der ahavta adventskalender • 2

Das 2. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jeschua haMaschiach

In diesem Jahr enthält der ahavta adventskalender 24 Zitate, die mir etwas bedeuten. Von Jüdinnen und Juden, die etwas weiterzugeben haben.

Das heutige Wort kommt von Rabbi Jonathan Sacks sel.A. (1948–2020), dem früheren Oberrabbiner der Vereinigten Hebräischen Gemeinden des Commonwealth.

Künstlerisches Porträt von Rabbi Sacks

In seinem 2011 erschienenen Buch „The Great Partnership: God, Science and the Search for Meaning“ schreibt er (leicht gekürzt):

Sinn wird geschaffen, nicht nur entdeckt. Was Religion ausmacht, ist die fortwährende Erschaffung und Neuerschaffung von Sinn durch die Geschichten, die wir erzählen, die Rituale, die wir vollziehen, und die Gebete, die wir sprechen. Religion ist Wahrheit, die zur Tat wird. (Rabbi Jonathan Sacks)

Vom Finder zum Weber des Sinns

Oft nähern wir uns dem Glauben wie Archäologen, die im Boden nach einem verborgenen Schatz suchen. Rabbiner Sacks lädt uns zu einem Perspektivwechsel ein: Sinn ist kein statisches Fundstück, sondern ein Werkstück, das wir täglich erschaffen müssen. Religion gleicht einer Werkstatt, in der wir durch unsere Gebete und Geschichten die losen Fäden des Lebens aktiv zu einem bedeutungsvollen Gewebe verknüpfen. Wir sind in diesem Prozess keine passiven Zuschauer, sondern Partner des Schöpfers, die dazu berufen sind, dem Dasein durch eigenes Tun eine Richtung zu geben.​

Wenn die Wahrheit Hände bekommt

Der Impuls von Rabbi Sacks bereichert adventliche Erwartung um eine entscheidende Dimension: Wir sollen nicht still auf die Ankunft des uns treffenden „Wortes“ warten. Vielmehr will dieses jetzt durch uns Hand und Fuß bekommen.

Religion erschöpft sich nicht in frommen Gedanken, sondern bewährt sich, wo sie als „Streben nach Gerechtigkeit und Mitgefühl“ Alltag wird. Wahrheit ist kein abstrakter Besitz, sondern ein Auftrag, der vollständig wird, wenn er in konkreter Verantwortung zur Welt kommt.​

Dies scheint mir die einzig wirksame Arznei angesichts gesellschaftlicher Spaltungen und ideologischer Verhärtungen zu sein.

Meditationsfrage:

Welche stille Wahrheit meines Glaubens wartet heute darauf, nicht nur gedacht, sondern durch meine Hände zur Tat zu werden?

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