Jom HaAzma'ut || der Staat Israel lebt
Der israelische Unabhängigkeitstag am 5. Ijar
Der Staat Israel wurde am 14. Mai 1948 gegründet, als David Ben-Gurion, der erste Ministerpräsident Israels, in Tel Aviv im Namen der provisorischen Regierung die Unabhängigkeitserklärung verlas. Das hebräische Datum war der 5. Tag des Monats Iyar 5708. An diesem Tag wird Jom HaAzma'ut, der Unabhängigkeitstag Israels gefeiert (außer wenn er auf Schabbat fällt).
In Israel wird der Tag mit einer offiziellen Zeremonie auf dem Berg Herzl in Jerusalem, landesweiten Straßenfesten in der Nacht sowie Wanderungen und Picknicks am Tag begangen. Religiöse Juden sprechen besondere Gebete, um Gott für die Gründung und das Fortbestehen des Staates Israel zu danken.
Yuval Lapide: Mein Israel
Zur 75. Wiederkehr der Gründung des Staates Israel sprach ich mit Yuval Lapide in seiner Heimat. Er wurde 1961 in Jerusalem geboren, seine Muttersprache ist neben dem Deutschen Hebräisch. Er erzählte von seiner Geschichte in und mit dem Staat Israel.
Was denkt er heute über den Judenstaat? Vor allem, dass er die Aufgabe hat, nicht wie alle anderen Staaten zu sein. Denn das Volk Israel sei ein von dem HERRn sich berufenes Volk – und daher ein Volk für den HERRn.
Andrew Steiman: Mein Vater und der 14. Mai 1948
In sehr persönlicher Weise erzählte Rabbiner Andrew Aryeh Steiman 2021 von der Ausrufung des Staates Israel am 5. Ijar 5708 / 14. Mai 1948. Denn es war zugleich der Tag, an dem sein Vater auf dem Schiff, das ihn nun nicht mehr nach "Palestine", sondern nach Israel bringen sollte, heiratete. Seine Frau und er – Entronnene der Schoa, ohne Familie und Angehörige.
Im Gespräch schlugen wir den Bogen von damals zum Israel von heute – und was dieser Staat für einen Frankfurter Rabbiner bedeutet.
Jonathan Sacks: Israel ist die Heimat der Hoffnung
In der Ausgabe vom 5. Mai 2022 zitierte ich den 2020 verstorbenen Chief Rabbi Großbritanniens, Lord Jonathan Sacks:
Sacks nahm das Wort Gottes an den Propheten Ezechiel (Kapitel 37) auf
Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Sie sagen: Unsere Gebeine sind verdorrt, unsere Hoffnung ist verloren [awda tikwateinu]. Darum prophezeie und sprich zu ihnen: Das ist es, was Gott sagt: Mein Volk, ich werde eure Gräber öffnen und euch daraus hervorholen; ich werde euch in das Land Israel zurückbringen.
und er schrieb:
Auf diese Stelle spielte Naftali Herz Imber 1877 an, als er in dem Lied, das zur israelischen Nationalhymne Hatikwa wurde, den Satz od lo awda tikwateinu, „unsere Hoffnung ist noch nicht verloren“, schrieb. Er konnte nicht ahnen, dass siebzig Jahre später ein Drittel des jüdischen Volkes in Auschwitz und Treblinka zu einem Tal der trockenen Knochen geworden sein würde. Wer hätte es ihm verdenken können, wenn er gesagt hätte: „Unsere Gebeine sind verdorrt, unsere Hoffnung ist verloren“?
Und doch hat das jüdische Volk nur drei Jahre, nachdem es dem Todesengel gegenüberstand, mit der Ausrufung des Staates Israel ein bedeutsames Lebensbekenntnis abgelegt, als hätte es über die Jahrhunderte hinweg das Echo von Gottes Worten an Hesekiel vernommen: „Ich werde dich in das Land Israel zurückbringen“.
Sein Beitrag, der zum 75. Unabhängigkeitstag in animierte Bilder umgesetzt worden ist, endet mit den Worten:
Israel ist das Land, dessen Nationalhymne HaTikva „Hoffnung“ bedeutet.
Israel ist die Heimat der Hoffnung.
Hatikva: Die Nationalhymne Israels
Solange noch im Herzen eine jüdische Seele wohnt und nach Osten hin, vorwärts, ein Auge nach Zion blickt, so lange ist unsere Hoffnung nicht verloren, die Hoffnung, zweitausend Jahre alt, zu sein ein freies Volk, in unserem Land, im Lande Zion und in Jerusalem!