Chanukka • das 5. Licht || Ich hasse Chanukka!
Rabbiner Dr. Daniel Katz erklärt, warum ihm der Hype um Chanukka suspekt ist – und warum Schofar und Fastenbrechen den Latkes (fast) immer die Show stehlen sollten.
Ein täglicher Gedanke zu Chanukka von einem der jüdischen Autoren bei ahavta - Begegnungen tritt neben den „ahavta adventskalender“ – und dieser etwas zurück. Im Verlauf des Festes wird er nicht per E-Mail verschickt. Auf der Website findest du jedoch das gewohnte Foto mit einem Zitat.
Ich hasse Chanukka. Als Rabbiner tut es mir leid, zu sehen, wie eifrig so viele Leute dieses historisch spät eingeführte (ja, dieses nachbiblische) Fest begehen, das nicht dasselbe religiöse Gewicht hat wie Schawuot und Schabbat. Wenn man einwendet, dass die Leute Reibekuchen lieben, entgegne ich, dass es nicht von Rabbinern, sondern allenfalls von Ärzten oder Ernährungswissenschaftlern verboten ist, auch zu Schabbat und über das gesamte Kalenderjahr hinweg (ausgenommen Jom Kippur und Pessach) Reibekuchen zu essen.
Die Feste des Monats Tischri haben große Vorteile gegenüber Chanukka! Sie sind die grundlegenden Feste des Judentums. Der Klang des Schofars erneuert die Seele. Bei Jom Kippur verliert man Kalorien. Die Pflanzen zu Sukkot (Lulaw, Etrog, Weiden, Myrten) sehen schön aus und duften angenehm.
Und das Beste ist: Unsere Herbstfeiertage finden zu einer Jahreszeit statt, in der die Christen ihre Feiertage nicht begehen. Wir müssen keine Sorge haben, dass ein dicker roter Mann alle Kuchen auffrisst, bevor wir nach Ne’ila den Tisch zum Fastenbrechen erreichen. Wir wissen, dass keine Elfen die Etrogim als Bälle benutzen und sie dabei kaputtmachen werden. Wir sind sicher, dass kein Rentier das Widderhorn mit seinem eigenen Kopfschmuck verwechseln, es anprobieren und mit der Beute weglaufen wird.
Aber das arme Chanukka-Fest wird häufig durch die Nähe zu Weihnachten in den Hintergrund gedrängt. Weihnachten verleiht Chanukka durch den Vergleich – weil Weihnachten das zweitwichtigste Fest der Christen ist – eine falsche Wichtigkeit, die Chanukka nicht verdient. Unser Feiertag, der mit einem Neujahrstag verbunden wird, ist Rosch Haschana, nicht Chanukka. Unser Feiertag, den wir mit Pflanzenschmuck feiern, ist Sukkot, nicht Chanukka. Und unseren Feiertag, an dem wir die Geburt Gottes feiern, gibt es nicht, weil unser Gott nie geboren wurde und nie sterben wird, sondern ewig war, ist und sein wird.
Trotzdem hoffe ich, dass viele Leute zu Chanukka die Synagoge besuchen werden – aber bitte nicht vergessen, dass auch der Schabbat Freude macht, selbst ohne Reibekuchen!

