ahavta+ || Christen im Nahen Osten und das Wort von der Versöhnung
Die anti-israelische Seite des palästinensischen und arabischen Christentums
Am vergangenen Sonntag schrieb ich darüber, dass nach dem Lukasevangelium Jesus sich nach seiner Kreuzigung darin als lebendig erweist, dass er selbst als Ausleger der Tora begegnet (24,27). Als Meister des Midrasch verknüpft er die Mosebücher, die Propheten und die übrigen Schriften, um zu zeigen, wie die Erlösung Israels mit seiner Person verbunden ist. Die Erlösung ist eine „aus der Hand unserer Feinde“, wie das Evangelium bereits im 1. Kapitel unter Berufung auf die Verheißungen an Abraham ankündigte (1,71–73). Und sie ereignet sich JETZT, indem die Völker sich mit dem Gottesvolk versöhnen lassen.
In dieser Tora bleibt Jesus lebendig. Daher ist es kein Zufall, dass Paulus in den letzten Versen der lukanischen Apostelgeschichte die vom Auferweckten gelernte Toraauslegung mit fast den gleichen Worten wie Jesus weitergibt: Er erklärte und bezeugte ihnen die Herrschaft Gottes, indem er sie mit dem, was über Jesus in der Tora und in den prophetischen Schriften gesagt ist, zu überzeugen suchte. Lediglich die übrigen Schriften des Tenach werden hier nicht ausdrücklich mitgenannt.
In seinen eigenen Worten beschreibt der Apostel Paulus es in 2. Korinther 5,18 so: Alles kommt von Gott, der uns durch den Messias Jesus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat.
Aber ist das Christentum seitdem wirklich mit dem Fortbestehen des jüdischen Volkes als Gottesvolk und, besonders aktuell, mit der Existenz des Staates Israel versöhnt? Für Teile der Christenheit des Westens in der römisch-katholischen Kirche und in den Kirchen der Reformation mag dies inzwischen gelten. Aber für die Christen im Nahen Osten?
Solange die weltweite Christenheit, die Ökumene, in der Frage des Verhältnisses zum jüdischen Volk und seiner Existenz in einem jüdischen Staat zutiefst gespalten ist, müssen sich alle miteinander sagen: Wir erfüllen den Auftrag von Jesus als Messias nicht; wir werden Gottes Handeln in ihm nicht gerecht.
Ich wünsche dir einen guten Sonntag und Jüdinnen und Juden Moadim LeSimcha
dein Ricklef Münnich
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