land (2021: 16.300). 55.000 Menschen starben.
Die Einwanderungszahlen sind die höchsten seit zwei Jahrzehnten, wie die Jewish Agency (Sochnut) am Sonntag ebenfalls anlässlich des Unabhängigkeitstages mitteilte. Die Einwanderungsbehörde führt das unter anderem auf den Krieg in der Ukraine zurück, nennt aber auch die Corona-Krise als Grund für größeres Interesse an der sogenannten Alija. Laut den Sochnut-Zahlen stammen von den 38.000 Neueinwanderern 19.000 aus der Ukraine und Russland, 4.000 aus den USA und 3.700 aus Frankreich.
Eine Zahl, auf die ebenfalls immer wieder aufmerksam geschielt wird, ist die Entwicklung des jüdischen Bevölkerungsanteils. Laut Statistikbüro sind zur Zeit 73,9 Prozent der Israelis Juden, 21,1 Prozent Araber und 5 Prozent Teil einer anderen Volksgruppe. Dies entspricht den Anteilen von vor einem Jahr. Vor zehn Jahren waren noch 75,3 Prozent Juden und nur 20,6 Prozent Araber bei insgesamt 7,881 Millionen Bürgern.
Alles in allem gilt das israelische Staatsvolk als jung: Rund 28 Prozent sind Kinder zwischen 0 und 14 Jahren. Das Statistikbüro geht davon aus, dass die israelische Bevölkerung bis 2030 auf 11,1 Millionen Menschen zunehmen wird, bis 2040 auf 13,2 Millionen und bis 2048, zum 100. Jahrestag der Staatsgründung, auf 15,2 Millionen.
(Quelle: Israelnetz vom 3. Mai 2022)