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Der Wochenabschnitt der Tora
Mikez
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Mikez

„Nach dem Ende“ • 1. Mose 41,1–44,17

Der Wochenabschnitt Mikez

1. Mose 41,1–44,17

Es war nach Beendigung zweier voller Jahre, da träumte Pharao, und siehe: er steht sinnend an dem Flusse.

Und siehe: aus dem Flusse steigen sieben Kühe, schön von Ansehen und gesund von Fleisch, und sie gingen weiden auf die Wiese.

Und siehe: sieben andere Kühe steigen nach ihnen aus dem Flusse, schlecht von Ansehen und dünn von Fleisch, und sie stellten sich neben die Kühe an dem Ufer des Flusses.

Da fraßen die von Ansehen schlechten und von Fleisch dünnen Kühe die sieben von Ansehen schönen und gesunden Kühe; da erwachte Pharao,

schlief jedoch wieder ein, und träumte zum zweitenmale: Siehe, sieben Ähren wachsen an einem Halm, gesund und gut;

und siehe, sieben Ähren, dünn, und vom Ostwind durchweht, wachsen nach ihnen;

da verschlangen die dünnen Ähren die sieben gesunden und vollen Ähren! Pharao erwachte und siehe, es war ein Traum.

Es war am Morgen, da ward sein Gemüt unruhig, er schickte daher und ließ alle Bilderschriftkundige Mizrajims und alle Weisen desselben rufen; Pharao erzählte ihnen seinen Traum; allein keiner deutete sie dem Pharao.

Da sprach der Fürst der Schenke mit Pharao also: Meine Vergehen bringe ich heute in Erinnerung.

Pharao hatte über seine Diener gezürnt und gab mich ins Gewahrsam des Hauses des Fürsten der Köche, mich und den Fürsten der Bäcker.

Da träumten wir in einer Nacht, ich und er; wie eine Deutung seines Traumes träumten wir jeder.

Da war bei uns ein ibrischer Jüngling, ein Sklave des Fürsten der Köche, dem erzählten wir, und der deutete uns unsere Träume; ganz seinem Traume gemäß deutete er jedem.

Und wie er uns gedeutet hatte, so geschah es; mich hatte er wieder in mein Amt zurückbringen und ihn henken lassen.

Da schickte Pharao und ließ Josef rufen; sie hießen ihn aus dem Gefängnis eilen. Er aber schor sich, wechselte vollends seine Kleider und kam zu Pharao.

Da sprach Pharao zu Josef: Ich habe einen Traum gehabt und keiner deutet ihn; ich habe aber von dir sagen hören, du hörtest einen Traum, so daß du ihn deutest.

Josef erwiderte dem Pharao: Nicht bei mir! Gott möge, was zu Pharaos Heil gereicht, erwidern lassen!

Da sprach Pharao zu Josef: In meinem Traume — siehe, da stehe ich an dem Ufer des Flusses,

und siehe, aus dem Flusse steigen sieben Kühe, gesund von Fleisch und schön von Gestalt, sie gingen weiden auf die Wiese.

Und siehe, sieben andere Kühe steigen nach ihnen herauf, ärmlich und von überaus schlechter Gestalt und mager an Fleisch, ich habe ihresgleichen an Häßlichkeit im ganzen Lande Mizrajim noch nicht gesehen.

Da fraßen die mageren und schlechten Kühe die sieben ersten gesunden Kühe.

Sie kamen in sie, allein es wurde nicht erkannt, daß sie in sie gekommen waren, ihr Ansehen war schlecht wie zuvor — da erwachte ich,

und sah in meinem Traum, und siehe: sieben Ähren steigen an einem Halme auf, voll und gut, —

und siehe, sieben Ähren, dürr, dünn, vom Ostwind durchweht, wachsen ihnen nach.

Da verschlangen die dünnen Ähren die sieben guten Ähren. Ich habe es den Bilderschriftkundigen mitgeteilt, aber keiner weiß mirs zu sagen.

Da sprach Josef zu Pharao: Pharaos Traum ist nur einer; das, was Gott gestaltet, hat er Pharao verkündet.

Die sieben guten Kühe sind sieben Jahre, und die sieben guten Halme sind sieben Jahre; es ist nur ein Traum.

Und die sieben mageren und schlechten Kühe, die nach ihnen heraufkommen, sind sieben Jahre und ebenso die sieben leeren, vom Ostwind durchwehten Ähren; kommen werden sieben Jahre des Hungers.

Es ist also, was ich Pharao gesagt: Was Gott gestaltet, hat er Pharao gezeigt.

Siehe, es kommen sieben Jahre großer Sättigung im ganzen Lande Mizrajim;

nach ihnen erstehen sieben Jahre des Hungers, so daß alle die Sättigung im ganzen Lande Mizrajim vergessen wird, und der Hunger das Land zu Grunde richtet.

Die Sättigung im Lande wird wegen jenes Hungers, der darauf folgt, nicht mehr erkannt werden; denn er wird sehr schwer sein.

Und in betreff dessen, daß der Traum Pharao zweimal wiederholt worden: weil die Sache bereit steht von Gott und Gott sie zu gestalten eilt.

Und nun ersehe sich Pharao einen einsichtigen und weisen Mann und setze ihn über das Land Mizrajim.

Pharao selbst aber tue es und bestelle Beamten über das Land, und belege das Land Mizrajim mit einem Fünftel in den sieben Jahren der Sättigung.

Alle Nahrungsmittel dieser kommenden guten Jahre soll man an sich halten, soll auch unter Pharaos Hand Getreide als Nahrungsmittel in den Städten aufspeichern und bewahren.

Es verbleiben somit die Nahrungsmittel zur Aufbewahrung für das Land, für die sieben Jahre des Hungers, die im Lande Mizrajim kommen, so wird das Land nicht durch den Hunger ganz zu Grunde gehen.

Es gefiel dieses in Pharaos Augen und in den Augen aller seiner Diener,

Und Pharao sprach zu seinen Dienern: Werden wir wohl diesem gleich einen Mann finden, in welchem der Geist Gottes ist?

Zu Josef aber sprach Pharao: Nachdem Gott dich alles dieses hat wissen lassen, ist keiner so einsichtig und weise wie du.

Du sollst über mein Haus gesetzt sein, und nach deinem Ausspruch soll mein ganzes Volk sich rüsten; nur um den Thron werde ich größer sein als du.

Pharao sprach ferner zu Josef: Siehe, ich habe dich über das ganze Land Mizrajim gesetzt.

Pharao zog seinen Ring von seiner Hand und gab ihn an Josefs Hand, kleidete ihn in Byssusgewänder und legte das goldene Medaillon an seinen Hals,

ließ ihn in dem Wagen des Zweiten nach ihm ausfahren und sie riefen vor ihm her: Ich befehle, daß man knie! Und damit setzte er ihn über das ganze Land Mizrajim.

Pharao sprach darauf zu Josef: Ich bin Pharao; aber ohne dich soll im ganzen Lande Mizrajim niemand seine Hand und seinen Fuß heben.

Pharao nannte Josef Zofnat Paaneach und gab ihm Asnat, die Töchter Potiferas, des Priesters zu On, zur Frau; darauf ging Josef hinaus über das Land Mizrajim.

Josef war dreißig Jahre alt, als er vor Pharao, dem Könige von Mizrajim, stand; nun ging Josef von Pharao fort und bereiste das ganze Land Mizrajim.

Das Land erzeugte in den sieben Jahren der Sättigung zu händevoll.

Er hielt aber alle Nahrungsmittel der sieben Jahre, welche im Lande Mizrajim waren, zurück, und gab Nahrungsmittel in die Städte. Die Nahrungsmittel des eine Stadt umgebenden Feldes gab er in sie.

Josef häufte Getreide auf wie Sand am Meere in außerordentlicher Menge, bis daß man zu zählen aufhörte, denn es war keine Zahl.

Josef wurden aber zwei Söhne geboren, bevor ein Jahr der Hungersnot kam, die ihm Asnat, die Tochter Potiferas, des Priesters zu On, geboren hatte.

Josef nannte seinen Erstgebornen Menasche: denn es hat Gott mir mein ganzes Unglück und mein ganzes väterliches Haus zu Gläubigern gemacht.

Und den Zweiten nannte er Efrajim: denn es hat mich Gott im Lande meines Elendes blühen lassen.

Es gingen die sieben Jahre der Sättigung, welche im Lande Mizrajim war, zu Ende,

und es begannen die sieben Jahre des Hungers zu kommen, wie es Josef gesagt hatte. Hungersnot war in allen Ländern, im ganzen Lande Mizrajim über war Brot vorhanden.

Da nun das ganze Land Mizrajim hungerte und das Volk zu Pharao um das Brot aufschrie, sprach Pharao zu ganz Mizrajim: Gehet zu Josef; was er euch sagen wird, tuet.

Es war aber die Hungersnot über den ganzen Erdstrich. Da öffnete Josef alle Räume, in welchen Vorrat war, und verkaufte im einzelnen den Mizrern; die Hungersnot nahm aber immer zu im Lande Mizrajim.

Und von überall her kam man nach Mizrajim, im einzelnen zu kaufen, zu Josef; denn die Hungersnot war überall stark.

Kapitel 42

Jaakob sah, daß Einzelverkauf in Mizrajim war, und es sprach Jaakob zu seinen Söhnen: Warum seht ihr euch einander an?

Er sprach nämlich: Seht, ich habe gehört, daß in Mizrajim ein Einzelverkauf stattfindet, gehet dorthin hinab und kauft einzeln uns von dort, damit wir leben bleiben und nicht umkommen.

So gingen der Brüder Josefs Zehne hinab, im einzelnen Korn von Mizrajim zu kaufen.

Binjamin aber, Josefs Bruder, schickte Jaakob nicht mit den Brüdern; denn er sagte: es könne ihn ein Unglück treffen.

So kamen die Söhne Jisraels, den Einzelkauf zu besorgen mitten unter den Kommenden; denn es war die Hungersnot im Lande Kenaan.

Und Josef war der Gebieter über das Land, und er war zugleich derjenige, der den Verkauf im einzelnen an die ganze Bevölkerung des Landes besorgte. Die Brüder Josefs kamen und beugten sich ihm mit dem Angesichte zur Erde.

Wie Josef seine Brüder sah, erkannte er sie. Er stellte sich ihnen aber fremd und sprach mit ihnen in harter Weise und sagte zu ihnen: Wo kommt ihr her? Sie sagten: Vom Lande Kenaan, Nahrung im einzelnen einzukaufen.

Josef erkannte seine Brüder, sie aber erkannten ihn nicht.

Da gedachte Josef der Träume, die er von ihnen geträumt, und sprach zu ihnen: Kundschafter seid ihr! Die Blöße des Landes zu sehen seid ihr gekommen.

Sie sagten zu ihm: Nicht, mein Herr, deine Diener sind gekommen, Nahrung im einzelnen einzukaufen.

Und alle, Söhne eines Mannes sind wir; rechtliche Menschen sind wir; deine Diener waren nie Kundschafter.

Er aber sprach zu ihnen: Nein! Die Blöße des Landes seid ihr zu sehen gekommen.

Sie erwiderten: Zwölf sind wir, deine Diener, Brüder, Söhne eines Mannes im Lande Kenaan. Siehe, der jüngste ist heute noch bei unserm Vater, und der eine ist nicht mehr da.

Josef aber sagte zu ihnen: Das ist es gerade, was ich euch gesagt habe; ihr seid Kundschafter.

Dadurch sollt ihr erprobt werden: bei Pharaos Leben! Ihr kommet nicht fort von hier, wenn nicht euer jüngerer Bruder hierher kommt.

Schicket einen von euch, daß er euren Bruder hole, und ihr bleibet gefangen, damit eure Worte erprobt werden, ob Wahrheit bei euch ist. Wenn aber nicht, bei Pharaos Leben, so seid ihr Kundschafter!

Er nahm sie drei Tage in Gewahrsam.

Am dritten Tage sprach Josef zu ihnen: Tuet dies und bleibt am Leben! Ich bin gottesfürchtig!

Seid ihr rechtliche Männer, bleibe ein Bruder von euch gefangen im Hause eures Gewahrsams, ihr aber gehet, bringet den Einkauf für den Hunger eurer Häuser heim,

und euren jüngeren Bruder bringet zu mir, damit eure Worte sich bewahrheiten und ihr nicht sterbet; sie taten also.

Da sprachen sie einer zum andern: Wir tragen also doch eine Schuld um unsern Bruder, daß wir die Not seiner Seele mit angesehen, als er zu uns flehte und wir kein Gehör gaben! Darum ist uns diese Not gekommen!

Reuben entgegnete ihnen: Habe ich euch nicht gesagt: versündigt euch nicht an dem Kinde, ihr wolltet aber nicht hören. Seht, darum wird auch sein Blut jetzt geahndet!

Sie wußten aber nicht, daß Josef sie verstand, denn der Dolmetscher war zwischen ihnen.

Er wendete sich von ihnen und weinte. Er kehrte dann wieder zu ihnen zurück, sprach mit ihnen, nahm von ihnen den Schimeon und ließ ihn vor ihren Augen fesseln.

Josef befahl es, da füllte man ihre Geräte mit Getreide; aber auch ihr Geld, jedem in seinen Sack zurückzulegen und ihnen auch Vorrat für die Reise zu geben; man tat ihnen also.

Sie nahmen ihren Einkauf auf ihre Esel und gingen von dannen.

Da öffnete einer seinen Sack, um seinem Esel Futter in der Herberge zu geben, da sah er sein Geld und siehe, es war obenauf in seinem Gepäcksack.

Er sagte zu seinen Brüdern: Mein Geld ist wieder zurückgegeben, und es liegt sogar in meinem Gepäcksack. Da entging ihnen ihr Herz, und sie sagten erschrocken einer zum andern: Was hat uns Gott da getan!

Sie kamen zu ihrem Vater Jaakob zum Lande Kenaan und erzählten ihm alles, was sie betroffen, nämlich:

Der Mann, der Herr des Landes, hat hart mit uns gesprochen, hat uns dahingestellt, als kundschafteten wir das Land aus.

Wir sagten ihm: wir sind rechtliche Leute, wir waren nie Kundschafter.

Zwölf Brüder sind wir, Söhne unseres Vaters; der eine ist nicht da, und der jüngste ist heute noch bei unserem Vater im Lande Kenaan.

Der Mann, der Herr des Landes, sagte uns darauf: Daran will ich erkennen, daß ihr rechtliche Leute seid, euren einen Bruder lasset bei mir, und das, wonach es eure Häuser hungert, nehmet und gehet,

und bringet euren jüngern Bruder zu mir, so will ich wissen, daß ihr keine Kundschafter, daß ihr rechtliche Leute seid; euren Bruder werde ich euch dann geben, und das Land möget ihr bereisen.

Da war es, sie leeren ihre Säcke aus, und siehe, da hatte jeder sein Geldbündel in seinem Sacke! Sie und ihr Vater sahen die Geldbündel und fürchteten sich.

Ihr Vater Jaakob sprach aber zu ihnen: Mich habt ihr kinderlos gemacht! Josef ist nicht da, Schimeon ist nicht da, und Binjamin wollt ihr fortnehmen — über mich ist doch alles dieses ergangen!

Da sprach Reuben zu seinem Vater: Meine beiden Söhne sollst du töten, wenn ich ihn dir nicht heimbringe. Gib ihn mir in Händen, ich bringe ihn dir wieder.

Er aber sprach: Mein Sohn wird nicht mit euch hinabgehen; denn sein Bruder ist tot, er allein ist übrig, würde ihn ein Unglück auf dem Wege treffen, den ihr gehet, so würdet ihr mein greises Haupt in Kummer ins Grab bringen.

Kapitel 43

Der Hunger war aber schwer im Lande.

Da sie nun den Einkauf, den sie von Mizrajim gebracht, aufgezehrt hatten, sagte ihr Vater zu ihnen: Kehret doch wieder hin, kaufet uns etwas Nahrung.

Jehuda aber antwortete ihm: Der Mann hat uns wiederholt gewarnt, ihr sollt mein Angesicht nicht wieder sehen, wenn euer Bruder nicht mit euch ist.

Schickst du unsern Bruder mit uns, so gehen wir gerne hinab und kaufen dir Nahrung.

Schickst du aber ihn nicht mit, so lönnen wir nicht hinabgehen; denn der Mann hat uns gesagt: ihr werdet mein Angesicht nicht wieder sehen, wenn euer Bruder nicht mit euch ist.

Da sagte Jisrael: Warum habt ihr mir denn das Leid zugefügt? Dem Manne zu sagen, daß ihr noch einen Bruder habet!

Sie erwiderten: Der Mann hat wiederholt nach uns und unserer Herkunft gefragt: Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder? Da berichteten wir ihm, diesen Fragen entsprechend. Konnten wir denn wissen, er werde sagen: bringet euren Bruder herab!

Da sprach Jehuda zu Jisrael, seinem Vater: Schicke nur den Knaben mit mir, so wollen wir uns aufmachen und gehen, damit wir am Leben bleiben und nicht umkommen, sowohl wir als du und unsere Kinder.

Ich will ihn dir verbürgen, von meiner Hand sollst du ihn fordern. Wenn ich ihn dir nicht heimbringe und ihn vor dich hinstelle, so will ich dir gesündigt haben alle Tage.

Denn hätten wir uns nur nicht zögernd aufgehalten! Denn wir wären jetzt schon zweimal zurückgekehrt!

Da sprach Jisrael, ihr Vater, zu ihnen: Wenn dem so ist, was bleibt übrig! Tuet dies, nehmet von dem, dessen das Land sich rühmt, in euren Geräten und bringet dem Manne ein Geschenk: ein wenig Balsam, ein wenig Honig, Gewürze und Lotus, Pistazien und Mandeln.

Und doppeltes Geld nehmt in eure Hand, und das Geld, das obenauf in eure Beutel zurückgegeben worden, gebet mit euren Händen wieder zurück; vielleicht ist es ein Versehen.

Und euren Bruder nehmet! Machet euch auf und kehret zu dem Manne zurück!

Und Gott, der Allgenügende, gebe euch Erbarmen vor dem Manne, daß er euren anderen Bruder und Binjamin wieder fortlasse! Und ich — wenn ich denn der Kinder beraubt bin, so bin ich der Kinder beraubt.

Die Männer nahmen dieses Geschenk, auch doppeltes Geld nahmen sie mit und Binjamin. Sie brachen auf, zogen nach Mizrajim hinab und standen vor Josef.

Josef sah Binjamin bei ihnen und sprach zu dem über sein Haus Gesetzten: Bringe diese Männer ins Haus, lasse schlachten und zurichten; denn die Männer sollen mit mir zu Mittag speisen.

Der Mann tat also, wie Josef gesagt hatte, und es brachte der Mann die Männer in Josefs Haus.

Die Männer fürchteten sich, da sie in Josefs Haus gebracht wurden, und sagten: Wegen des anfangs in unsere Gepäckbeutel zurückgelegten Geldes werden wir jetzt dahin gebracht, sich auf uns zu wälzen, über uns herzufallen und uns zu Sklaven und unsere Lasttiere zu nehmen.

Da traten sie zu dem Manne, der über Josefs Haus gesetzt war, hin und sprachen mit ihm am Eingange des Hauses.

Sie sagten: O, mein Herr! Wir waren schon einmal herabgekommen, Nahrung einzukaufen,

und da war es, als wir zur Herberge gekommen waren, da öffneten wir unsere Gepäckbeutel und siehe, da lag das Geld eines jeden obenauf in seinem Gepäckbeutel, es war unser eigenes Geld in seinem Gewichte; wir haben es wieder mit hergebracht,

und anderes Geld haben wir mit herabgebracht, Nahrung einzukaufen; wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Gepäckbeutel gelegt.

Er erwiderte: Friede mit euch, fürchtet nichts! Euer Gott und der Gott eures Vaters hat euch einen verborgenen Schatz in eure Gepäckbeutel gegeben, euer Geld ist mir zugekommen; er führte auch Schimeon zu ihnen heraus.

Darauf brachte der Mann die Männer in Josefs Haus, ließ Wasser reichen, sie wuschen ihre Füße, und er ließ auch ihren Eseln Futter geben.

Sie bereiteten das Geschenk vor, bis Josef zu Mittag heimkommen würde; denn sie hatten gehört, sie sollten dort speisen.

Als Josef nach Hause kam, brachten sie ihm das Geschenk, das sie mitgebracht hatten, ins Haus und bückten sich vor ihm zur Erde.

Er fragte sie nach ihrem Wohlergehen und sagte: Ist euer alter Vater, von dem ihr gesprochen habet, wohl? Lebt er noch?

Sie antworteten: Deinem Diener, unserem Vater, ist wohl, er lebt noch, und neigten ihr Haupt und bückten sich.

Er hob seine Augen auf und sah Binjamin, seinen Bruder, den Sohn seiner Mutter, und sprach: Ist dies euer jüngerer Bruder, von dem ihr mir gesagt? Er sprach: Gott schenke dir seine Gnade, mein Sohn!

Es eilte aber Josef, — denn seine Gefühle waren zu seinem Bruder hin rege geworden, und er wollte weinen, — und er ging hinein in das Gemach und weinte dort.

Er wusch sein Angesicht, ging wieder hinaus, hielt an sich und sprach: Tragt das Essen auf!

Man setzte ihm allein vor und ihnen allein und auch den Mizrim, welche mit ihm speisten, allein; denn — es konnten die Mizrim nicht mit den Ibrim speisen, denn es war den Mizrim ein Gräuel.

Sie saßen vor ihm, der Älteste nach seinem Alter, und der Jüngere nach seiner Jugend; da staunten die Männer einer den andern an.

Er ließ nun von sich aus Teile ihnen zutragen, da war Binjamins Teil fünfmal größer als ihrer aller Teile; sie tranken und berauschten sich bei ihm.

Kapitel 44

Darauf befahl er dem über sein Haus Gesetzten: Fülle die Gepäckbeutel der Männer mit Nahrung, so viel sie nur tragen können, und lege das Geld eines jeden obenan in seinen Beutel;

meinen Becher aber, den silbernen Becher, legst du obenan in den Gepäckbeutel des jüngsten und auch sein Einkaufsgeld. Er tat nach dem Befehle Josefs, den dieser ausgesprochen hatte.

Der Morgen leuchtete und die Männer, sie und ihre Esel, waren bereits entlassen.

Sie waren eben zur Stadt hinaus, noch nicht fern, da hatte bereits Josef zu dem über sein Haus Gesetzten gesprochen: Auf, eile den Leuten nach, und erreichst du sie, so sage ihnen: Warum habt ihr Böses für Gutes vergolten?

Ists nicht gerade der, aus welchem mein Herr zu trinken pflegt, und er, er hat einen Ahnungsglauben an ihn! Ihr habt schlecht gehandelt in dem, was ihr getan!

Er erreichte sie und sprach diese Worte zu ihnen.

Sie erwiderten ihm: Warum spricht mein Herr solche Worte! Entweihung wäre es deinen Dienern, solches zu tun;

siehe, Geld, das wir obenauf in unsern Gepäckbeuteln gefunden haben, haben wir dir vom Lande Kenaan her wiedergebracht, wie sollten wir aus dem Hause deines Herrn Silber oder Gold stehlen!

Bei wem von deinen Dienern es gefunden wird, der soll sterben! Und auch wir, wir wollen meinem Herrn Sklaven bleiben.

Er erwiderte: Auch jetzt noch ist es so, wie ihr sagt. Der, bei welchem es gefunden wird, wird mir Sklave bleiben; ihr aber bleibet frei.

Schnell brachte jeder seinen Gepäckbeutel zur Erde, und jeder öffnete seinen Gepäckbeutel.

Er suchte. Bei dem Ältesten fing er an, und bei dem Jüngsten hörte er auf; da wurde der Becher in Binjamins Gepäckbeutel gefunden.

Sie zerrissen ihre Gewänder; jeder lud seinem Esel wieder auf, und sie kehrten zur Stadt zurück.

Jehuda und seine Brüder kamen in Josefs Haus, er war noch dort, und sie warfen sich vor ihm zur Erde.

Da sprach Josef zu ihnen. Was ist das für eine Tat, die ihr geübt! Wusstet ihr denn nicht, daß ein Mann wie ich Ahnungsglauben hat?

Jehuda erwiderte: Was sollen wir meinem Herrn sagen, was sprechen, womit uns rechtfertigen! Gott hat die Sünde deiner Diener heimgesucht; hier sind wir zu Sklaven meinem Herrn, wir sowohl als der, in dessen Hand der Becher gefunden worden.

Er aber sprach: Entweihung wäre mir, dieses zu tun; der Mann, in dessen Hand der Becher gefunden worden, der soll mir Sklave bleiben, ihr aber geht zum Frieden zu eurem Vater.


Die Übersetzung des Wochenabschnitts stammt von „Der Pentateuch“, übersetzt und erläutert von Samson Raphael Hirsch. Frankfurt am Main, 1867-1878. Quelle: Sefaria.

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