Frohe Ostern!Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!Für Christen ist es von Bedeutung, diesen Osterruf immer neu zu wiederholen, laut und vernehmbar. Denn die Welt ist von Leid, Krieg und Tod umfangen. So sah sie allerdings auch bereits im römisch beherrschten Jerusalem des 1. Jahrhunderts aus. David Flusser lässt seine Jesus-Darstellung (rowohlts monographien, 1968) mit den Worten enden:Es verspotteten ihn auch die römischen Soldaten: sie füllten einen Schwamm mit Essig, steckten ihn auf ein Rohr, näherten sich dem Gekreuzigten und führten den Schwamm an seine Lippen. Sogar die zwei Mitgekreuzigten schmähten Jesus. Da hörte man vom Kreuze einen Schrei. Einige der Umstehenden meinten, er rufe: „Elia!“ Andere meinten, er rufe aus Verzweiflung „Mein Gott, mein Gott [Eli, Eli], warum hast du mich verlassen!“ Und Jesus verschied.Jüdische Tradition nennt solchen Tod Kiddusch HaSchem, Heiligung des Namens (Gottes).Nur eine, freilich extreme Gestalt von Kiddusch HaSchem ist der freiwillige Märtyrertod, den jemand auf sich nimmt, um den Chillul HaSchem, die Entweihung des göttlichen Namens, zu vermeiden. Die beiden anderen Formen sind:die Heiligung des Namens während des Kaddisch-Gebetes, über das ich in der vergangenen Woche geschrieben habe, sowie auch im Sprechen der Keduscha in der Amida, dem Achtzehngebet. Diese beginnt durch den Vorbeter mit den Worten: „Wir wollen deinen Namen in der Welt heiligen, wie man ihn im hohen Himmel heiligt.“ein integrer Lebenswandel, der durch Ehrlichkeit und höflichen und respektvollen Umgang mit anderen gekennzeicnet ist. Die rabbinischen Lehrer betonen, dass diese Haltung allen Menschen gegenüber wichtig ist und man durch ein solches Verhalten ein „Licht unter den Völkern“, Or laGojim, sein soll, damit alle Gottes Heiligkeit wahrnehmen können.Für Rabbiner Jonathan Sacks s''l ist dieses Konzept des Kiddusch HaSchem die zentrale und wichtigste Idee in seiner Philosophie des Judentums. Lies dazu heute seinen 9. Weg zu Gott!Den zitierten Vers aus der Keduscha können Christinnen und Christen aus vollem Herzen mitsprechen und beten in dem Sinne: „Wir wollen deinen Namen in der Welt heiligen, wie Christus ihn im hohen Himmel heiligt.“ Und so gilt auch der folgende Satz von Jonathan Sacks ohne Abstriche für Menschen in der christlichen Gemeinde: „Wir wollen ein lebendiges Beispiel sein, ein Abglanz von Gottes Licht, eine Inspiration für andere, ihren eigenen Weg zu Gott zu finden.“Zurück zum Kiddusch HaSchem durch Jesus von Nazaret am Karfreitag. Ein jiddisches Sprichwort sagt: Nichts ist zu schwierig. Man muss nur wissen wie es geht. Für Gott ist nichts zu schwierig, weil er allemal weiß, wie es geht. Das hat er in der Herausführung Israels aus dessen Sklaverei in Ägypten gezeigt und bewiesen. Darum feiert dieses Volk heute Pessach.So war es für Gott nicht zu schwierig, den Gekreuzigten zum Leben zu erwecken, wofür es Zeugen im Volk Israel gab. Ein Problem, dass sich erst später ergab, war, dass Christen diese Machttat Gottes zum Anlass nahmen, die Juden als Gottesvolk zu schmähen – ein klarer Fall von Chillul HaSchem, wie wir heute erkennen. So war der Karfreitag über Jahrhunderte hinweg für Juden ein Tag, sich in Acht zu nehmen, die Häuser zu verschließen und sich auf Bedrohungen, Gewalt und mehr einzustellen, weil der haltlose Vorwurf wiederholt wurde, die Juden hätten Jesus umgebracht.Jüdischer Lebenswille, wie er sich in Schlagfertigkeit und Humor zeigt, vermag freilich sogar diese schreckliche Geschichte ins geradezu Heitere zu wenden. Dies zeigt Prof. Dr. Peter von der Osten-Sacken in seinem Text „Die Juden von Hengelo“, den er dir für ein österlich befreiendes Lachen zur Lektüre gibt.Ein zweiter Beitrag von Peter von der Osten-Sacken mit dem Titel „Die Mönche auf der Grabeskirche“ ist wichtig, weil er implizit zeigt, dass die aus Ägypten befreiten Juden und die im Abglanz von Gottes Licht in Jesus Christus lebenden Christen allemal in einem zusammengeschlossen sind – im Warten auf die vollständige Befreiung und Erlösung.Deshalb wünsche ich als Christ dir als hier lesendem Juden in solcher VerbundenheitChag Pessach Sameach!Dein Ricklef Münnich
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ahavta+ zwischen Karfreitag und Ostern
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Frohe Ostern!Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!Für Christen ist es von Bedeutung, diesen Osterruf immer neu zu wiederholen, laut und vernehmbar. Denn die Welt ist von Leid, Krieg und Tod umfangen. So sah sie allerdings auch bereits im römisch beherrschten Jerusalem des 1. Jahrhunderts aus. David Flusser lässt seine Jesus-Darstellung (rowohlts monographien, 1968) mit den Worten enden:Es verspotteten ihn auch die römischen Soldaten: sie füllten einen Schwamm mit Essig, steckten ihn auf ein Rohr, näherten sich dem Gekreuzigten und führten den Schwamm an seine Lippen. Sogar die zwei Mitgekreuzigten schmähten Jesus. Da hörte man vom Kreuze einen Schrei. Einige der Umstehenden meinten, er rufe: „Elia!“ Andere meinten, er rufe aus Verzweiflung „Mein Gott, mein Gott [Eli, Eli], warum hast du mich verlassen!“ Und Jesus verschied.Jüdische Tradition nennt solchen Tod Kiddusch HaSchem, Heiligung des Namens (Gottes).Nur eine, freilich extreme Gestalt von Kiddusch HaSchem ist der freiwillige Märtyrertod, den jemand auf sich nimmt, um den Chillul HaSchem, die Entweihung des göttlichen Namens, zu vermeiden. Die beiden anderen Formen sind:die Heiligung des Namens während des Kaddisch-Gebetes, über das ich in der vergangenen Woche geschrieben habe, sowie auch im Sprechen der Keduscha in der Amida, dem Achtzehngebet. Diese beginnt durch den Vorbeter mit den Worten: „Wir wollen deinen Namen in der Welt heiligen, wie man ihn im hohen Himmel heiligt.“ein integrer Lebenswandel, der durch Ehrlichkeit und höflichen und respektvollen Umgang mit anderen gekennzeicnet ist. Die rabbinischen Lehrer betonen, dass diese Haltung allen Menschen gegenüber wichtig ist und man durch ein solches Verhalten ein „Licht unter den Völkern“, Or laGojim, sein soll, damit alle Gottes Heiligkeit wahrnehmen können.Für Rabbiner Jonathan Sacks s''l ist dieses Konzept des Kiddusch HaSchem die zentrale und wichtigste Idee in seiner Philosophie des Judentums. Lies dazu heute seinen 9. Weg zu Gott!Den zitierten Vers aus der Keduscha können Christinnen und Christen aus vollem Herzen mitsprechen und beten in dem Sinne: „Wir wollen deinen Namen in der Welt heiligen, wie Christus ihn im hohen Himmel heiligt.“ Und so gilt auch der folgende Satz von Jonathan Sacks ohne Abstriche für Menschen in der christlichen Gemeinde: „Wir wollen ein lebendiges Beispiel sein, ein Abglanz von Gottes Licht, eine Inspiration für andere, ihren eigenen Weg zu Gott zu finden.“Zurück zum Kiddusch HaSchem durch Jesus von Nazaret am Karfreitag. Ein jiddisches Sprichwort sagt: Nichts ist zu schwierig. Man muss nur wissen wie es geht. Für Gott ist nichts zu schwierig, weil er allemal weiß, wie es geht. Das hat er in der Herausführung Israels aus dessen Sklaverei in Ägypten gezeigt und bewiesen. Darum feiert dieses Volk heute Pessach.So war es für Gott nicht zu schwierig, den Gekreuzigten zum Leben zu erwecken, wofür es Zeugen im Volk Israel gab. Ein Problem, dass sich erst später ergab, war, dass Christen diese Machttat Gottes zum Anlass nahmen, die Juden als Gottesvolk zu schmähen – ein klarer Fall von Chillul HaSchem, wie wir heute erkennen. So war der Karfreitag über Jahrhunderte hinweg für Juden ein Tag, sich in Acht zu nehmen, die Häuser zu verschließen und sich auf Bedrohungen, Gewalt und mehr einzustellen, weil der haltlose Vorwurf wiederholt wurde, die Juden hätten Jesus umgebracht.Jüdischer Lebenswille, wie er sich in Schlagfertigkeit und Humor zeigt, vermag freilich sogar diese schreckliche Geschichte ins geradezu Heitere zu wenden. Dies zeigt Prof. Dr. Peter von der Osten-Sacken in seinem Text „Die Juden von Hengelo“, den er dir für ein österlich befreiendes Lachen zur Lektüre gibt.Ein zweiter Beitrag von Peter von der Osten-Sacken mit dem Titel „Die Mönche auf der Grabeskirche“ ist wichtig, weil er implizit zeigt, dass die aus Ägypten befreiten Juden und die im Abglanz von Gottes Licht in Jesus Christus lebenden Christen allemal in einem zusammengeschlossen sind – im Warten auf die vollständige Befreiung und Erlösung.Deshalb wünsche ich als Christ dir als hier lesendem Juden in solcher VerbundenheitChag Pessach Sameach!Dein Ricklef Münnich