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Schabbat Pekudej || Das Heiligtum in der Wüste als Wendepunkt

Rabbiner Daniel Katz: „Mose vollendete das Werk“ – das verweist zurück auf die Schöpfung. Diese „Neuschöpfung“ markiert den Übergang von der Sklaverei zur Freiheit.

Rabbiner Dr. Daniel Katz erläutert den Wochenabschnitt Pekudej (2. Mose 38,21–40,38), der das zweite Buch Mose abschließt und liturgisch eng mit dem bevorstehenden Pessachfest verknüpft ist.

Bei ahavta - Begegnungen kannst du den Tora-Abschnitt in der Übersetzung durch Rabbiner Simon Bernfeld lesen oder sogar als Podcast anhören:

Pekudej bedeutet „Berechnungen“ und beschreibt die Abrechnung der Materialien für das Stiftzelt, das Heiligtum in der Wüste, sowie dessen Aufbau und Vollendung, gekrönt durch die Anwesenheit Gottes. Katz betont die Verbindung zwischen diesem Abschnitt und zentralen jüdischen Themen wie Schöpfung, Befreiung und Identität.

Der Abschnitt beginnt mit der detaillierten Auflistung der für das Heiligtum verwendeten Ressourcen (2. Mose 38,21), organisiert auf Geheiß Moses durch die Leviten unter Itamar, Aarons Sohn. Das hebräische Wort Pikudei (Berechnungen) und das Verb pukad (vorgenommen werden) teilen eine Wurzel, die sprachlich und theologisch bedeutsam ist. Katz vergleicht dies mit Genesis 21,1, wo Gott Sarah „bedachte“ (pakad), was zur Geburt Isaaks führte – ein Schlüsselmoment der jüdischen Geschichte. Diese Verbindung zeigt, wie Pekudej die Schöpfung und die Entstehung des Judentums als Volk spiegelt.

Ein zentraler Punkt ist die Vollendung des Heiligtums (2. Mose 40,33), beschrieben mit „Moses vollendete das Werk“ (wajchal Mosche et-hamelacha). Dieses Echo auf die Schöpfungswoche (1. Mose 2,1–2: „Die Himmel und die Erde wurden vollendet“) verknüpft die Errichtung des Heiligtums mit der Weltschöpfung. Katz sieht hierin eine Parallele: Wie Gott die Welt schuf, so schufen die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten eine neue Identität, symbolisiert durch das Heiligtum. Diese „Neuschöpfung“ markiert den Übergang von der Sklaverei zur Freiheit, ein Kernmotiv von Pessach.

Pessach, eines der drei Pilgerfeste (Schalosch Regalim), feiert den Auszug aus Ägypten und fällt in den Monat Nisan (biblisch Aviv), der als erster Monat gilt, während Rosch Haschana im siebten Monat Tischri das Jahr eröffnet. Diese Zweiteilung des Kalenders spiegelt sich theologisch: Pessach als Neugeburt des Volkes, Rosch Haschana als Weltschöpfung. Beide Ereignisse sind Höhepunkte jüdischer Liturgie. Katz hebt hervor, dass der aktuelle Schabbat, Schabbat HaChodesh, den Beginn von Nisan und die Vorbereitung auf Pessach markiert, inklusive Sonderlesungen über das Pessachopfer, Mazza (ungesäuertes Brot) und Maror (bittere Kräuter) – Symbole für Eile, Opfer und Leid der Sklaverei.

Das Heiligtum, dessen Bau in Pekudej abgeschlossen wird, war ein Vorläufer des späteren Tempels in Jerusalem und diente als Fokus der neuen, befreiten Identität der Israeliten. Nach 400 Jahren Sklaverei schuf der Auszug eine nationale Einheit, die über Stammesgrenzen hinausging. Die 40 Jahre in der Wüste bis zum Einzug ins Land Israel (ohne Moses) unterstreichen diesen Wandel: Die Sklavengeneration starb aus, eine freie Generation entstand.

Katz schließt mit der Idee, dass Schöpfung und Befreiung zusammenhängen. Das Heiligtum als Zentrum der Schöpfung (später mit dem Grundstein Even Shtiya im Tempel verbunden) zeigt: Die Schöpfung ist erst mit der Befreiung vollendet – ein Prozess, der an Pessach beginnt und in die Zukunft weist. So ist Pekudej ein Wendepunkt, der Vergangenheit (Ägypten) hinter sich lässt und die Identität des Volkes neu definiert.


Die Tora-Auslegung des Rabbiners kannst du auch als Podcast hören – in der „Substack“-App oder überall, wo es Podcasts gibt – unter dem Titel „Wort zum Schabbat“.


Freitags um 14 Uhr kannst du live dabei sein, wenn ein Rabbiner oder Lehrer seine Beobachtungen zum Wochenabschnitt der Tora weitergibt. So nimmst du teil: