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Schabbat Korach || Aufstand in der Wüste: Wenn Führung herausgefordert wird

Rabbiner Dr. Walter Rothschild entschlüsselt den biblischen Aufstand des Korach als zeitlose Geschichte über Machtlegitimation und demokratische Kontrolle. 250 Männer stellen Moses Autorität in Frage…

Rabbiner Dr. Walter Rothschild erklärt den Wochenabschnitt Korach aus dem 4. Buch Mose, Kapitel 16–18, als eine Geschichte über einen Machtkampf und eine kleine Revolution. Korach und 250 Männer erheben sich gegen Mose und Aaron und stellen deren Autorität in Frage.

Die Herausforderung der Autorität

Rothschild interpretiert Korachs Aufstand als eine berechtigte Frage nach demokratischer Legitimation. Korach, ein Cousin von Mose aus dem Stamm Levi, fragt: „Wer hat euch so groß gemacht? Seit wann seid ihr gewählt worden? Wie lange bleibt ihr im Amt?“ Diese Fragen seien durchaus berechtigt, da Mose „aus dem Nichts gekommen“ sei und plötzlich über Leben und Tod entscheide.

Der Rabbiner zieht moderne Parallelen zu jüdischen Gemeinden, wo oft „lebenslang Parteibonzen-Systeme“ existieren und dieselben Personen jahrzehntelang in Ämtern bleiben. Er erwähnt das Beispiel von Heinz Galinski, der 41 Jahre lang Gemeindeleiter war - ein Jahr länger als Mose im Amt war.

Hierarchie und Privilegien

Korach ist bereits ein Levit und gehört zur privilegierten Priesterschaft. Mose fragt ihn: „Ist es euch zu wenig, dass der Gott Israels euch abgesondert hat von der Gemeinde Israels?“ Rothschild vergleicht dies mit modernen Gemeindekonflikten zwischen Rabbinern und Kantoren, wo jeder denkt, er sei der wichtigste.

Die göttliche Antwort

Gott reagiert dramatisch: Die Erde öffnet sich und verschlingt Korach, Datan und Aviram mit ihren Familien lebendig. Rothschild beschreibt dies als „Bunkerbuster“ und zieht aktuelle Parallelen zu militärischen Operationen. Er stellt die schwierige Frage nach kollektiver Verantwortung: Wer ist unschuldig, wenn ganze Familien betroffen sind?

Moderne Relevanz

Der Rabbiner betont, dass diese Geschichte hochaktuell sei. Die Fragen nach Legitimation, Machtmissbrauch und demokratischer Kontrolle seien zeitlos. Er kritisiert, dass in vielen Gemeinden von „meiner Gemeinde“ statt von „Gottes Gemeinde“ gesprochen wird.

Die Geschichte endet mit der Bestätigung der bestehenden Ordnung: Mose und Aaron bleiben in ihren Ämtern, aber die Gemeinde hat gelernt, dass Gott ihre Autorität stützt. Rothschild schließt mit der Bemerkung, dass Streit in Gemeinden „unsere Tradition“ sei - ein ironischer Kommentar über die menschliche Natur.

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