Chanukka • das 6. Licht || Nach zwei Jahren der Dunkelheit
Naomi Ehrlich Kupermann: In den vergangenen zwei Jahren wurde Chanukka mit weniger Licht und mehr Traurigkeit und Sorge gefeiert.
Ein täglicher Gedanke zu Chanukka von einem der jüdischen Autoren bei ahavta - Begegnungen tritt neben den „ahavta adventskalender“ – und dieser etwas zurück. Im Verlauf des Festes wird er nicht per E-Mail verschickt. Auf der Website findest du jedoch das gewohnte Foto mit einem Zitat.
Viele Familien und Menschen konnten überhaupt nicht feiern. Wie soll man da wahrhaftig feiern können, wenn ringsumher Krieg herrscht? Wenn Familien ihre Söhne und Töchter betrauern, die im Kampf gefallen sind? Wenn andere in ständiger Qual und Sorge leben, weil ihre Liebsten als Geiseln in Gaza festgehalten werden, und jeder verstrichene Tag das Leid nur noch vergrößert? Selbst wer nicht unmittelbar betroffen war, spürte diese schwere Last und eine tiefe Verbundenheit mit dem Schmerz. So war das Fest, dessen Kern das Licht und der Sieg des Glaubens sind, zwar ein ritueller Zeitpunkt, aber kein Anlass zur Freude.
Dieses Jahr jedoch feiern wir mit Freude.
Alle Geiseln sind nach Hause zurückgekehrt. Die Überlebenden widmen sich nun der Heilung und dem Wiederaufbau ihres Lebens und ihrer Familien. Und diejenigen, die als Gefallene zurückgebracht wurden – darunter Hauptmann Hadar Goldin, der zehn Jahre lang als Geisel in Gaza festgehalten wurde –, haben endlich ihre letzte Ruhe gefunden. Bis auf den Polizeioffizier Ran Gvili, auf dessen Heimkehr wir noch immer hoffen, haben alle Gefallenen ein würdevolles jüdisches Begräbnis erhalten. Sie haben nun eine Ruhestätte, einen Ort des Gedenkens, den ihre Familien und Freunde jederzeit besuchen können, um ihren Liebsten nah zu sein.
Das Leben ist ein Zusammenspiel aus Licht und Schatten, aus Ebbe und Flut, aus Geburt und Tod. Unser Leben hier in dieser Region ist das einer kleinen Minderheit, die um ihre Existenz kämpft, die den Frieden dem Krieg vorzieht, die sich nach Musik und Tanz sehnt statt nach Sirenen und Raketen, die uns in Angst versetzen und in Schutzräume zwingen.
Während ich diese Zeilen über ein Volk schreibe, das um sein Leben kämpft, erreichen uns entsetzliche Nachrichten vom anderen Ende der Welt. Aus Sydney in Australien hören wir vom Mord an Unschuldigen: 15 Opfer, darunter ein Holocaust-Überlebender und ein elfjähriges Mädchen, sowie viele Verletzte. Der Judenhass scheint ungebrochen und grenzenlos. In Amsterdam störten Hunderte Pro-Palästinenser die Zeremonie zum Entzünden der ersten Chanukka-Kerze und bedrohten die Anwesenden. Jüdische Institutionen weltweit stehen unter permanenter Gefahr. Mancherorts fehlt es an Schutz und am Willen, die jüdische Gemeinschaft zu verteidigen, während gegen die Bedroher kaum vorgegangen wird. Was geschieht nur mit unserer Welt?
Juden in Israel und auf der ganzen Welt wollen einfach nur leben, das Leben genießen und – so Gott will – in Frieden mit ihren Nachbarn wohnen. Wir wünschen uns Nachbarn, die unsere ausgestreckte Hand ergreifen und unsere Anwesenheit akzeptieren, statt uns aufgrund unseres Glaubens vernichten zu wollen.
In dieser Hoffnung entzünden wir die Chanukka-Kerzen und wünschen zugleich ein frohes Weihnachtsfest. Denn sowohl Chanukka als auch Weihnachten sind Feste des Lichts und der Liebe.
Mein Dank gilt allen Freunden und Unterstützern Israels und des Judentums, wo immer sie sein mögen.
Frohe Feiertage für uns alle! 🕎🙏🏻🎅🌲
Naomi Ehrlich Kupermann


