Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens erklärt den Wochenabschnitt „Chukkat“ (Satzung) aus dem 4. Buch Mose, Kapitel 19–22,1, und konzentriert sich dabei auf die Bedeutung der verschiedenen Kategorien von Geboten im Judentum.
Die Unterscheidung zwischen Mischpatim und Chukkim
Ahrens unterscheidet zwischen zwei Arten von Geboten: Mischpatim sind rationale Gebote, die intuitiv verständlich sind – wie „Du sollst nicht morden“ oder „Du sollst nicht stehlen“. Diese Gebote würde auch ein vernünftiger Mensch ohne religiösen Hintergrund befolgen.
Chukkim hingegen sind Satzungen, die sich nicht sofort erschließen und manchmal überhaupt nicht verstanden werden können. Das prominenteste Beispiel ist die rote Kuh (Para Aduma), die Ahrens als zentrales Thema behandelt.
Das Ritual der roten Kuh
Die rote Kuh dient der spirituellen Reinigung von Menschen, die durch Berührung mit Toten rituell unrein geworden sind. Das komplexe Ritual umfasst die Schlachtung einer makellosen roten Kuh, die Verbrennung und die Verwendung ihrer Asche mit lebendigem Wasser zur Reinigung.
Selbst König Salomon, der als einer der weisesten Menschen gilt, konnte dieses Ritual nicht erklären. Er sagte: „Ich dachte, ich würde es verstehen, aber ich sehe, dass es weit weg von mir ist“.
Die tiefere Bedeutung nach Raschi
Raschi erklärt die rote Kuh als Sühne für die Sünde des goldenen Kalbes. Er vergleicht es mit einem Sohn einer Magd, der den Palast des Königs beschmutzt hat – die Mutter muss kommen und aufräumen. So sühnt die Kuh für das Kalb.
Die Verbindung liegt im Tod: Die rituelle Unreinheit durch Tod und der geistliche Tod durch die Sünde des goldenen Kalbes, die mit Ereignissen wie der Sintflut oder der Tempelzerstörung verbunden wird.
Moderne Relevanz und Tikkun Olam
Ahrens betont, dass die rote Kuh mit der messianischen Zeit verbunden ist. Wenn der Tempel wieder aufgebaut wird, wird sie zur spirituellen Reinigung benötigt. Dies führt zum Konzept des Tikkun Olam – der Reparatur und Verbesserung der Welt.
Pflicht versus Rechte
Der Rabbiner kritisiert die moderne Fokussierung auf Rechte und persönliche Vorteile. Das Judentum betont stattdessen Pflichten und Verantwortung. Man gibt einem Armen nicht aus Mitleid, sondern weil es die Pflicht ist.
Die Geschichte von Rabbiner Amital
Ahrens erzählt von einer säkularen Frau, die religiös werden wollte. Rabbiner Amital riet ihr, drei Gebote zu wählen: eines, das sie vernünftig findet, eines, das sie nicht versteht, und eines, mit dem sie große Mühe hat. Dies repräsentiert die verschiedenen Aspekte des Glaubens - Vernunft, Vertrauen und letztendlich die Anerkennung göttlicher Autorität.
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