Im Dialog mit Ricklef Münnich bespricht Rabbiner Andrew Steiman im „Wort zum Schabbat“ die Toraabschnitte Acharej Mot und Kedoschim besprochen, die in diesem Jahr aus 3. Mose 16–20 zusammen in den Synagogen gelesen werden.
Bei ahavta - Begegnungen kannst du die Wochenabschnitt in der Übersetzung durch Rabbiner Simon Bernfeld lesen oder sogar als Podcast anhören:
Wir beginnen unser Gespräch mit aktuellen Ereignissen, insbesondere der Wahl des neuen Papstes Leo XIV. (Robert Francis Prevost), einem Amerikaner mit peruanischen Wurzeln. Steiman äußert Hoffnung, dass der neue Papst Reformen im Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche vorantreiben könnte, da Prevost als Erzbischof von Chicago kritische Aussagen zu diesem Thema gemacht hat. Die jüdischen Organisationen gratulieren dem neuen Papst besonders schnell, was die historische Bedeutung des Papsttums für das Judentum unterstreicht.
Die Gesprächspartner diskutieren auch die historische Beziehung zwischen Judentum und Christentum, wobei sie erwähnen, dass Petrus als erster Papst jüdisch war. Sie sprechen über die volkstümliche jüdische Geschichte eines entführten jüdischen Jungen, der später Papst wurde, sowie über den bedeutsamen Satz von Papst Johannes XXIII.: „Ich bin euer Bruder Josef“, der auf die biblische Josefsgeschichte anspielt und Versöhnung symbolisiert.
Bezüglich der Toraabschnitte erklärt Steiman, dass „Acharej Mot“ (nach dem Tod) und „Kedoschim“ (Heilige) in einem kurzen jüdischen Jahr zusammen gelesen werden. Er interpretiert den Zusammenhang so: „Nach dem Tod ist zu sagen, sie sind heilig“ - eine Anspielung auf die Tradition, über Verstorbene respektvoll zu sprechen.
Ein zentrales Thema des Abschnitts „Kedoschim“ ist das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Leviticus 19,18), das direkt von Gott kommt und in der Mitte des dritten Buches Mose steht, welches wiederum in der Mitte der fünf Bücher der Tora platziert ist. Steiman betont auch die Anweisungen zum Umgang mit Fremden: „Behandelt den Fremden so, wie ihr eure Einheimischen behandelt“ und „Liebe ihn wie dich selbst“, was er als „reziproken Altruismus“ bezeichnet.
Die Gesprächspartner verbinden diese Lehren mit aktuellen politischen Themen wie Migration und dem neuen deutschen Bundeskanzler. Sie betonen, dass in einer Gesellschaft, in der Hass Raum findet, die Freiheit nicht vollkommen sein kann.
Der Rabbiner erwähnt auch, dass sie sich genau in der Mitte der 49 Tage zwischen Pessach und Schawuot befinden – eine Zeit, in der die körperliche Freiheit (Pessach) durch die geistige Freiheit (Empfang der Tora an Schawuot) vervollständigt wird. Diese Periode entspricht im Christentum der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.
Abschließend diskutieren sie den Umgang mit Hass und die Transformation negativer Gefühle. Ricklef Münnich betont, dass im Judentum und Christentum die Antwort darin liegt, an Gott „anzuhaften“ und nicht mehr dem Hass, um ihn zwar wahrzunehmen, aber nicht von ihm beherrscht zu werden.
Der Dialog endet mit der Hoffnung auf eine Welt, die nicht durch Macht, sondern durch Geist geprägt ist, wie es bei Sacharja heißt: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist.“
Die Tora-Auslegung des Rabbiners kannst du auch als Podcast hören – in der „Substack“-App oder überall, wo es Podcasts gibt – unter dem Titel „Wort zum Schabbat“.
Freitags um 14 Uhr kannst du live dabei sein, wenn ein Rabbiner oder Lehrer seine Beobachtungen zum Wochenabschnitt der Tora weitergibt. So nimmst du teil:
Über die Website ahavta.clickmeeting.com.
Nur bei einer mobile Anwendung brauchst du die Event-ID: 922-427-295
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