ahavta+ || vom Zählen und von der Treue
Die richtige Auslegung (Exegese) erfüllt die Tora. Die rechte Treue zu ihr (das Tun) ebenso.
Schalom,
die Tage zwischen Pessach und Schawuot, zwischen Ostern und Pfingsten sind eine Zeit des Wartens. Warten auf Bestätigung, Warten auf Vervollständigung und Vervollkommnung, Warten auf Erfüllung. Sie ist eine Zeit der Bewährung, bis es Zeit ist.
Entschiedenheit und Treue sind die Attribute dieser Tage. Der Wille sich vorzubereiten markiert sie. Gleichgültigkeit ist ihnen fremd.
Ich wünsche dir gute Tage des Zählens hin auf das Ziel
dein Ricklef Münnich
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Die Mönche auf der Grabeskirche
Kürzlich erschienen von Peter von der Osten-Sacken posthum „Kleine Texte zu großen Fragen“.1 Ich lege sie dir besonders ans Herz. Die Beiträge umspannen einen Zeitraum von 60 Jahren. Noch vor dem Sechs-Tage-Krieg besuchte der Autor 1965 die zu Jordanien gehörende Altstadt Jerusalems – und natürlich auch die Grabeskirche.
Irgendwann begann ich auf Entdeckungsreise durch den weitläufigen Bau mit seinen Nebengelassen zu gehen. Ich sah niemanden und wurde von niemandem gesehen, bis ich unverhofft auf einem der flachen Dächer der Gebäude landete. Dort reihte sich eine winzige Behausung an die andere, weiß gestrichen, mit kleinen grünen Türen und Fensterläden, alles aufs Sorgfältigste instandgehalten. Bärtige äthiopische Mönche aller Altersstufen warteten hier geduldig auf die zweite Ankunft des Herrn. Auch wenn wir uns nicht verständigen konnten, so waren sie doch einladend freundlich und ließen mich gern einen Blick in ihre Domizile werfen. Heute werden die Meisten verstorben sein, ohne dass ihre Sehnsucht sich erfüllt hätte. Aber sie haben gewusst, wozu sie da waren. Und das ist nichts Geringes.2
Niemanden zu sehen und nicht gesehen zu werden, das gibt es schon lange nicht mehr in der Grabeskirche. Aber die äthiopischen Mönche ganz oben unter dem Himmel warten noch immer, dass dieser sich öffnet. Geduldig und treu.
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