In Jerusalem konnten wir wegen des Erfordernisses, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten, unser verabredetes Gespräch mit dem Chefredakteur der israelischen Nachrichtenorganisationen Ynet und Yediot Ahronot, Gad Lior, nicht live senden. Ich veröffentliche es gleichwohl aktuell mit nur wenig Verzögerung.
Gad Lior wurde 1953 in Jerusalem geboren und hat sich über Jahrzehnte als eine der wichtigsten Stimmen im israelischen Journalismus etabliert. An der Spitze der beiden Medienplattformen ist Lior für die redaktionelle Ausrichtung von zwei der wichtigsten Nachrichtenquellen Israels verantwortlich. Seine langjährige Erfahrung machte ihn zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten im israelischen Journalismus. Bemerkenswert ist auch sein Deutschlandbezug als ehemaliger Korrespondent der Zeitung Yediot Ahronot in Bonn.
Gad Lior berichtet im Gespräch mit uns über die dramatische Lage Israels nach den jüngsten iranischen Angriffen. Er schildert die enormen wirtschaftlichen Belastungen des Krieges: Täglich kostet der Konflikt Israel etwa eine Milliarde Schekel (250 Millionen Euro), wobei allein der Iran-Konflikt 800 Millionen Schekel pro Tag verschlingt. Seit dem 7. Oktober 2023 liefen so Kosten in Höhe der Hälfte des jährlichen Haushalts von Israel auf (620 Milliarden Schekel). Lior betont, dass kein anderes Land der Welt sich einen solchen Anteil des Budgets für Kriegsführung leisten würde.
Lior, dessen Familie größtenteils in der Shoah ermordet wurde und dessen Eltern 1939 aus Berlin flohen, beschreibt die ständige Bedrohung Israels seit 1948. Vor unserem Gespräch musste er die letzten 36 Stunden fünfmal in Schutzräume, während iranische Raketen auf Israel abgefeuert wurden. Etwa zehn Raketen durchbrachen die Abwehr und verursachten massive Schäden, darunter die komplette Zerstörung eines Hauses in Ramat Gan. Es gab Tote und zahlreiche Verletzte.
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