der ahavta adventskalender • 7
Das 7. Tor im Warten auf das Fest der Geburt von Jeschua haMaschiach
In diesem Jahr enthält der ahavta adventskalender 24 Zitate, die mir etwas bedeuten. Von Jüdinnen und Juden, die etwas weiterzugeben haben.
Das heutige Wort kommt von Rabban Gamliel III., der seinem Vater Rabbi Jehuda haNassi (dem Redakteur der Mischna) um ca. 217 u.Z. im Amt des Nassi (Patriarchen) nachfolgte. Er lebte in einer Zeit des dramatischen politischen Umbruchs.
Sein Vater hatte eine legendäre Freundschaft mit einem römischen Kaiser gepflegt (im Talmud als „Antoninus“ bezeichnet, oft identifiziert mit Mark Aurel oder Caracalla). Diese Ära der Severer-Dynastie war geprägt von relativer Stabilität und Philosemitismus, was dem jüdischen Patriarchat Macht und Einfluss sicherte. Mit ihrem Ende rutschte das Römische Reich in die sogenannte „Reichskrise des 3. Jahrhunderts“. Es war eine Zeit der Anarchie, in der „Soldatenkaiser“ in rascher Folge durch militärische Putsche an die Macht kamen und ebenso schnell wieder gestürzt wurden.
Das Zitat von Rabban Gamliel ist eine Reflexion seiner Zeit:

Fast zweitausend Jahre sind vergangen, seit Rabban Gamliel III. im Galiläa des 3. Jahrhunderts lehrte, einer Zeit, in der das Römische Reich von heftigen Umbrüchen gekennzeichnet war. Seine Warnung, dass Machthaber den Menschen nur aus Eigennutz zu sich ziehen, wie Freunde erscheinen, solange man ihnen nützt, aber in der Not nicht beistehen, war eine Lektion in Realpolitik, gelernt im Schatten zerfallender Imperien.
Diese uralten Worte hallen mit schmerzlicher Klarheit in der Gegenwart nach dem 7. Oktober 2023 wider. Wo das Bekenntnis zur „Staatsräson“ als Fels der Sicherheit galt, fühlt es sich nun für viele an wie Sand, der durch die Finger rinnt. Wenn historisch begründete Solidarität einer als mehrheitsfähig empfundenen „Israelkritik“ weicht und politische Rücksichtnahme auf neue demografische Realitäten durch große Zahlen muslimischer Zuwanderer, denen deutsche Geschichte fremd ist, die moralische Klarheit trübt, dann wird Gamliels Beobachtung zur gelebten Erfahrung. Die „Freundschaft“ der Macht erweist sich als zweckgebunden und nicht als beständig. Ihr Motiv bleibt der Eigennutz – damals die Sicherung von Provinzen, heute vielleicht soziale Rücksichtnahmen oder wahltaktisches Kalkül.
Die Weisung Rabban Gamliels für heute ist eine Aufforderung zum Realismus. Sie ist eine Mahnung, die eigene Hoffnung und Sicherheit nicht auf die wechselhafte Gunst von Regierungen zu bauen. Seine Lehre ermutigt zu einer inneren Unabhängigkeit – einer Stärke, die aus der Gemeinschaft, dem eigenen Erbe und dem unerschütterlichen Glauben erwächst – nicht aus den Versprechen der Mächtigen.
Meditationsfrage:
Worauf gründe ich meine Sicherheit, wenn die Zusagen der Welt brüchig werden – und welche inneren Quellen bleiben mir treu, auch wenn der äußere Beifall verstummt?
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