ahavta+ || ein Weihnachten für Israel
„Zeigt der Welt, was es wirklich bedeutet, für unsere jüdischen Brüder und Schwestern da zu sein!“
In einer Woche feiert die Christenheit die Geburt Jesu. Sie bekennt ihn in ihren Weihnachtsliedern in vielfältigen Worten als Herre Jesus Christ, der euer aller Heiland ist (Vom Himmel kam der Engel Schar, EG 25,2). Nahezu durchweg ist er in den Liedern der Heiland für jene, die das in den Kirchen singen: Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an (Gelobt seist du, Jesu Christ, EG 23,7).
Das ist richtig und verständlich. Weniger verständlich ist, dass der ursprüngliche Adressat der Weihnachtsbotschaft in kaum einem Lied in den Blick kommt.
Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude,
die allem Volk widerfahren wird;
Denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Worauf ich bereits am vergangenen Sonntag mit einem Zitat hinwies: Hier ist kol ha-am, das ganze Volk Israel, das Ziel der vom Himmel verkündeten Freude.
Nun ist kaum zu bezweifeln, dass Israel als Volk bis zum heutigen Tage noch nicht viel Anlass hatte, von der Christenheit, die in wenigen Tagen ihre weihnachtliche Freude zum Ausdruck bringt, seinerseits in den Stand der Freude gebracht zu werden. Ganz im Gegenteil. Furcht und Zittern waren nicht nur in den großen Verfolgungen von den Kreuzzügen bis zum Holocaust für Juden die Folge ihrer Begegnungen mit Christen, sondern viel zu oft auch im Alltag des einzelnen. Gerade las ich von einer Jüdin, die im Nachkriegsdeutschland mit eben diesen Gefühlen zur Schule ging. Wenn die ganze Klasse das Vaterunser betete, musste sie sich als einzige umdrehen, mit dem Rücken zum Christus-Kreuz, das an der Tafelseite des Klassenzimmers hing.
Was müsste geschehen, dass es eine Weihnachtsfreude auch für Israel gäbe?
Am kommenden Sonntag, dem 4. Advent und zugleich dem Heiligen Abend, wird es keine Ausgabe von ahavta+ geben. Daher wünsche ich dir als Christin oder Christ schon jetzt
eine ruhige letzte Adventswoche und ein frohes Weihnachtsfest
und den jüdischen Leserinnen und Lesern ein herzliches Schalom
dein Ricklef Münnich
Geschwisterrivalität
Vorgestern sprach ich zu seinem Wort zum Schabbat zum Wochenabschnitt Mikez mit Rabbiner Andrew Steiman. Falls du dieses als Video hier auf diesen Seiten noch nicht angeschaut haben solltest – ab jetzt gibt es die freitäglichen Erläuterungen zum Wochenabschnitt der Tora auch als Podcast, zum Beispiel bei Apple-Podcasts, Spotify oder Pocket Casts.
Die Rabbi Sacks Legacy veröffentlichte zur Parascha der Woche einen Kommentar von Rabbiner Jonathan Sacks aus dem Jahre 2010. Ich weise nicht nur deshalb auf diesen hin, weil er wie für den gestrigen Schabbat geschrieben erscheint, sondern weil er vertieft, was ich eingangs über die jüdische Erfahrung mit der Christenheit schrieb.
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