ahavta+ || „Zionistisches Gebilde“?
Und „jenes höhere Wesen, das wir verehren“. Vom Verschweigen der Namen Gottes und Israels
In der vergangenen Woche hat Khaled Mashal ein Interview gegenüber arabischen Medien gegeben. Er ist palästinensischer politischer Führer und stand früher dem militanten Teil der Hamas vor. Jetzt lebt er schon lange „im Exil“ und wird als Teil der „externen Führung“ der Hamas betrachtet.
Die Äußerungen von Mashal sind in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Daher gehe ich heute darauf ein. Bezeichnend ist, dass Mashal den Staat Israel nie beim Namen nennt. Für ihn gibt es keine (legitime) Existenz Israels, sondern nur ein „zionistisches Gebilde“, das palästinensischen Boden besetzt hält.
In Heinrich Bölls 1955 veröffentlichter Kurzgeschichte Doktor Murkes gesammeltes Schweigen verlangt der Kultur-Papst Professor Bur-Malottke, dass in einem seiner Radiobeiträge das Wort „Gott“ durch die neutrale Formulierung „jenes höhere Wesen, das wir verehren“ ersetzt wird. Auch die Christenheit hat sich für eine „neutrale“ Benennung Gottes entschieden. Zwar übersetzt die Luther-Bibel den Namen Gottes in der Tora – analog der gesprochenen Leseweise Adonai für diesen vierbuchstabigen Gottesnamen – mit HERR (in Kapitälchen gesetzt), doch der Gott Israels fehlt im christlichen Glaubensbekenntnis, dem Credo, völlig – so als existiere er nicht.
Von daher fällt vielleicht ein Licht auf das völlige Versagen der Christen angesichts der Verfolgung und Ermordung der Juden in allen deutschen Einflussgebieten im Nationalsozialismus. Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am kommenden Samstag, dem 27. Januar, kann christlicherseits nicht ohne Erinnerung an die eigene Schuld begangen werden.
Heute ist der 107. Tag der Entführung und Geiselnahme von Kindern, Frauen und Männern aus Israel durch Einwohner von Gaza. Die israelische Armee ist im Gaza-Streifen auf der Suche nach ihnen. Wenn du dich über die Entwicklungen in Israel informieren möchtest, tritt der WhatsApp-Gruppe „Israel at War – Daily Updates“ bei, in der ich täglich Beiträge veröffentliche.
Ich wünsche dir einen guten Sonntag
herzlich
dein Ricklef Münnich
Hamas: Der Staat Israel ist ein Gebilde ohne Lebensrecht
Khaled Mashal gehört zur politischen Elite der Palästinenser. Was er öffentlich sagt, sollte nicht unbeachtet bleiben. Zwar hat er sich in der vergangenen Woche in arabischer Sprache gegenüber arabischen Medien geäußert, doch geht er gewiss davon aus, dass seine Worte übersetzt werden. Ich habe das mit der Hilfe eines Übersetzungsprogramms versucht – gewiss nicht fehlerfrei, Mashals Aussagen werden aber doch wohl verständlich.
Eine Anerkennung des „zionistischen Gebildes“ Israel kommt nach diesen Aussagen aus offiziellem Hamas-Mund weder jetzt noch in Zukunft in Frage. Denn das Gebiet „vom Fluss bis zum Meer“, vom Jordan bis zur Mittelmeerküste in ostwestlicher Ausdehnung, und vom Hermon bis Eilat in nordsüdlicher Richtung ist für Khaled Mashal und die Hamas palästinensisches Eigentum, das seit 1948 „besetzt“ ist.
Die von den Regierungen Europas und der USA in nahezu jeder Äußerung zum „Nahost-Konflikt“ geforderte „Zwei-Staaten-Lösung“ auf diesem Territorium, also mit einem Staat Israel und einem Staat Palästina, ist für die Hamas dem Interview zufolge nur ein Zwischenschritt, der, wenn erforderlich, lediglich aus taktischen Gründen gegangen würde, wenn er dem Ziel, der Auslöschung Israels, dienlich ist. Grundsätzlich jedoch lehnt Khaled Mashal die „Zwei-Staaten-Lösung“ ab, würde sie ehrlicherweise doch die wechselseitige Anerkennung Palästinas und Israels bedeuten. Damit müsste also das „zionistischen Gebilde“ zu Israel werden, was für die Hamas prinzipiell nicht geht.
Mit einem 7-tägigen kostenlosen Probeabonnement weiterlesen
Abonnieren Sie ahavta - Begegnungen, um diesen Post weiterzulesen und Sie erhalten 7 Tage kostenlosen Zugang zum gesamten Post-Archiv.