Es ist 22:00 Uhr in Jerusalem. Guten Abend, ich bin Noa Levi und Sie hören „Israel heute in drei Minuten“. Heute mit meinem Partner David Ben-Or.
Premierminister Benjamin Netanjahu verteidigt den vom Sicherheitskabinett gebilligten Plan, Gaza-Stadt unter israelische Kontrolle zu bringen, als „den besten und schnellsten Weg, den Krieg zu beenden“ und alle Geiseln heimzuholen. Ziel sei nicht eine dauerhafte Besetzung, sondern die Zerschlagung der letzten Hamas-Hochburgen, die Demilitarisierung Gazas und eine zivile Verwaltung, die weder der Hamas noch der Palästinensischen Autonomiebehörde untersteht, bei gleichzeitig „übergeordneter Sicherheitsverantwortung“ Israels. Vor Beginn der Operation sollen Zivilisten über sichere Korridore in ausgewiesene Schutzzonen gebracht werden, wo sie mit Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung versorgt werden sollen. Netanyahu nennt die Zeitplanung „relativ kurz“. Zugleich wirft er einer „globalen Kampagne der Lügen“ vor, die humanitäre Lage über Hamas-Quellen zu dramatisieren, und kündigt an, „viel mehr“ ausländische Reporter unter Sicherheitsauflagen nach Gaza zu lassen.
International wächst der Druck: Der UN-Sicherheitsrat tagt in einer Sondersitzung zu Israels Gaza-Plan. Laut UN-Spitzenbeamten berge dieser das Risiko „eines weiteren verheerenden Kapitels“ mit neuer Vertreibung und Zerstörung. Auch mehrere europäische Mitglieder hatten das Treffen beantragt. Aus italienischer Sicht warnt Außenminister Tajani, eine Invasion könne für Israels Armee zum „Vietnam“ werden. Israel hält dagegen, dass ohne eine vollständige Niederlage der Hamas keine nachhaltige Sicherheit, keine Rückkehr der Geiseln und keine Stabilität möglich seien.
In Deutschland kündigt Bundeskanzler Friedrich Merz eine partielle Aussetzung von Rüstungsexporten an, die in Gaza eingesetzt werden könnten, als Reaktion auf die geplante Ausweitung der Operationen. Zugleich betont Merz, dass Deutschlands grundsätzliche Solidarität mit Israel unverändert bleibe, man könne jedoch keine Waffen liefern, wenn ein Konflikt „ausschließlich militärisch“ geführt werde. Aus israelischer Sicht ist dies ein „Einknicken unter Druck“. Netanjahu hofft jedoch auf ein Umdenken nach einem Sieg über die Hamas.
Zur Sicherheitslage: Aus Gaza wurden heute zwei Raketen auf Gemeinden nahe der Grenze abgefeuert. Die IDF meldet Abfangversuche und später einen Luftschlag gegen die verantwortliche Abschussstelle im Stadtviertel Schejaja in Gaza-Stadt. Insgesamt sind Raketenangriffe seltener geworden, sie stellen aber weiterhin eine Bedrohung dar, während die IDF parallel Operationen gegen verbliebene Abschusspunkte und Infrastruktur führt. Die Luftwaffe meldet zudem gemeinsame Abwürfe von Hilfsgütern: Heute wurden rund 131 Paletten Lebensmittel von sieben Ländern über Gaza abgeworfen, während Israel weiterhin auf Landrouten und gesicherte Verteilzonen setzt, um Übergriffe der Hamas auf Hilfslieferungen zu unterbinden.
Innenpolitisch weist Netanyahu den Vorwurf zurück, die Gaza-Stadt-Operation verlängere den Krieg. Er sagt, er habe der Armee befohlen, den Zeitplan zur Einnahme der Stadt zu verkürzen, um „den Krieg so schnell wie möglich zu beenden“. In der Koalition gibt es Kritik vom rechten Rand: Es werden eine noch härtere Gangart oder Neuwahlen gefordert, sollten die Kriegsziele verwässert werden. Zugleich bereiten Militär und Heimatschutz Mehrfront-Szenarien vor. Eine unangekündigte Stabsrahmenübung testete heute die Reaktionsfähigkeit und die Truppenverlegung, unter anderem an der jordanischen Grenze.
Diplomatie und Geiseln: Netanjahu bekräftigt, dass die Freilassung aller verbliebenen Geiseln Kernziel bleibe. Teilergebnisse ohne Zerschlagung der Hamas lehnt er als „Kapitulation“ ab. Parallel dazu gibt es Hinweise auf mögliche neue Verhandlungsrunden über Ägypten und Katar. In Israel rufen Angehörige der Geiseln und der getöteten Soldaten zu landesweiten Protestaktionen und einem Generalstreik gegen eine Eskalation ohne Abkommen auf.
Das war unsere Ausgabe von „Israel heute in drei Minuten“ von Sonntag, 10. August 2025. Für eine umfassendere Berichterstattung besuchen Sie bitte die WhatsApp‑Gruppe „Israel at War – Daily Updates“. Einen sicheren Abend aus Jerusalem und bleiben Sie informiert.
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