der ahavta adventskalender • 21
Das 21. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jesus von Nazaret
In diesem Jahr enthält der ahavta adventskalender 24 Zitate, die mir etwas bedeuten. Von Jüdinnen und Juden, die etwas weiterzugeben haben. In den Tagen des Chanukka-Festes nehmen sie darauf Bezug.
In seinen gestrigen Gedanken zum 7. Licht des Chanukka-Festes zitierte Rabbiner Dr. Jehoshua Ahrens den Theologen Karl Barth (1886–1968) als eine Anfrage an die Christen. Barth hatte 1938 vor den November-Pogromen geschrieben:

Wir befinden uns in der Adventszeit, den Tagen der freudigen Erwartung auf die Ankunft des Herrn. Doch diese Tage sind überschattet von Dunkelheit und Angst für jene, die Jesus selbst seine „Brüder und Schwestern“ nennen würde. Wenn wir uns in diesen Wochen auf das Kind in der Krippe vorbereiten, dürfen wir eine wesentliche Wahrheit nicht ausblenden: Jesus war nicht nur Jude, als er vor zweitausend Jahren über die staubigen Straßen Galiläas wanderte. Er hat sein Jüdischsein nicht mit seiner Himmelfahrt abgelegt wie ein altes Gewand. Er ist Jude – auch heute, auch jetzt, in dieser adventlichen Gegenwart.
Der Auferstandene bleibt untrennbar mit seinem Volk verbunden. Wer ihn sucht, findet ihn nicht im luftleeren Raum einer abstrakten Theologie, sondern immer in Beziehung zu Israel. Das stellt uns Christen in diesen bedrängten Zeiten vor eine unumgängliche Bewährungsprobe. Denn unser Verhältnis zum lebendigen Christus spiegelt sich unvermeidlich darin wider, wie wir zu seinen Geschwistern nach dem Fleisch stehen, die heute Bedrohung und Ausgrenzung erfahren.
Ob der Jesus, den wir in Liedern besingen und in Predigten verkünden, wirklich der Christus ist oder nur eine fromme Projektion, entscheidet sich an unserer Haltung zum Judentum. Es ist der Lackmustest für die Echtheit unserer Spiritualität. Wenn Glaube, Liebe und Hoffnung, die wir so gerne als Geschenke des Advents preisen, an der Realität des leidenden jüdischen Volkes vorbeigehen, werden sie zu leerem Gerede, zu tönendem Erz.
Wollen wir Jesus begegnen? Dann müssen wir ihn auch in den Gesichtern derer erkennen, die heute um ihre Sicherheit bangen müssen – in seinen eigenen Leuten. Nur in dieser konkreten Solidarität wird die Botschaft von der Menschwerdung Gottes glaubwürdig, und nur so wird aus adventlicher Vorfreude eine wirkmächtige Hoffnung für die Welt.
Meditationsfrage:
Wenn ich bekenne, dass Gott in Jesus unwiderruflich Mensch und Jude geworden ist: Bin ich bereit, meine Adventsfrömmigkeit an der konkreten Solidarität mit seinen heute bedrängten Geschwistern zu messen, damit mein Warten auf den Erlöser nicht frommer Schein bleibt, sondern zur bewährten Liebe wird?
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