ahavta+ durchfährt ein geistesblitz
Wie wäre es, würdest du dem Wunder vorsichtig wie einem Vogel die Hand hinhalten? Seit Pfingsten stellt man ihn als Taube dar...
Ich wünsche dir als christlichem Leser (Leserinnen always included) frohe Pfingsten. Eigentlich ist es ein jüdisches Fest. Dazu gleich mehr.
Und den Menschen in Israel und Gaza sende ich den Hoffnungswunsch, dass die Waffenruhe hält. Denn es gibt viel zu tun. Darüber konnte ich gestern mit drei Israelis sprechen. Du kannst mit als erste/r beim Gespräch dabeisein.
Pfingsten
So überschreibt Wilhelm Bruners sein Gedicht:
Die Nacht war voller Musik/ Tanz und Gesang / Die Tora hatten sie studiert / die alten Weisungen neu gehört / Auf dem Berg / waren sie gewesen / Die Stimme hatten sie gesehen
Jetzt taumelten sie in den Tag / noch blind von der ersten Sonne
Einige blieben / bis das Licht zum Feuer wuchs / der Wind zum Sturm / und sie ins Gebet trieb
in die Preisung / mit allem
Er hat viel von der Bedeutung des Festes aufgenommen und verarbeitet. Denn Pfingsten …
…ist das Wochenfest
Pentekoste (griechisch) bedeutet 50. Daraus entstand unser deutsches Wort Pfingsten. Warum 50? Es waren die pharisäischen Lehrer des Judentums, die größten Wert darauf legten, dass mit 3. Mose 23,15-16 der 16. Nissan im Kalender gemeint ist:
Und zählen sollt ihr vom anderen Tage nach der Feier an, von dem Tage, da ihr gebracht das Omer der Schwingung, (dass es) sieben volle Wochen seien. Bis zum anderen Tage nach der siebenten Woche sollt ihr fünfzig Tage zählen, und darbringen ein Speiseopfer vom Neuen für den HERRN.
Die Sadduzäer und die Qumran-Leute legten hingegen anders aus. Der 16. Nissan ist der Tag nach Pessach. 50 Tage weiter ist der 6. Siwan. An diesem Tag beginnt das Schawuot-Fest. Schawuot heißt „Wochen“ – nämlich sieben Wochen nach Pessach.
Auf diese Weise verbanden die Weisen das Fest des Auszugs aus Ägypten auf das engste mit Schawuot, das zum Fest der Offenbarung der Tora an Mose auf dem Sinai wurde. Sie legten damit die Befreiung aus der Knechtschaft und die Verpflichtung durch die Gebote auf eine gerade Linie von 50 Tagen.
Pfingsten im Neuen Testament?
„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort.“ So gibt die Luther-Übersetzung den Vers Apostelgeschichte 2,1 wieder. Die katholische Einheitsübersetzung schreibt: „Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.“
Die Übersetzung nach Martin Luther von 2017 führt das Fest dieses Namens noch zweimal an. Paulus „eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein“ (Apostelgeschichte 20,16). In 1.Korinther 16,8 lässt sie den Apostel sagen: „Ich werde aber in Ephesus bleiben bis Pfingsten.“
Diese Übersetzungen sind freilich eine anachronistische Christianisierung des Wochenfestes Schawuot. So suggerieren sie den Bibellesern – um das dritte Beispiel zu nehmen – Paulus hätte bis zum christlichen Pfingstfest in Ephesus bleiben wollen.
Richtig wäre die Übersetzung gewesen: „Fest des 50. Tages", Pentekoste, oder besser: „Ich werde aber in Ephesus bleiben bis zum Wochenfest.“
„Entjudung“ des Neuen Testamentes
Der Theologe Jürgen Ebach sagte dazu in einem Vortrag:
Diese Übersetzungsbeispiele, die sich leicht erweitern ließen, trugen und tragen dazu bei, unkenntlich zu machen, dass die Schriften des Neuen Testaments jüdische Schriften sind.
Zum Glück sind die Zeiten des grauenhaften 1939 in Eisenach gegründeten „Institut(s) zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ vorbei; noch lange nicht überwunden sind jene sanften und oft kaum auffallenden Formen der „Entjudung“ des Neuen Testaments durch Übersetzungskonventionen.
Als Schawuot gekommen war, waren sie alle beieinander
Du magst das Beharren auf der korrekten Übersetzung für Beckmesserei halten. In der kommenden Ausgabe von ahavta+ werden wir jedoch sehen, das für die „Pfingsterzählung“ Apostelgeschichte 2 alles an der richtigen Übersetzung hängt.
?מה המצב – Wie sieht es aus in Israel?
Seit Freitag, 2 Uhr, gibt es eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Mehr als 4300 Raketen wurden in den elf Tagen davor Richtung Israel gefeuert, so viele wie noch nie.
Wie ging es währenddessen den Menschen? Was hat zu dem Krieg geführt? Was haben beide Seiten erreicht – oder auch nicht? Was hat sich in Israel verändert? Wie kann es jetzt weitergehen und was ist zu tun?
Darüber konnte ich mit Naomi Ehrlich-Kuperman und Ruth Eisenstein in Jerusalem sprechen. Aus Herzliya war Joram Oppenheimer dabei. Die drei Israelis geben dir einen ebenso aktuellen wie jeweils persönlichen Eindruck, was sie jetzt bewegt.
Gebet an Pfingsten für den Frieden in der Welt
Das folgende Gebet, das ich dir vorschlage, (nicht nur) am Pfingsttag zu sprechen, ist ein islamisches und von Pir Zia Inayat-Khan. Es vermag Menschen (nicht nur) aus den drei großen Religionen zusammenzuführen.
Oh Du, die allmächtige Sonne, deren Licht alle Wolken vertreibt. Wir nehmen unsere Zuflucht zu Dir König aller Menschen, Gott aller Gottheiten, Herr aller Engel. Wir bitten Dich, vertreibe die Nebel der Illusion aus den Herzen der Nationen und erhebe ihre Leben durch Deine alles vermögende Kraft. Gieße über sie aus Deine unendliche Liebe, Dein immer scheinendes Licht, Dein ewiges Leben, Deine himmlische Freude und Deinen vollkommenen Frieden. Amen
Herzlich
dein Ricklef Münnich