der ahavta adventskalender • 20
Das 20. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jeschua haMaschiach
Ein Nigun (Plural: Nigunim) ist eine Melodie aus chassidischer Tradition, in der Regel ohne Worte. Sie wird als ein Weg zu höherem Bewusstsein und Veränderung des Selbst betrachtet.
„Wenn Worte der Schreibstift des Herzens sind“, lehrte Rabbi Schneor Salman von Liadi (geboren 1745 in Ljosna, heute in Belarus), „dann ist Singen der Schreibstift der Seele“. Allerdings schreibt der Stift der Seele in die andere Richtung als der des Herzens. Während Worte das göttliche Licht in unsere Welt hinuntertragen und durch die Gedanken unserer Weisen und die Lippen der Propheten Form erhalten, trägt Singen die Seele hinauf, um im unendlichen Licht absorbiert zu werden.1
Deshalb haben Nigunim in der Regel keinen Text. Worte begrenzen und definieren, aber der Nigun sprengt die Grenzen der Seele. Über Worte hinaus. Meditation mag den Verstand erleuchten, ein Nigun jedoch kann dein ganzes Sein verändern und erheben.
Rabbi Dow Bär erklärte: „Ein Fluss ging aus von Eden, den Garten zu bewässern...“ (Bereschit 2,10): Vom Ursprung aller Freude fließt der Fluss des Lebens abwärts, sich in jede Welt und jedes erschaffene Wesen verzweigend. Jedes Wesen dürstet danach, sich mit seinem Ursprung oben zu vereinigen, und von diesem Sehnen kommt sein Singen und mit diesem Singen wird es lebendig. Die Himmel singen, die Sonne, die Planeten und der Mond; jedes Tier, jede Pflanze, jeder Fels hat sein eigenes Singen, jeweils gemäß der Art, wie es das Leben empfängt. Bis der gesamte Kosmos in einer Symphonie von unzähligen Engeln und Seelen und Tieren und Pflanzen, ja sogar von jedem Wassertropfen und jedem Molekül der Luft pulsiert, alle das Lied singend, das Leben gibt.
Deshalb bringt ein Nigun einen Hauch von neuem Leben, ein Hauch, der die bitteren Seelen versüßt und das Leben mit Licht füllt. Über die messianische Zeit heißt es: „Dann wird die ganze Welt ein neues Lied singen“, denn dann wird ein Lied, das unser Eins-Sein zum Ausdruck bringt, in der ganzen Welt widerhallen.
Höre heute den Nigun Libi („Mein Herz“) von Yoel Taieb und dem Techelet Ensemble, aufgenommen 2011 in Jerusalem:
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Dies und das Folgende nach Tzvi Freeman, Nigun – die Sprache der Seele, Jüdische.Info