der ahavta adventskalender • 5
Das 5. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jeschua haMaschiach
In diesem Jahr enthält der ahavta adventskalender 24 Zitate, die mir etwas bedeuten. Von Jüdinnen und Juden, die etwas weiterzugeben haben.
Aus dem Talmud spricht heute Rabbi Chanina (bar Chama) zu uns. Er wirkte im 3. Jahrhundert u.Z. (Amoräer der 1. Generation). Ursprünglich stammte er aus Babylonien, zog aber als erwachsener Gelehrter ins Land Israel. Sein Hauptwirkungsort war Sepphoris (Zippori) in Galiläa, wo er sehr alt wurde. Sein wichtigster Lehrer war der legendäre Rabbi Jehuda ha-Nassi, der Redakteur der Mischna.
Im Traktat Berachot 33b des babylonischen Talmud sagt Rabbi Chanina:
Im Kontext der Gemara fügt Rabbi Chanina noch den Schriftvers 5. Mose 10,12 an:
Und Rabbi Chanina meinte: Alles liegt in den Händen des Himmels, außer der Gottesfurcht, wie es heißt: „Und nun, Israel, was verlangt der Herr, dein Gott, von dir, außer dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, auf allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienst“.
Mit seinen Satz legt Rabbi Chanina das Geheimnis des menschlichen Herzens frei. Jirat schamajim (Gottesfurcht) ist kein stilles Wegducken vor einem strengen Richter, sondern ein waches Bewusstsein: Ich lebe vor dem Angesicht Gottes. Er meint die innere Achtsamkeit eines Menschen, der spürt, dass jedes Wort, jeder Blick, jede Entscheidung Gewicht hat, weil das Leben kostbar ist.
Gerade hier setzt die „Selbstbegrenzung” Gottes an. Alles andere – Geburt und Tod, Talente und Grenzen, Zufälle und Wendungen – entzieht sich unserer Kontrolle. Doch wie wir auf all das antworten, bleibt unantastbar frei und uns überlassen. Gott berührt das Herz, aber er greift nicht ins Lenkrad. In der jirat schamajim wahrt der Ewige die Würde des Menschen: Er will keine Marionette, sondern einen Partner.
Für viele Menschen ist es sehr wichtig ist, dies zu wissen. Viele sind sehr verunsichert, weil sie sich über Jahre hinweg an ihre Handlungen und Gewohnheiten gewöhnt haben und glauben, keine Entscheidungsfreiheit mehr zu haben und sich nicht mehr ändern zu können. Doch die Wahrheit ist anders. Jeder Mensch hat selbstverständlich immer die Freiheit, in allen Belangen zu entscheiden. Jeder handelt so, wie er es möchte.
Die meisten Menschen sind überzeugt, Opfer des Schicksals zu sein. Selbst wenn wir akzeptieren, dass wir uns über unsere Umstände und unsere Situation erheben und unser Bestes geben müssen, tappen wir in eine weitere Falle: Wir gewöhnen uns an, falsche Entscheidungen zu treffen. Mit der Zeit werden diese Gewohnheiten so stark, dass wir sie für unausweichlich halten. Wir fühlen uns gezwungen, etwas zu tun, was wir nicht wollen. Wir haben das Gefühl, die Dinge, die wir wirklich wollen, nicht mehr tun zu können. Wir glauben, die Freiheit der Wahl verloren zu haben.
Gerade heute, in unserer Welt der permanenten scheinbar unausweichlich uns treffenden Vorhersagen und täglichen Krisenmeldungen, wächst die Versuchung, dass wir uns als Opfer der Umstände sehen. Jirat schamajim erinnert daran, dass gerade mitten in wirtschaftlicher Bedrängnis, politischer Polarisierung oder sozialer Belastung ein innerer Raum bleibt, den keine Macht der Welt besetzen kann: die Freiheit, wie ich antworte – mit Verantwortung, Mitgefühl, Treue.
Meditationsfrage:
Gibt es eine Situation, in der ich mich als ‚Opfer der Umstände’ fühle? Welchen winzigen Freiraum zur Wahl könnte ich dort dennoch entdecken?
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