der ahavta adventskalender • 19
Das 19. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jeschua haMaschiach
Johann Peter Hebel (1760–1826) veröffentlichte seine Kalendergeschichten als Sammlung kurzer Erzählungen, die ursprünglich im „Rheinländischen Hausfreund“, einem populären Kalender seiner Zeit erschienen waren. Oft basierten sie auf wahren Begebenheiten, die er bearbeitet und literarisch ausgestaltet hat.
Eine Art jüdisches Pendant der Gegenwart sind die Rabbinischen Resonanzen von Rabbiner Dr. Walter Rothschild. Wie die „Kalendergeschichten“ Einblicke in die Lebens- und Denkweise der Menschen im 18. und 19. Jahrhundert geben, so erzählen die „Rabbinischen Resonanzen“ von authentischen Lebensstationen von Mitgliedern der von Rothschild betreuten jüdischen Gemeinden in Nordengland, auf Aruba, in Berlin und vielen kleinen liberalen Gemeinden in Deutschland und Polen und spiegeln damit tragische oder humorvolle, einzigartige oder alltägliche Seiten jüdischen Lebens in den vergangenen 40 Jahren.
Als Rabbiner wurde mir beigebracht, immer hinter eine Geschichte zu blicken, zu sehen, was sich in den Zwischenräumen zwischen den Buchstaben und zwischen den Zeilen verbirgt…; sensibel zu sein, wie der Prophet Elija, für stille, kleine Stimmen.
Den ersten Band der im Selbstverlag erschienenen „Rabbinischen Resonanzen“ mit 329 Seiten kannst du für 8,55 EUR hier bei amazon bestellen. Auch Band 2 ist inzwischen mit 282 Seiten erschienen (9,62 EUR hier bei amazon bestellbar).
Als heutiges Kalenderblatt bei ahavta - Begegnungen liest du aus Band 1, S. 256–267:
Der Partisan
Ihm fehlte der vierte Finger an seiner linken Hand. Und er sprach auf eine Weise, die ich nur als ‚schweren osteuropäischen Akzent‘ bezeichnen kann – aber wer bin ich schon, dass ich zwischen einem polnischen, einem litauischen oder russischen Akzent unterscheiden könnte?
Er wollte eine Gedenktafel bestellen, sagte er, doch erst müsse er mit mir sprechen.
„Sehr schön, kommen Sie rein, nehmen Sie Platz…“
Es ging um ein relativ neues Projekt. Ein Teil der hinteren Synagogenwand sollte für mehrere Reihen rechteckiger Gedenktafeln aus Messing verwendet werden. Diese Tafeln konnten von den Mitgliedern erworben und einem Toten gewidmet werden, an den sie sich erinnern wollten. Der Preis war natürlich höher als die Kosten für die Messingtafel und das Gravieren, denn die Idee dahinter war vor allem, Geld für die Synagoge aufzutreiben. Dennoch kam solch ein Projekt den Gefühlen der Menschen entgegen: So etwas hatte gefehlt und deshalb hatte der Vorstand diese Idee diskutiert (viele Male), hatte Kostenvoranschläge machen lassen (viele Male), die Abstimmung durchgeführt und eine Holztafel anbringen lassen. Wir hatten darüber im Mitteilungsblatt der Synagoge informiert. Es hatte natürlich gleich ein paar Probleme gegeben, weil einige Leute nichtjüdische Familienmitglieder auf die Liste gesetzt hatten (wir hatten viele Mitglieder, deren Eltern keine Juden gewesen waren); deshalb hatte die Anzeige sehr vorsichtig formuliert werden müssen. Wir brauchten den bürgerlichen Namen, den hebräischen Namen, das Geburts- und das Todesdatum. Wenn möglich nach dem jüdischen Kalender. „Der Rabbi wird Ihnen helfen, die jüdischen Daten herauszufinden, wenn Sie sie nicht haben“ stand da, und ich hatte schon ein paarmal die vergleichenden Kalender im Anhang eines Nachschlagewerks konsultieren müssen oder versucht herauszubekommen, wie man bestimmte Namen schrieb, die mir auf Jiddisch gesagt wurden. Was kam jetzt?
„Es ist so,“ sagte mein Besucher, atmete tief und sah sich kurz in meinem Zimmer um. Er wich meinem Blick aus, aber das war nicht ungewöhnlich. „Ich möchte eine Tafel für jemanden, den ich einmal gekannt habe, aber ich habe nicht alle Details.“ „Für ein Familienmitglied?“ fragte ich.
„Nein. Für eine Frau, die ich kannte. Wir haben zusammen ein paar Leute getötet und sie hat mir einmal sogar das Leben gerettet. Jetzt bin ich alt und erinnere mich immer besser an die Dinge, die zurückliegen; vielleicht erinnere ich mich an diese sogar besser, als mir lieb ist. Nun habe ich das Gefühl, dass ich ihren Namen irgendwo festhalten möchte. Als ich diese Anzeige im Gemeindebrief gesehen habe, dachte ich gleich.“
Ein wenig verblüfft starrte ich den grauhaarigen Herrn an. Viele meiner Pensionäre haben Geschichten zu erzählen, aber dieser hatte offensichtlich gleich mehrere auf Lager. Vielleicht fing ja alles mit dem fehlenden Finger an…
Er musste meinen Gesichtsausdruck bemerkt habe und lächelte. Na ja, es war eine Art Lächeln. „Ich war Partisan, Rabbi,“ sagte er leise. „Wir waren beide Partisanen. Wissen Sie, was das bedeutete?“
Ich hatte einige Fotos gesehen, einige Artikel gelesen, die Plattenhüllen von jiddischen Platten mit Kampfliedern – Gab es da nicht dieses Partisanenlied ‚*Sog nit keinmol*‘ – ‚Sag nie, du gehst den letzten Weg…‘? Aber das war auch schon alles. Ich erwähnte das, um ihm zu zeigen, dass ich kein kompletter Idiot war, dass diese Angelegenheit ansonsten aber nicht zu meinem direkten Erfahrungsbereich gehörte.
„Wir waren Soldaten außerhalb von Recht und Gesetz. Amateure. Wir waren nicht ausgebildet – wir lernten bei den Aktionen, die wir durchführten. Wir waren alle Menschen, die irgendwie überlebt hatten und in die Wälder gegangen waren. Dort hatten wir durch etwas Glück eine Gruppe getroffen, die uns aufnahm und uns ein Gewehr und etwas zu essen gab. Wenn nicht…“ Er ließ den Satz in der Luft hängen.
Ich ließ ihn ebenfalls hängen.
„Wir kämpften im Krieg, aber wir hatten keine Uniformen, auch keine Dienstnummern. Wir waren anonym und ein absolut verlorener Haufen. Normalerweise versteckten wir uns bei Tag oder spähten etwas aus. Nachts zogen wir dann los, um zu töten oder zu sabotieren. Unsere Ziele waren Eisenbahnlinien, Lastwagen, Brücken, Signalstellwerke, irgendwelche Depots oder Wachtposten, alles, was wir finden konnten. Anfangs hatten wir überhaupt keine Ausrüstung; später bekamen wir dann ein bisschen Sprengstoff und bessere Waffen. Allerdings konnte man schon eine Menge Unheil anrichten, wenn man die Schrauben von Eisenbahnschienen entfernte, oder Telegrafenmasten mit der Axt umlegte. Und man brauchte auch keinen Panzer und keine schwere Artillerie, um Menschen umzubringen.“
Ich warf unwillkürlich einen Blick auf seine Hand. Er bemerkte es.
„Die Leute haben falsche Vorstellungen vom Krieg“ sagte er. „Es kommt nicht so sehr darauf an, den Mann umzubringen, der die Waffe in der Hand hält. Das ist natürlich eine Möglichkeit, aber es ist schwierig und gefährlich. Er hat ein Gewehr, er ist ausgebildet und er hat genauso viel Angst wie du. Deshalb wird er schießen.
Wenn du aber einen Zug in die Luft sprengst, der Munition zur Front bringt, oder wenn du den Zugführer umbringst, dann kann der Mann mit dem Gewehr nicht schießen, denn er hat ja keine Munition. Wenn du den Zug in die Luft sprengst, der Nahrungsmittel oder warme Kleidung an die Front bringt, dann wird der Mann mit dem Gewehr Hunger leiden und frieren und vermutlich nicht so gut schießen. Es ist sehr schwer Leute zu töten, die in Panzern sitzen, denn sie sind geschützt und gut bewaffnet. Aber wenn du den Zug in die Luft sprengst, der Treibstoff zur Front bringt, dann kann der Mann mit dem Panzer nicht fahren und der Panzer ist nicht mehr viel wert. Wir verfolgten also das Ziel, den Feind an seinem schwächsten Punkt anzugreifen, nicht am stärksten. Und zwar so lange, bis er freiwillig nach Hause geht und dich in Ruhe lässt.
Möglicherweise wird sich der Feind auch anstrengen, alle Züge zu schützen und sämtliche Brücken und Bahnhöfe und Depots, aber das bedeutet, dass er dann weniger Soldaten hat, die er mit Gewehren an die Front schicken kann. Und so zwingt ihn die Partisanentaktik vielleicht dazu, dass er eine Division seiner Armee dort abziehen muss, wo er sie braucht, und sie dorthin bringst wo *du* es notwendig gemacht hast.
Das ist die Strategie aller Partisanen. Nicht kämpfen, sondern belästigen, zerstören und töten. Und nachdem mein *Schtetl* verbrannt war – das ist aber eine andere Geschichte – musste ich fort und ging in den Wald. Ich traf ein paar Leute und hatte Glück: Die nächsten anderthalb Jahre verbrachte ich mit dieser Partisanengruppe. Es war ein ziemlich hartes Leben. Töten ist auch ziemlich hart. Ich war jung, aber ich lernte schnell. Und ich war fit.
Die Sache ist nun die – in meiner Gruppe benutzten wir keine Familiennamen. Dafür gab es viele Gründe. Vielleicht hatte ja jemand von deiner Familie überlebt und wenn du geschnappt wurdest, konnten Verwandte verhaftet und bestraft werden. Aber in den meisten Fällen lag es daran, dass wir keine Familien mehr hatten und es hätte zu sehr geschmerzt, die Namen von Familien zu benutzen, die es nicht mehr gab. Also benutzten. wir nur unsere Vornamen oder Spitznamen oder sogar Decknamen. Und genau da liegt mein Problem. Ich möchte eine Gedenktafel für eine Frau bestellen, die für mich sehr wichtig war. Aber ich kenne ihren richtigen Namen nicht. Geht das trotzdem?“
Das war natürlich ungewöhnlich. Aber bestimmt nicht ausgeschlossen, überlegte ich und nickte.
Er fuhr fort: „Natürlich waren die Chancen zu überleben sehr gering. Wir lebten ja die ganze Zeit versteckt. Im Sommer bedeutete das Staub, im Herbst Schlamm und im Winter war es noch schlimmer, da lag Schnee und man hinterließ Spuren, egal, wie vorsichtig man war. Und alle waren verängstigt, auch die Dorfleute, deshalb war die Gefahr, verraten zu werden, auch sehr hoch. Wir hätten das nur unterbinden können, wenn wir ihnen noch mehr Angst gemacht hätten als der Feind, aber das gelang uns nicht. Und wir alle wussten: Früher oder später würde der Feind uns finden und es würde zu einem Kampf kommen und er würde mehr Waffen und Munition und Lastwagen und Panzer haben als wir. Aber die Idee war ja auch nicht, für immer zu überleben – ich glaube nicht, dass wir je über „nach dem Krieg“ oder so etwas sprachen – wir wollten nur so lange leben, damit wir ein paar andere umbringen konnten, bevor wir selbst getötet wurden. Sie hatten unser Leben zerstört, unser Zuhause, unsere Hoffnungen, unsere Familien – dafür wollten wir auch etwas zerstören. Natürlich gab es unter uns auch welche, die an eine Ideologie glaubten. Die Russen schickten Beauftragte, Kommissaren, die uns überzeugen wollten, für „die Sache“ zu kämpfen. Aber ich glaube, die meisten von uns hatten einfach die Vorstellung aufgegeben, irgendwann einmal ein normales Leben zu führen, zu arbeiten, eine Familie zu haben. Wir wollten einfach die Zeit nutzen, wie wir noch hatten.
Ich gehe nie im Wald spazieren – davon habe ich genug gehabt. Und als ich einmal zufällig einen Film über diesen ‚Robin Hood‘ sah, musste ich den Fernseher ausschalten. All diese netten Außenseiter, die so gut ernährt und so sauber und ordentlich angezogen aussehen! Damals habe ich meine Schuhe vier Monate lang nicht ausgezogen. Wir lebten in einer Gegend voller Insekten, krabbelnder und fliegender. Warum sollten wir uns um ein bisschen Dreck oder um gelegentliche Läuse kümmern? Man musste bereit sein, immer, um schnell weglaufen zu können.“
Wieder eine Pause. Ich hatte gelernt – eine schmerzhafte, aber wichtige Lektion –, dass es nicht immer notwendig ist, eine Pause zu unterbrechen. Warte einfach darauf, bis die andere Person es für dich tut.
„Nun, ich war siebzehn Jahre alt und verliebt. Es gibt kein anderes Wort dafür und ich möchte auch kein anderes Wort benutzen, Rabbi. Sie war ein paar Jahre älter als ich, sie kam von irgendwo her, weiter aus dem Norden als ich – sie hat mir nie gesagt, woher genau. Und man hat auch nicht gefragt. Ich merkte es nur an ihrem Akzent. Sie hatte braune Augen und braune Haare und trug eine Baskenmütze. Und sie hatte ein wundervolles Lächeln. Sie hatte angefangen zu studieren, aber dann ging das nicht mehr, Ich weiß nicht einmal, was sie studiert hat. Sie hieß Hella – jedenfalls nannten wir sie so. Sie war eine echte Partisanin. Sie konnte mit einem Messer genauso gut wie mit einem Gewehr umgehen und sie benutzte beides. Hella hat mindestens sieben Deutsche umgebracht, persönlich, direkt. Die bei den Explosionen Getöteten sind da noch nicht mit eingerechnet. Sie könnte eine Straße entlanggehen mit wiegenden Hüften, und einem Wachmann oder einem Posten an einer Wegsperre oder eine Brücke zulächeln und ihn dann später erledigen, wenn er nicht mehr im Dienst war. Einmal waren drei von uns von einer Patrouille von vier Soldaten geschnappt worden, während wir eine Brücke erkundeten, ohne Waffen, um unschuldig auszusehen. Sie zwangen uns, auf eine kleine Holzpalisade, die ein Eisenbahnstellwerk umgab, zuzugehen – ich nehme an, sie wollten einen Befehl dafür bekommen, was sie mit uns tun sollten. Wir taten, als wären wir blöde Bauernlümmel – und da ging Hella an uns vorbei und warf eine Granate auf das Stellwerk. In dem Durcheinander gelang es uns, zwei von ihnen zu überwältigen und zu töten, ihre Waffen mitzunehmen und zu fliehen Dann, eines Tages, wurde ich geschnappt. Wie die meisten von uns irgendwann.
Noch heute können viele Leute nicht verstehen, dass man nie im Voraus wusste, was die Deutschen tun würden. Manchmal erschossen sie alle, manchmal verbrannten sie alle, manchmal erschossen sie nur ein paar, und manchmal schickten sie die Gefangenen in ein Arbeitslager – es war nicht vorherzusagen. Wir wussten damals natürlich nicht genau, was da passierte, aber ich habe später einiges gelesen – es muss tatsächlich ziemlich chaotisch gewesen sein.
Hella wurde erschossen. Einfach so. Sie stellten einige von uns in eine Reihe und erschossen sie. Der Rest – wir mögen vielleicht noch zehn oder zwölf gewesen sein – wurde gezwungen zuzuschauen, dann wurden wir auf einen Lastwagen geladen und zu einem kleinen Lager in der Nähe gebracht Wir dachten, dass wir dort ebenfalls erschossen würden. Aber stattdessen wurden wir ausgeladen, geschlagen und gezwungen, Gruben zu graben, Gräber, irgendwas in der Art. Es war eine schwere Arbeit, es war kalt, es war Winter. Dann wurde der Geschützlärm lauter, und wir wussten, dass die Front näherrückte. Eines Morgens mussten wir uns aufstellen und losmarschieren, Richtung Westen. Wir wussten, dass dies nicht die Richtung war, in der uns die Befreiung erwartete, deswegen liefen wir natürlich langsam oder versuchten, zu entkommen. Doch die Bewacher waren jetzt sehr nervös und erschossen jeden, der stolperte oder versuchte aus der Reihe zu schlüpfen.
Ich sagte mir, dass ich eigentlich nichts mehr zu verlieren hatte – so dachten wir alle, Rabbi, und ich war erst siebzehn, wie hätte ich glauben können, ein langes Leben vor mir zu haben? Deshalb nützte ich eines Abends die sich bietende Gelegenheit und schlich mich in die Wälder. Sie sahen mich und schossen. Ich hatte, was man Glück im Unglück nennen könnte, Rabbi. Eine Kugel riss mir ein Stück vom Finger weg, wie Sie sehen können. Mich durchfuhr ein Schmerz, und ich fiel durch den Aufprall der Kugel zu Boden in den Schnee. Ich fasste mir an den Kopf. Da war Blut, viel Blut, und ich nehme an, dass es vom Weitem so aussah, als stamme das Blut von einer Wunde am Kopf. Niemand hatte Lust, durch den tiefen Schnee den Abhang hinunterzulaufen und nachzuschauen, also ließen sie mich liegen. Vergeudeten noch nicht mal mehr Munition für mich. Die wurde inzwischen nämlich tatsächlich knapp.
Der kalte Schnee stoppte die Blutung, und später gelang es mir, mit der rechten Hand ein Stück Stoff um die Wunde zu binden, dann blieb ich einfach liegen, unter dem Schnee versteckt, und wartete. Bis ich Lastwagen und Stiefel auf der Straße hörte. Da kam ich heraus, mit erhobenen Händen, und – nun, der Rest ist Geschichte. Ich war gerettet, Ich sagte, dass ich Partisan war und konnte glücklicherweise die Fragen beantworten, die der Kommandeur mir stellte. Ich fror, war hungrig, geschwächt und müde. Dann wurde ich in eine Art Feldlazarett gebracht oder was auch immer und hatte ein paar Tage Fieber, aber der Krieg ging weiter, ohne mich. Und später kam ich hierher. Ich hatte ja keinen besonderen Ort, wo ich hätte hingehen können.
Vor einiger Zeit ist mir dann plötzlich eingefallen, dass es kein Zeichen der Erinnerung an Hella gibt, nirgendwo auf der Welt. Es gibt keine Dokumente, keine Verwandten und noch nicht einmal ein Grab von ihr. Deshalb würde ich gern eine Gedenktafel für sie kaufen. Sie war meine erste Liebe und sie hat mir geholfen und mich gerettet – ich denke einfach, dass ich ihr das schuldig bin. Aber ich kann das meiste von dem nicht vorweisen, was das Antragsformular im Gemeindebrief verlangt. Keinen bürgerlichen Namen, keinen hebräischen Namen, keine Daten, nichts. Ich frage mich, was ich tun kann?“
Die Plakette ist mittlerweile angebracht. In der dritten Reihe. es ist die vierte von unten. Auf ihr steht: „Hella. Gestorben 1944.“ Nicht mehr und nicht weniger. Aber sie beweist, dass es jemandem wichtig war, dass sie gelebt hat und dass jemand getrauert hat, als sie starb. Viel mehr kann niemand für sich erwarten.
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