Das Erntedankfest wird heute in der Christenheit gefeiert. Diesmal auch von Katholiken und Protestanten gemeinsam. Wenn dir der jüdische Kalender mitunter Fragen aufwirft, so ist der christliche gelegentlich schwer erklärbar. Warum liegt das katholische Erntedankfest auf dem ersten Oktobersonntag, während evangelische Christen am ersten Sonntag nach dem Michaelistag am 29. September zum Gottesdienst in die mit Erntegaben geschmückten Kirchen einladen? Nun, für diesmal geht’s zusammen.
Was verbindet den Erntedank mit dem jüdischen Laubhüttenfest? In seinen Kleinen Texten zu großen Fragen beantwortet dir dies Peter von der Osten-Sacken klar und bündig.
So brauche ich dies heute lediglich mit einigen Beobachtungen zu ergänzen.
Ich wünsche Gmar Chatima towa, „eine endgültige gute Besiegelung“ im Buch des Lebens, Chag Sukkot sameach, ein fröhliches Fest, sowie Schalom für einen schönen Sonntag sowie eine gute Woche,
dein Ricklef Münnich
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Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn
Die Ernte ist eingebracht. Wenn ich durch die nun nahezu vollständig abgeernteten Felder gehe, mischen sich bei mir zweierlei Gefühle. Vor allem ist es der Dank. Dank an die Bauern und Landwirte, die in diesen Tagen bis in die Nachtstunden hinein eingefahren haben, was an Früchten auf und unter der Erde gereift ist. Dank darüber hinaus an Gott.
Matthias Claudius wusste, wie beides zusammenhängt. 1783 dichtete er in dem zum Kirchenlied gewordenen Wir pflügen und wir streuen:
Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot: es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!
Das Menschenwerk allein möchten wir gern in unseren Zeiten sehen. Das Unsichtbare, doch Wirksame dahinter aber, das Matthias Claudius mit der Bibel Segen nennt, ist vielen heute nicht mehr kenntlich. Dieser Segen liegt, wenn Gott ihn denn schenkt, nicht nur in der Natur, sondern reicht hindurch bis ins Tun der Menschen.
Die Beracha, der Lobspruch über dem Brot bei jeder Mahlzeit, sieht dieses Brot als Geschenk Gottes, obgleich auch Juden wissen, dass ein Bäcker es aus dem Ofen geholt hat: Gesegnet seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der Brot aus der Erde hervorbringt (המוציא לחם מן הארץ).
Dieses tiefe Wissen teilt Matthias Claudius, wenn er dichtet:
Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot.
Im 104. Psalm heißt es nämlich bereits (Vers 14):
Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst.
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