ahavta+ || Der 233. Tag im zweiten Omer
„Wir können noch nicht sagen, wohin diese Zeit führen und wie lange sie noch dauern wird. Aber möge bald die Zeit kommen, in der wir mit dem Zählen aufhören können!“ (Rabbiner Dr. Walter Rothschild)
Mit dem 7. Oktober 2023 hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Manche empfinden das so. Denn nicht nur ereignete sich am Schwarzen Schabbat ein bis dahin unvorstellbarer Pogrom innerhalb der Grenzen des Staates Israel, sondern auch, was danach geschah und bis zum heutigen Tage sich fortsetzt, hätte niemand zuvor sich auszudenken vermocht. Und doch ist es real. Dass der von den Völkern der Welt eingesetzte Internationale Strafgerichtshof über den Antrag seines Chefanklägers, Haftbefehle für den israelischen Ministerpräsidenten und seinen Verteidigungsminister auszustellen, entscheiden würde, und die deutsche Regierung durch ihren Sprecher andeutet, einen solchen beachten und umsetzen zu wollen – schon das scheint aus einem Albtraum zu kommen.
Was bedeutet das alles? Die Antworten dürfen wir nicht den „Nahost-Experten“ und „Antisemitismus-Experten“ überlassen (mitunter von den Medien erst zu solchen ernannt), sondern kommen nicht umhin, selber darum zu ringen. Dazu brauchen wir Tora und Evangelium. Wie schon in vergangenen Krisen und Katastrophen geben sie neue Verständnisweisen frei, die zuvor verborgen waren. Sie öffnen sich jedoch nicht von selbst, sondern wollen erschlossen werden. Das ist harte Lernarbeit. Hilfe dazu kommt auf christlicher Seite von Kirche und Theologie leider viel zu wenig.
Von jüdischer Seite hat Rabbiner Dr. Walter Rothschild zum heutigen Tag einen Beitrag geschrieben, der exklusiv bei ahavta+ erscheint. Dieser heutige Tag heißt im Hebräischen Lag BaOmer, der 33. Tag in der Zählung des Omer.
„Im Oktober 2023 hat eine neue Omer-Periode begonnen, die wir sehr stark spüren. Wir müssen neue Wege finden, sie zu markieren, neue Rituale, die uns helfen, sie zu überstehen.“
So beginnt der Rabbiner seine Gedanken zu Lag BaOmer am 26. Mai 2024. Sein ungemein wichtiger Text, den ich dir sehr ans Herz legen möchte, setzt allerdings – vor allem auf nichtjüdischer Seite – bereits einige Vorkenntnisse zur Bedeutung von Lag Baomer als 33. Tagesstation innerhalb der insgesamt 50 zwischen Pessach und Schawuot voraus. Freilich, eigentlich gehören diese durchaus noch ins „Basislager“, um Ostern und das 50-Tage-Fest Pfingsten als Feiern in Bezug auf Jesus als Messias zu verstehen.
Deshalb stelle ich zunächst einige Informationen aus früheren Ausgaben bei ahavta - Begegnungen zusammen. Und zweitens verweise ich besonders auf meine Einladung, gemeinsam mit Rabbiner Rothschild und Rabbiner Steiman vom 29. Juli bis 1. August 2024 die Pessach-Haggada zu lernen.
Wenn du den heutigen Beitrag von Walter Rothschild gelesen hast, wirst du verstehen, weshalb wir gerade dieses Thema gewählt haben und die Passa-Haggada im Sommer studieren werden. Derzeit sind alle 15 Teilnehmerplätze bereits vergeben. Doch habe ich vorgestern aus dem Kloster Donndorf die Mitteilung erhalten, dass wir die Gruppe noch etwas vergrößern können. So werde ich in dieser Woche weitere Teilnehmer-Tickets freigeben. Bis dahin besteht eine Warteliste. Ich rate dir, bei Interesse deinen Platz auf der Warteliste umgehend zu reservieren, denn die Reihenfolge dort bestimmt die Vergabe:
Lag BaOmer sameach sowie einen schönen Sonntag wünscht dir
dein Ricklef Münnich
„Zählen sollt ihr!“
Im Wort zum Schabbat zum Wochenabschnitt Emor von Rabbiner Daniel Katz ging es um das Gebot 3. Mose 23,15: Ihr sollt für euch zählen von dem Tag nach dem Schabbat, von dem Tag an, da ihr die Schwingegarbe bringt, sieben volle Wochen. Der Rabbiner wies auf die bereits zur Zeit des Tempels geführte Auseinandersetzung hin, was der Tag nach dem Schabbat bedeutet.
Die Bo’ethusäer (Mischna Menachot 10,1–2) und die Sadduzäer verstanden dies als den Schabbat, der auf Pessach folgt. Nach ihrem Kalender fiel Schawuot damit stets auf den achten Sonntag (sieben volle Wochen) nach Pessach.
Die Pharisäer und ihnen folgend das rabbinische Judentum verstanden den Tag nach dem Schabbat als Tag nach der Feier von Pessach. Ihr Kalender legte das Wochenfest damit stets auf den 50. Tag nach Pessach. Das Wochenfest war für sie damit Azeret, der Schlusstag von Pessach. So banden sie das Fest der Gabe der Tora an Schawuot eng an Pessach als Fest der Befreiung aus der Knechtschaft an. Und deshalb werden in der Zeit zwischen dem Tag nach Pessach und dem Wochenfest die Tage gezählt. Das ist die Omer-Zeit. Lies ausführlich dazu hier:
Der 33. Tag der Omer-Zeit: Lag BaOmer
Vor vier Jahren führte ich mit Rabbiner Andrew Steiman ein Gespräch zu Lag BaOmer. Darin kommen wir auch darauf zu sprechen, weshalb alle Tage im Omer eigentlich Tage der Trauer sind – bis auf den 33. Tag. Hier kannst du unserem Gespräch folgen:
Zu Lag BaOmer als freudigem Tag kannst du hier mehr erfahren:
Auch auf die Freudenfeuer bin ich dort eingegangen, die an Lag BaOmer entzündet werden, insbesondere auf dem Berg Meron – in diesem Jahr aber sind sie in Israel aus Sicherheitsgründen verboten. Was sagt uns das?
Auf dem Berg Meron in Galiläa, in der Nähe von Safed, liegt die Grabstätte von Rabbi Schimon bar Jochai. Sie ist in anderen Jahren an Lag BaOmer das Ziel vieler Tausend orthodoxer und chassidischer Juden. Lies mehr dazu – auch über Schimon bar Jochai als einem Schüler von Rabbi Akiwa – in diesem Beitrag zu Lag BaOmer:
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