Im Gespräch zum Wochenabschnitt „Wajera“ aus dem 1. Buch Mose, Kapitel 18–22, erläutert Rabbiner Andrew Steiman vielfältige Aspekte des Textes und aktuelle politische Bezüge.
Bei ahavta - Begegnungen kannst du den Tora-Abschnitt der Woche in der Übersetzung durch Samson Raphael Hirsch lesen oder sogar als Podcast anhören:
Zunächst gehen wir auf die Wahl des neuen Bürgermeisters von New York, Zohran Mamdani, ein, der als klarer Israel-Gegner gilt. Andy Steiman führt aus, dass ihn erstaunlicherweise rund ein Drittel der jüdischen Wähler, vor allem liberale Juden sowie die kleine, radikal antizionistische Gruppe der Satmarer Chassiden, gewählt haben. Die Satmarer, eine Folge der Schoah, glauben, dass nur der Messias einen jüdischen Staat gründen dürfe, und pflegten in der Vergangenheit sogar Kontakte zu anti-israelischen und antisemitischen Politikern wie Arafat und Ahmadinedschad. Steiman hält Mamdani für einen Populisten, dessen wirtschaftliche Versprechen, wie kostenlose öffentliche Verkehrsmittel, nicht finanzierbar seien und letztlich zu noch höheren Lebenshaltungskosten führen würden. Er befürchtet, dass bei einem Scheitern seiner Politik Juden oder Israel als Sündenböcke herangezogen werden könnten.
Der eigentliche Wochenabschnitt beginnt mit der Erscheinung Gottes bei Abraham, der sich gerade von seiner Beschneidung erholt. Abraham sieht drei Männer, die in der jüdischen Tradition oft als Engel interpretiert werden, und unterbricht seinen Dialog mit Gott, um ihnen Gastfreundschaft zu erweisen. Dies unterstreicht die enorme Bedeutung der Gastfreundschaft im Judentum, die sogar über dem direkten Gespräch mit Gott steht. Die Rabbiner diskutieren die Mehrdeutigkeit des hebräischen Wortes „Adonai“, das sowohl „Gott“ als auch „meine Herren“ bedeuten kann, was zu unterschiedlichen Interpretationen der Szene führt. Diese Ambiguität im Urtext sei ein wichtiger Teil der jüdischen Auslegungstradition, die im Gegensatz zu modernen ideologischen Eindeutigkeiten stehe.
Ein weiterer Punkt ist die Ankündigung der Geburt Isaaks. Sarahs Lachen wird als menschliche Reaktion auf das Unfassbare gedeutet und der Name „Jizchak“ (Er wird lachen) verweist darauf. Steiman zieht eine Parallele zur Verkündigung an Maria im Neuen Testament, die ebenfalls in einem Lobgesang ihre Dankbarkeit ausdrückt und sich ihrer jüdischen Tradition und Geschichte bis zu Abraham bewusst ist. Er betont, dass das Christentum oft den Bezug zum Ersten Testament verliere und ein tieferes Verständnis der jüdischen Wurzeln notwendig sei.
Abschließend wird über das Wesen des Gebets reflektiert. Im Hebräischen ist „Lehitpallel“ (beten) ein reflexives Verb, das mehr als nur Bitten umfasst; es schließt vor allem Dankbarkeit ein. Anhand persönlicher Anekdoten verdeutlicht Steiman, dass Dankbarkeit für das, was man hat, zu einem erfüllteren Leben führt, selbst wenn Bitten nicht erhört werden. Das Gespräch schließt mit dem Gedenken an den vor 40 Jahren ermordeten Jizchak Rabin, dessen Name ebenfalls „Er wird lachen“ bedeutet, und der als Symbol für schwere, aber notwendige Entscheidungen in Erinnerung bleibt.











