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Schabbat Wajakhel || Wir sind das Volk

Yuval Lapide: Die Israeliten wachsen zu einer „Gemeinschaft der Heiligen“ zusammen

Yuval Lapide sprach zum Wochenabschnitt Wajakhel (2. Buch Mose 35–38,20), einer nur auf den ersten Blick „langweiligen“ Parascha, die in der Auslegung ihre spirituelle Tiefe offenbart.

Bei ahavta - Begegnungen kannst du den Tora-Abschnitt in der Übersetzung durch Rabbiner Simon Bernfeld lesen oder sogar als Podcast anhören:

Der Wochenabschnitt beginnt mit dem Schabbatgebot, gefolgt von detaillierten Anweisungen zum Bau des Mischkan, der Stiftshütte, mit Materialien wie Gold, Silber, Ziegenhaar und Farbstoffen. Yuval hob hervor, dass „Wajakhel“ („er versammelte“) auf eine spirituelle Gemeinschaft (Qahal) hinweise, die zur „Communio Sanctorum“ – einer Gemeinschaft der Heiligen – zusammenwächst. Der Mischkan sei kein bloßer Bau, sondern ein Wunder in der Wüste, das Gottes Einwohnung symbolisiere. Das Schabbatgebot kontrastiere die wöchentliche Arbeit mit der Ruhe, wobei äußeres Feuer (Arbeit) unter der Woche und inneres Feuer (Spiritualität) am Schabbat entzündet werden solle.

Yuval betonte die zentrale Rolle des Herzens: Die Gaben für den Mischkan mussten freiwillig und mit Hingabe gegeben werden („jeder Herzensweise unter euch“). Dies wiederhole sich mehrfach im Text, etwa bei Bezalel, dem Künstler im „Schatten Gottes“, und Oholiab, dessen Name „mein Zelt ist Gott“ bedeutet. Beide vereinen Herz, Geist und Kunstfertigkeit. Das Volk brachte so viel, dass Mosche es stoppen musste – ein Zeichen tiefer Hingabe. Yuval sieht im Mischkan einen „Volkstempel“, der die Einheit von Gott, Volk und Tempel widerspiegele („die Wohnung wurde eins“).

Technische Details wie Teppiche, Spangen und Maße (z. B. 50 für die 5 Bücher Mose) seien spirituell aufgeladen. Frauen spielten eine Schlüsselrolle, indem sie Ziegenhaar spannen, was Feingefühl und Weisheit erfordere. Yuval verknüpfte dies mit der jüdischen Idee, dass der Tempel nicht nur Gottes, sondern auch des Volkes sei („Wir sind das Volk“), und zog Parallelen zur DDR-Revolution 1989.

Am Ende fügte ich Yuvals Auslegung neutestamentliche Perspektiven hinzu: Paulus’ Worte „Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes“ (2. Korinther 6,16) und die Vision eines Tempels aus Juden und Heiden (Epheser 2,21) wurzeln in Wajakhel. Yuval ergänzte: Der Grundsatz „Sie sollen mir ein Heiligtum bauen, damit ich unter ihnen wohne“ (Ex 25,8) zeige, dass Gott in der Gemeinschaft lebe, nicht eingeschlossen in einem Bauwerk. Der äußere Bau müsse dem inneren Bau dienen.


Die Tora-Auslegung des Rabbiners kannst du auch als Podcast hören – in der „Substack“-App oder überall, wo es Podcasts gibt – unter dem Titel „Wort zum Schabbat“.


Freitags um 14 Uhr kannst du live dabei sein, wenn ein Rabbiner oder Lehrer seine Beobachtungen zum Wochenabschnitt der Tora weitergibt. So nimmst du teil:

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