Im „Wort zum Schabbat“ von ahavta - Begegnungen spricht Rabbiner Daniel Katz aus New York über den Tora-Wochenabschnitt Lech Lecha (1. Mose 12–17). Zu Beginn des Gesprächs gehen wir kurz auf die Bürgermeisterwahl in New York ein, wobei die Kandidaten und ihre Positionen im Kontext der jüdischen Gemeinde diskutiert werden. Dies leitet zur Thematik von Segen und Fluch über, die im Wochenabschnitt eine zentrale Rolle spielt.
Bei ahavta - Begegnungen kannst du den Tora-Abschnitt der Woche in der Übersetzung durch Samson Raphael Hirsch lesen oder sogar als Podcast anhören:
Der Kern von Daniels Erläuterungen ist die göttliche Aufforderung an Abram: „Lech Lecha“ – wörtlich „Geh für dich“. Katz analysiert diese hebräische Wendung als einen „ethischen Dativ“, eine grammatikalische Besonderheit, die eine tiefere, persönliche Dimension vermittelt. Die Aufforderung ist mehr als ein einfacher Befehl; sie ist ein Ruf zur Selbstwerdung. Indem Abram aufgefordert wird, sein Land, seine Heimat und seine Familie zu verlassen, begibt er sich auf eine Reise, die nicht nur geografisch ist, sondern ihn zu seinem wahren Selbst führen soll. Er verlässt sein altes „Ich“, um ein neues zu finden, was später durch die Namensänderung von Abram zu Abraham symbolisiert wird.
Segen, Gehorsam und Vertrauen
Ein weiteres zentrales Thema ist der Begriff des Segens (Bracha), der in den ersten Versen viermal vorkommt. Katz betont, dass der Segen ein fundamentaler Aspekt des Judentums und der jüdischen Liturgie ist, der die Beziehung zu Gott ausdrückt. Die Verheißung an Abram, dass in ihm alle Völker der Erde gesegnet werden, stellt den universellen Aspekt seiner Berufung dar.
Abrams sofortiger Gehorsam wird als Spiegelbild von Gottes Schöpfungsakt dargestellt: So wie Gott spricht und es geschieht („Es werde Licht“), so spricht Gott zu Abram, und dieser handelt („Geh... und er ging“). Dieser Akt des Vertrauens ist die Grundlage der sich entwickelnden Beziehung zwischen Gott und Abram, die in der Bereitschaft zur Opferung Isaaks ihren Höhepunkt findet.
Universelle und partikulare Bedeutung
Daniel Katz hebt hervor, dass der Wochenabschnitt eine Wende in der Genesis markiert: von der universellen Geschichte der Schöpfung und der Sintflut hin zur partikularen Geschichte des jüdischen Volkes. Obwohl Abraham eine Schlüsselfigur für Judentum, Christentum und Islam ist, beginnt mit ihm der spezifische Weg des jüdischen Volkes. Die am Ende des Abschnitts eingeführte Beschneidung ist das Bundeszeichen, das Abraham und seine Nachkommen (einschließlich Ismael, was für den Islam von Bedeutung ist) bindet und diesen Bund manifestiert.
Zusammenfassend stellt das Gespräch die Reise Abrams als paradoxen Akt dar: Man muss sich selbst verlassen, um sich zu finden. Diese spirituelle Reise, die auf Gehorsam und Vertrauen basiert, ist nicht nur eine historische Erzählung, sondern ein zeitloses Modell für die menschliche Selbstfindung im Glauben.












