der ahavta adventskalender • 1
Das 1. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jeschua haMaschiach
In diesem Jahr enthält der ahavta adventskalender 24 Zitate, die mir etwas bedeuten. Von Jüdinnen und Juden, die etwas weiterzugeben haben.
Das erste Wort hat Leonard Cohen sel.A. (1934–2016).
Die Liedzeile stammt aus „Anthem“. Der Song erschien erstmals auf seinem neunten Studioalbum mit dem Titel „The Future“. Das Album kam am 24. November 1992 heraus. Hier kannst du – auch wegen der schönen Einleitung – Cohens Live-Auftritt 2008 in London sehen:
In den Zeilen aus „Anthem“ bezieht sich Leonard Cohen auf ein zentrales Motiv der Lurianischen Kabbala: den sogenannten „Bruch der Gefäße“ (Schewirat HaKelim). Der kanadische Sänger und Dichter greift hier den Gedanken auf, dass die Schöpfung von Anfang an unvollkommen und zerbrochen ist, dieser Zustand aber notwendig ist, damit Göttlichkeit erfahrbar wird.
Der kabbalistische Hintergrund
Die Metapher des „Risses“ (crack) geht auf die Lehren des Mystikers Isaak Luria (16. Jahrhundert) zurück, dessen Schöpfungsmythos die moderne jüdische Mystik prägt. Nach Lurias Lehre zog sich Gott zurück (Zimzum), um Raum für die Welt zu schaffen, und sandte dann Licht in materielle „Gefäße“. Dieses göttliche Licht war jedoch zu stark, weshalb die Gefäße zerbarsten.
Die Scherben dieser Gefäße fielen in die Welt hinab und hielten dabei göttliche Lichtfunken (Nizozot) gefangen. Die Dunkelheit und das Böse der Welt sind somit die Schalen (Kelim), in denen das heilige Licht verborgen ist.
Cohens Zeile „That’s how the light gets in“ dreht die Perspektive leicht um: Während die Kabbala meist davon spricht, dass das Licht befreit werden muss (durch Tikkun Olam, die Reparatur der Welt), betont Cohen, dass der Riss selbst der Zugangspunkt für das Licht ist. Nur durch das Zerbrochene kann das Göttliche in unsere Realität dringen oder aus ihr hervorleuchten.
Cohens Interpretation: Die Absage an den Perfektionismus
Cohen nutzt diese mystische Kosmologie, um eine psychologische und spirituelle Botschaft zu formulieren, die menschliche Unzulänglichkeit tröstend umdeutet. „Forget your perfect offering“: Die Aufforderung im Liedtext, das „perfekte Opfer“ zu vergessen, ist eine direkte Kritik an religiösem oder persönlichem Perfektionismus. Da die Welt wesensmäßig gebrochen ist (der „Riss in allem“), ist Perfektion eine Illusion.
Anstatt zu versuchen, den Riss zu kitten und makellos zu werden, fordert Cohen dazu auf, die Gebrochenheit als den Ort anzuerkennen, an dem spirituelle Begegnung stattfindet. Dies korrespondiert mit chassidischen Lehren, wonach ein „gebrochenes Herz“ Gott oft näher ist als ein stolzes, ganzes Herz.
Meditationsfrage:
Welche Risse und Brüche in meinem Leben haben unerwarteterweise Licht und neue Einsichten hereingelassen?
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