In diesem Jahr fällt der christliche Weihnachtstag am 25. Dezember zusammen mit dem jüdischen Anzünden des ersten Chanukka-Lichtes. So wird der ahavta adventskalender abgelöst von Gedanken zum Lichterfest. Heute kommen diese von Rabbiner Andrew Steiman.
Chag Chanukka sameach!
Das Zusammentreffen von erstem Weihnachtstag (25. Dezember) und erstem Chanukka-Licht (25. Kislew) ist eine günstige Gelegenheit, an eine etwas vergessene Lesart des Begriffs Chanukka zu erinnern. (hem) chanu be-kaw-he – (sie) ruhten aus am kaw-he. Mit kaw-he ist die 25 gemeint; der Buchstabe kaw hat den Wert 20, he ist 5. Gemeint sind also die Makkabäer, die sich von ihrem Kampf am 25. Kislew ausruhen konnten.
Chanukka ist auch wortverwandt mit Chinuch, was Bildung bedeutet. Daher ist es Brauch, mit den Kindern spielerisch zu lernen. Ähnlich wie bei anderen Festen sollen sie Fragen stellen: „Warum essen wir süße, fettige Sachen?“ Zwar essen Kinder gerne Süßes und Fettes, sollten es aber normalerweise nicht, da zu viel davon ungesund ist. Doch an Chanukka soll ihre Neugier geweckt werden, wenn sie sehen, dass auch die Erwachsenen Süßes und Fettiges essen. Dann kann ihnen die Chanukka-Geschichte erzählt werden, die mit einem süßen Öl-Wunder endet.
Mehr zu Chanukka als „Bildungsereignis“ erfährst du in dem Gespräch in der Reihe „Streitkultur“ des Deutschlandradios, das ich am 21. Dezember mit Mirjam Wenzel über „Weihnukka“ als christlich-jüdisches Fest geführt habe.
Und natürlich lernen alle mit dem Dreidel !
Jede Seite des Dreidels zeigt einen anderen hebräischen Buchstaben: נ (Nun), ג (Gimel), ה (He), ש (Schin). Sie stehen für den Satz Nes Gadol Haja Scham, „Ein großes Wunder geschah dort“. Der Legende nach verboten die Seleukiden während ihrer Herrschaft über Israel im 2. Jahrhundert v. Chr. den Juden das Lehren und Erlernen der Torah. Die Ausübung des jüdischen Glaubens wurde mit Gefängnis oder Tod bestraft. Die gläubig gebliebenen Juden hielten ihre Kinder trotz des Verbotes zum Studium der religiösen Traditionen an. Tauchten syrische Patrouillen auf, hatten die Kinder schnell den Dreidel zur Hand und taten so, als spielten sie damit. Man behauptete, man habe sich nur zum Spielen getroffen. So trug der Dreidel zur Erhaltung des Judentums bei.
Einen virtuellen Dreidel kannst du hier drehen und dabei die Spielregeln lernen: Chanukka-Dreidel.
Zum Schluss noch eine Frage: Kennst du die Geschichte von sof-gan-yud-he? Verballhornt ergibt das Sufganiya; soll heißen: „Ende des Gartens Gottes“ – angeblich gab es Sufganiyot nach der Vertreibung aus dem Paradies, als Trost sozusagen.
Außerdem hat Sufganiya die gleiche Wurzel wie sfog = Schwamm. Und genau diese Assoziation kommt mir immer, wenn ich in eine Sufganiya beiße: Schmeckt irgendwie schwammig…
Andrew Aryeh Steiman