ahavta+ || Heinrich Bedford-Strohm redet bibelfern und israelfeindlich
Wie ein früherer Landesbischof dem Völkerrecht das Wort redet, aber Gott nicht zu seinem Recht kommen lässt.
Diesen Beitrag beginne ich am dritten Todestag meines Lehrers Prof. Dr. Peter von der Osten-Sacken, der am 28. Juni 2022 im Alter von 82 Jahren starb. Möge sein Andenken auch für dich zum Segen werden!
Der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen, der vom 18. bis 24. Juni 2025 in Johannesburg, Südafrika, tagte, verabschiedete auf seiner Sitzung einen Aufruf zur Beendigung von Apartheid, Besatzung und Straflosigkeit in Palästina und Israel. Neben der Bekräftigung der „Rechte und Freiheit der Palästinenserinnen und Palästinenser“ und der Unterstützung von „Widerstandsfähigkeit und Zeugnis der palästinensischen christlichen Kirchen und Gemeinschaften“ verlangt der ÖRK-Zentralausschuss, dass
die Realität der Apartheid beim Namen genannt wird: Wir anerkennen und verurteilen das System der Apartheid, das Israel dem palästinensischen Volk auferlegt und damit das Völkerrecht und das moralische Gewissen verletzt;
Sanktionen und die Rechenschaftspflicht umgesetzt werden: Wir fordern Staaten, Kirchen und internationale Institutionen auf, Konsequenzen für Verstöße gegen das Völkerrecht zu ziehen, einschließlich gezielter Sanktionen, Desinvestitionen und Waffenembargos. Der Internationale Strafgerichtshof und die UN-Mechanismen, die mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit untersuchen, müssen umfassend unterstützt werden(.)
Diese Forderungen sind allgemein nicht neu. Wohl aber vom größten ökumenischen Zusammenschluss der Welt, der rund 600 Millionen Christen in mehr als 350 Kirchen und 120 Ländern aus orthodoxen, anglikanischen, lutherischen, methodistischen, reformierten sowie einigen pfingstkirchlichen und unabhängigen Mitgliedskirchen repräsentiert (die römisch-katholische Kirche hat Beobachterstatus).
Der Ökumenische Rat der Kirchen bekennt sich zu BDS
Interessant ist, dass sich der Weltkirchenrat jetzt – nur leicht versteckt in der geänderten Wortfolge „Sanktionen, Desinvestitionen und Waffenembargos“ – den Aufruf zu BDS (Boykott, Desinvestition, Sanktionen) zu eigen macht.
Das höchste Leitungsgremium des World Council of Churches, hat seit 2022 und zum ersten Mal einen deutschen Vorsitzenden, den früheren bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Zweifelsfrei ist diesem bewusst, dass er sich mit dem von ihm jetzt vertretenen Verlangen von seinen früheren Worten absetzt. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte er am 20. Mai 2019 gesagt:
„Boykotte wie die der BDS-Bewegung führen nicht zu Frieden, sondern zu weiterer Verhärtung. Als Kirche setzen wir auf Brücken bauen, nicht auf Ausgrenzung.“
Gewichtiger ist, dass sich Bedford-Strohm gegen die Evangelische Kirche von Deutschland stellt. Die 11. Synode der EKD in Magdeburg beschloss 2016:
„Die Evangelische Kirche in Deutschland lehnt Boykottmaßnahmen gegen Israel, wie sie von der BDS-Bewegung gefordert werden, entschieden ab. Solche Maßnahmen tragen nicht zur Lösung des Nahostkonflikts bei, sondern verschärfen die Gegensätze und fördern einseitige Schuldzuweisungen.“
Und der Rat der EKD erklärte laut Pressemitteilung vom 17. Mai 2020:
„Die EKD distanziert sich klar von der BDS-Bewegung, da deren Ansatz das Existenzrecht Israels infrage stellen kann und in Teilen antisemitische Stereotype bedient. Wir stehen für eine gerechte Lösung des Konflikts, die die Sicherheit Israels und die Rechte der Palästinenser gleichermaßen berücksichtigt.“

Mit Antisemitismus nichts zu tun?
Daher war Heinrich Bedford-Strohm eilfertig bemüht, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) laut Sonntagsblatt vom 25. Juni festzuhalten: „Mit Antisemitismus hat der Beschluss nichts zu tun.“
In einem trefflichen Kommentar der Jüdischen Allgemeinen fragte Tobias Kühn: „Wer hat dieses Kirchengremium geritten, dass es in einem solchen Abschlussdokument mit keinem Wort neben Israel auch die Hamas erwähnt?“ Kühn folgert: „Allein Israel anzuprangern, hilft ihnen (d.h. den Christen in Nahost) aber auch nicht, vielmehr ist es verlogen, einseitig und dadurch antisemitisch.“
Der Autor führt eine zweite Begründung für den antisemitischen Charakter des Aufrufs des Weltkirchenrats an: Bedford-Strohm unterstrich „die unbedingte Solidarität mit Jüdinnen und Juden in aller Welt, die jetzt wegen des Handelns der israelischen Regierung antisemitischen Angriffen ausgesetzt sind.“ Tobias Kühn: „Aha, die Juden sind also wieder einmal selbst schuld am Antisemitismus. Wie zynisch!“
Der Ökumenische Rat der Kirchen und Heinrich Bedford-Strohm können so argumentieren und fühlen sich auf der moralisch sicheren Seite, weil sie strikt zwischen Juden und Israel unterscheiden – ebenfalls ein Kennzeichen des Antisemitismus. Im Aufruf heißt es: „Wir erkennen einen klaren Unterschied zwischen dem jüdischen Volk, unseren Glaubensbrüdern und -schwestern und den Handlungen der israelischen Regierung und bekräftigen, dass der ÖRK entschieden gegen jede Form von Rassismus, einschließlich Antisemitismus, antiarabischem Rassismus und Islamfeindlichkeit, steht.“
Für den ÖKR ist, wie hier ebenfalls sichtbar wird, der Antisemitismus keine einzigartige Gestalt der Menschenfeindlichkeit, sondern wie Islamfeindlichkeit nur eine „Form von Rassismus“. In solcher Argumentationslinie können Israelhasser auch die Schoa, den Holocaust, mit einem vermeintlichen Völkermord Israels an den Palästinensern in Gaza verbinden: Das nicht mehr einzigartige Auschwitz und Gaza sind je eine „Form von Völkermord”. (Im Aufruf findet sich der zaghaft zurückhaltende Satz: „Die Militärkampagne von Israels Regierung im Gazastreifen hat zu schweren Verstößen gegen die Vierte Genfer Konvention geführt, die Völkermord und/oder andere Verbrechen gemäß dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) darstellen können.“)
Der Fehler im Denken von Heinrich Bedford-Strohm
Die Erklärung zu Palästina und Israel stellt fest: „Der Ökumenische Rat der Kirchen bekräftigt sein langjähriges Engagement für den interreligiösen Dialog und die interreligiöse Zusammenarbeit und für das Völkerrecht als Rahmen für Frieden, Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht.“ Das universale Völkerrecht also steckt den Rahmen für den ÖKR ab. Spätestens hier wäre ein Bezug zu biblischen Gedanken und Forderungen nach Frieden, Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht nicht nur naheliegend, sondern geradezu zwingend gewesen. Doch es gibt in der Erklärung keinerlei biblischen Bezug.
Mit eigenen Worten sagt Bedford-Strohm im Sonntagsblatt: „Das Eintreten für die Menschen in Gaza und in den besetzten Gebieten kommt aus …universalistischen Werten.“ Biblische Werte jedoch sind nicht per se universalistisch, sondern speisen sich aus der partikularen Besonderheit des Volkes Israel. Darum meidet Bedford-Strohm im Zusammenhang mit Juden und Israel die Bibel wie der Teufel das Weihwasser.
Der „Skandal der Partikularität“
Die Bibel denkt den einzigen und damit universalen Gott, der Himmel und Erde und den Menschen geschaffen hat, zusammen mit der höchst partikularen Geschichte des Volkes Israel. Nur so gewinnt das Reden von Gott in der Bibel Konkretheit.
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