ahavta+ || Eine neue Ära der jüdischen Geschichte
Das Judentum in der Diaspora muss sich verändern, sagt Rabbiner Walter Rothschild. Aber wie und wohin? Antwortversuche mit dem Wochenabschnitt „Korach“
Mit Simchat Tora 5784 und dem 7. Oktober 2023 hat eine neue Zeitrechnung begonnen, schrieb ich am vergangenen Sonntag. Sie ist täglich spürbar, nicht nur im Zählen der Tage durch die Familien der Entführten und Vermissten, das inzwischen ganz Israel erfasst hat. Sondern auch in den Nachrichten vom Krieg gegen den Terror, gegen Hamas und Hisbolla (folge ihnen in meinen Gruppen bei WhatsApp und Telegram!).
Heute ist der 275. Tag.
Auch Rabbiner Dr. Walter Rothschild sprach gestern in seiner Schabbatpredigt zum Wochenabschnitt Korach im 4. Buch Mose 16–18 im englischen Cambridge davon, es sei „an der Zeit anzuerkennen, dass am 7. Oktober 2023 – oder Simchat Tora 5784 – eine neue Ära in der jüdischen Geschichte und in der Weltgeschichte begonnen hat.“
Manches, was Juden wie Rothschild begegnet, ist eine Wiederkehr von Dingen, die sie schon überwunden glaubten: „Nachdem wir uns jahrzehntelang eingeredet hatten, wir gehörten zur zweiten oder gar dritten Generation seit der Schoa – [wurden wir] plötzlich in die Erfahrungen der ersten Generation zurückkatapultiert”. Neu ist allerdings: „Einer meiner ehemaligen Lehrer hat mir vor einigen Jahren erzählt, dass er als Kind in Berlin Graffiti gesehen hat, auf denen stand: ,Juden raus nach Palästina‘. Und jetzt steht da: ,Juden raus aus Palästina‘. Eine wirklich ausweglose Situation.“
Walter Rothschild reflektiert in seiner Predigt nicht nur, was sich in Israel selbst verändert hat und zur Herausforderung geworden ist. Vielmehr schaut er vor allem durch seine (nach einer Augenoperation bald auch physisch neue) Brille als Jude mit britischem und deutschem Pass in der Diaspora – die seit der Gründung des Staates Israel kein Exil mehr ist:
Ich möchte auch behaupten, dass sich das Judentum in der Diaspora ebenfalls verändern muss – und hier stellt sich die Frage: Wie, in welche Richtung und wer hat die religiöse Autorität dazu?
Ohne die Frage nach der Autorität aufzugeben, macht er als Rabbiner drei Antwortvorschläge. Ich finde sie wegweisend. Darum bin ich dankbar, dir heute seine Predigt – in deutscher Übersetzung, deren Fehler mir anzulasten sind – zur Sonntagslektüre geben zu können.
Eine gute Woche wünscht dir
dein Ricklef Münnich
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