ahavta+ || vom Verbergen des Schabbat
In den 10 Geboten im Kleinen Katechismus von Martin Luther ist der Schabbat zum Feiertag geworden, im Katechismus der Katholischen Kirche wurde er in den Sonntag verwandelt.
Schalom,
meinen Rundfunkbeitrag löse ich nur zu sehr geringem Teil ein in Gehörtes oder Gesehenes im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dadurch ist jede von mir wahrgenommene Sendung schon an sich wertvoll. Mitunter gibt es jedoch tatsächliche Perlenfunde im Allerlei. Gerade weil in diesem Jahr die nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden beim offiziellen Gedenken am 27. Januar in Berlin eher am Rande genannt wurden, möchte ich dir eine Dokumentation über „Shlomo“, einen der ganz wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers Sobibor, vorstellen. Deren Autoren haben jahrelang dazu recherchiert. Und das konnten sie wohl nur mit Unterstützung auch durch meinen Rundfunkbeitrag…
Im Wort zum Schabbat dieser Woche zum Wochenabschnitt Beschallach kam Kantor Amnon Seelig auch auf den Schabbat zu sprechen. Denn in 2. Mose 16,29 heißt es: רְא֗וּ כִּֽי־יְהוָה֮ נָתַ֣ן לָכֶ֣ם הַשַּׁבָּת֒; Seht, der HErr hat euch den Schabbat gegeben. Der Schabbat ist also Israel übergeben. Er ist Israels Partner in der Zeit. Darum konnte der zionistische Aktivist und Journalist Achad Ha’am (1856–1927) sagen: Mehr als das jüdische Volk den Schabbat gehalten hat, hat der Schabbat die Juden gehalten.
Aber für Christen ist der Fall damit nicht erledigt. Immerhin ist die Weisung Gedenke des Sabbattages, ihn zu heiligen eines der Zehn Gebote. Wie aber sollen Christen umgehen mit diesem Gebot? Darauf haben Kirche und Theologie noch kaum eine Antwort gefunden. In dieser – und, weil das nicht auf die Schnelle geht, auch in der nächsten – Ausgabe von ahavta+ will ich mich der Frage annähern.
Dazu gibt es heute und am kommenden Sonntag je einen weiteren Film der Reihe „Frag den Rabbi!“ zu Themen des Schabbat. Mit der abschließenden Folge 37 zum orthodoxen Judentum wird die Videothek zum jüdischen Leben von ahavta - Begegnungen dann vollständig sein. Doch was heißt schon vollständig im Blick aufs Judentum? Mit den Rabbinern könnte ich gut und gerne noch ein paar Dutzend Videos aufnehmen. Doch wir alle müssen uns bescheiden; das Leben ist kurz und der Geldbeutel schmal…
Ich wünsche dir a gut woch sowie einen gesegneten Sonntag
dein Ricklef Münnich
Shlomo. Der Goldschmied und der Nazi
„Die Bestie von Sobibor“ wurde Gustav Wagner genannt. Er war unberechenbar gewalttätig und unvorstellbar grausam. Einmal erschoss er einen Säugling aus den Armen seiner Mutter, weil dieser schrie. Rund 250.000 Menschen wurden in Sobibor ermordet. Nur ganz wenige überlebten. Zu denen, die fliehen konnten, gehörte Shlomo Szmajzner. Er war dem sofortigen Tod entkommen, weil er sich anbot, aus dem Gold der umgebrachten Juden Schmuck für die Aufseher des Lagers zu schmieden.
Wie kann jemand wie Shlomo überhaupt weiterleben? Und was macht er, wenn er 36 Jahre später plötzlich dem Mörder, Totschläger und Sadisten Gustav Wagner wieder gegenübersteht? Antworten auf diese Fragen nähern sich die Journalisten Antonius Kempmann (NDR) und Martin Kaul (WDR). Aus ihren Recherchen haben sie eine Doku-Filmserie in drei und einen Podcast in fünf Teilen gemacht. Du hast also die Wahl, aber hören oder sehen solltest du, was die beiden über Shlomo Szmajzner herausgefunden haben.
Der akustische Trailer:
Am Rande kommt zur Sprache, was ein für immer bleibender Makel der katholischen Kirche ist sowie ein bis heute nicht völlig ergründetes Vorgehen des Vatikans und von Papst Pius XII. Über die „Klosterroute“, die später „Rattenlinie“ genannt wurde, konnten sich Hunderte NS-Verbrecher einer Strafverfolgung entziehen. Teilweise, wie bei Josef Mengele und eben auch Gustav Wagner, für immer. Lies dazu den Beitrag Fluchthilfe für Nazis: Der Vatikan und die Rattenlinie.
Der Verlust des Schabbat in den Kirchen
In meiner Kirchengemeinde haben die Konfirmandinnen und Konfirmanden die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser auswendig gelernt. Grundlage war der Kleine Katechismus von Dr. Martin Luther.
Das 3. Gebot (in jüdischer Zählung ist es das vierte) lautet dort: Du sollst den Feiertag heiligen.
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