Schalom!In diesen Wochen geht es in der politischen Debatte hoch her um die Frage, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern soll zum Einsatz gegen Russland, das kriegerisch in den unabhängigen Nachbarstaat eingefallen ist. Wie immer aufs Neue sind die biblischen Propheten eine Provokation. „Nicht durch Macht noch durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der allmächtige Herr“, so zitiert Rabbiner Jonathan Sacks in seinem heutigen „Weg zu Gott“ den Propheten Sacharja. Er fährt fort: „Physische Stärke braucht Zahlen. Je größer die Nation, desto mächtiger ist sie. Aber wenn es um geistige Stärke geht, braucht man keine Zahlen, sondern Verantwortungsbewusstsein.“Die Größe des jüdischen Volkes liegt für Sacks einzig darin, der Welt zu geben, was Gott von ihm verlangt. Die Möglichkeiten dafür haben sich, seit dieses Volk zu Teilen (wieder) in seinem Land wohnt, in kurzer Zeit ausgeweitet. Und wo Möglichkeiten wachsen, tun es auch die Gefahren.Die Gründung des Staates Israel stellt für das Judentum eine ähnliche Herausforderung dar wie die Christianisierung des Reiches für das Christentum.Karma Ben Johanan resümiert dies am Schluss ihres 2020 auf Hebräisch erschienenen Buches über „Die gegenseitigen Wahrnehmungen von Christen und Juden im Zeitalter der Versöhnung“. In ihrer Berliner Antrittsvorlesung von 2021 für den Lehrstuhl für Geschichte und Gegenwart des christlich-jüdischen Verhältnisses an der Humboldt-Universität, die ich dir heute zur Lektüre gebe, zitiert sie dazu Gerschom Scholem: Die große Chance ... liegt darin, dass das jüdische Volk nun versuchen kann, ohne nach links oder rechts zu schielen, eine Lösung seiner Probleme zu finden, die Frage der Konfrontation zwischen Juden und Nichtjuden zu stellen, eine historische Klärung all der Fragen anzugehen, die historisch und geistig zwischen Juden und Nichtjuden anstehen; darin, dass es möglich sein wird, diese Probleme zu klären, ohne darauf angewiesen zu sein, was andere dazu zu sagen haben, ohne Rücksicht auf äußere Ängste.Was Israel ganz aktuell der Welt zum Frieden zu geben vermag, umreisst Lina Eisenberg in einem Beitrag, den sie auf meine Anregung hin für einen Wettbewerb des European Leadership Network (ELNET) verfasst hat. Unter dem Motto „Abraham4Peace“ sollten die eingereichten Texte „sich mit dem Normalisierungsprozess zwischen Israel und arabischen Staaten beschäftigen, welcher im Rahmen des Abraham-Abkommens seit Mitte 2020 entstanden ist.“ Ich gebe dir mit Linas Einverständnis ihren Text auch deshalb, weil er aufzeigt, dass Deutschland beim Blick auf diese neueren Entwicklungen noch manchen „blinden Fleck“ hat.Zu einem gegenüber früheren Jahrhunderten neuen Selbstbewusstsein im jüdischen Volk gehört auch, dass es nun mit Iwrit, dem Neuhebräischen, eine ihm eigene Sprache entwickelt hat – obgleich das Hebräische zu allen Zeiten seine „heilige Sprache“ im Gebet und Studium der Tora gewesen ist. Zu dieser habe ich Landesrabbiner Alexander Nachama befragt. Seine Antworten siehst du in der neuen Folge der Reihe „Frag den Rabbi!“Ich wünsche Dir einen friedlichen Sonntag und eine gute Woche.Herzlich, dein Ricklef Münnich
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ahavta+ hört den Propheten Sacharja
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Schalom!In diesen Wochen geht es in der politischen Debatte hoch her um die Frage, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern soll zum Einsatz gegen Russland, das kriegerisch in den unabhängigen Nachbarstaat eingefallen ist. Wie immer aufs Neue sind die biblischen Propheten eine Provokation. „Nicht durch Macht noch durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der allmächtige Herr“, so zitiert Rabbiner Jonathan Sacks in seinem heutigen „Weg zu Gott“ den Propheten Sacharja. Er fährt fort: „Physische Stärke braucht Zahlen. Je größer die Nation, desto mächtiger ist sie. Aber wenn es um geistige Stärke geht, braucht man keine Zahlen, sondern Verantwortungsbewusstsein.“Die Größe des jüdischen Volkes liegt für Sacks einzig darin, der Welt zu geben, was Gott von ihm verlangt. Die Möglichkeiten dafür haben sich, seit dieses Volk zu Teilen (wieder) in seinem Land wohnt, in kurzer Zeit ausgeweitet. Und wo Möglichkeiten wachsen, tun es auch die Gefahren.Die Gründung des Staates Israel stellt für das Judentum eine ähnliche Herausforderung dar wie die Christianisierung des Reiches für das Christentum.Karma Ben Johanan resümiert dies am Schluss ihres 2020 auf Hebräisch erschienenen Buches über „Die gegenseitigen Wahrnehmungen von Christen und Juden im Zeitalter der Versöhnung“. In ihrer Berliner Antrittsvorlesung von 2021 für den Lehrstuhl für Geschichte und Gegenwart des christlich-jüdischen Verhältnisses an der Humboldt-Universität, die ich dir heute zur Lektüre gebe, zitiert sie dazu Gerschom Scholem: Die große Chance ... liegt darin, dass das jüdische Volk nun versuchen kann, ohne nach links oder rechts zu schielen, eine Lösung seiner Probleme zu finden, die Frage der Konfrontation zwischen Juden und Nichtjuden zu stellen, eine historische Klärung all der Fragen anzugehen, die historisch und geistig zwischen Juden und Nichtjuden anstehen; darin, dass es möglich sein wird, diese Probleme zu klären, ohne darauf angewiesen zu sein, was andere dazu zu sagen haben, ohne Rücksicht auf äußere Ängste.Was Israel ganz aktuell der Welt zum Frieden zu geben vermag, umreisst Lina Eisenberg in einem Beitrag, den sie auf meine Anregung hin für einen Wettbewerb des European Leadership Network (ELNET) verfasst hat. Unter dem Motto „Abraham4Peace“ sollten die eingereichten Texte „sich mit dem Normalisierungsprozess zwischen Israel und arabischen Staaten beschäftigen, welcher im Rahmen des Abraham-Abkommens seit Mitte 2020 entstanden ist.“ Ich gebe dir mit Linas Einverständnis ihren Text auch deshalb, weil er aufzeigt, dass Deutschland beim Blick auf diese neueren Entwicklungen noch manchen „blinden Fleck“ hat.Zu einem gegenüber früheren Jahrhunderten neuen Selbstbewusstsein im jüdischen Volk gehört auch, dass es nun mit Iwrit, dem Neuhebräischen, eine ihm eigene Sprache entwickelt hat – obgleich das Hebräische zu allen Zeiten seine „heilige Sprache“ im Gebet und Studium der Tora gewesen ist. Zu dieser habe ich Landesrabbiner Alexander Nachama befragt. Seine Antworten siehst du in der neuen Folge der Reihe „Frag den Rabbi!“Ich wünsche Dir einen friedlichen Sonntag und eine gute Woche.Herzlich, dein Ricklef Münnich