In dieser besonderen Folge des „Wort zum Schabbat“ – die fortlaufende Lesung der Tora ist unterbrochen – spreche ich mit Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens über den 7. Tag von Pessach und die tiefen Verbindungen sowie Herausforderungen im christlich-jüdischen Dialog. Das Gespräch, das vor Karfreitag aufgezeichnet wurde, reflektiert die historische Belastung dieses Tages, an dem über Jahrhunderte Pogrome gegen jüdische Gemeinden stattfanden, und beleuchtet die Bedeutung von Pessach in Zeiten aktueller Krisen.
Christlich-jüdische Geschichte und Karfreitag
Zu Beginn erinnere ich an die problematische Geschichte des Karfreitags, an dem antisemitische Vorwürfe gegen Juden oft zu Gewalt führten. Ahrens bestätigt, dass diese Ereignisse im kollektiven Gedächtnis jüdischer Gemeinden, besonders in der aschkenasischen Tradition, präsent sind. Das Jiskor-Gebet am 8. Tag von Pessach erinnert an verstorbene Gemeindemitglieder und Märtyrer, etwa aus der Zeit der Kreuzzüge. Im Gegensatz dazu entwickelte sich diese Tradition im sephardischen Judentum, in muslimischen Ländern, nicht, da dort solche Ausschreitungen seltener waren. Ich weise darauf hin, dass die christliche Liturgie am Karfreitag die gemeinsame Geschichte noch nicht ausreichend reflektiert, was den Dialog nicht realisiert.
Pessach: Symbolik der Freiheit und Bitternis
Der Rabbiner erläutert die ambivalente Symbolik des Pessach-Festes, das Freude und Leid vereint. Der Sederteller spiegelt dies wider: Bitterkräuter (Maror) stehen für die Sklaverei, geben aber dem Pessach-Lamm Geschmack; Mazza ist sowohl das „Brot der Armut“ als auch der Freiheit. Rotwein symbolisiert Erlösung, aber auch das Blut der Opfer. Besonders der 7. Tag von Pessach, an dem die Tora-Parascha Beschallach gelesen wird, erinnert an den Auszug aus Ägypten und die Vernichtung der ägyptischen Armee im Schilfmeer. Ahrens zieht Parallelen zur Gegenwart, insbesondere zum 7. Oktober 2023, und kritisiert die fanatische Ideologie der Hamas, die er mit dem Götzendienst des Pharao vergleicht. Pessach vermittle Hoffnung auf göttliche Gerechtigkeit und Freiheit für alle.
Dialog und aktuelle Herausforderungen
Beide betonen wir die Fortschritte im christlich-jüdischen Dialog, aber auch die Rückschläge, besonders in Krisenzeiten. Ahrens sieht in schwierigen Momenten eine Chance, wahre Verbündete zu erkennen. Er verweist auf die Haggada, die Solidarität und die Einladung an alle Bedürftigen betont („Wer in Not ist, soll kommen“). Die Geschichte der vier Rabbiner in Bnei Brak, die den Auszug aus Ägypten als Code für den Aufstand gegen die Römer nutzten, zeigt die Verbindung von Spiritualität und politischem Handeln. Ahrens betont die Bedeutung der jüdischen Souveränität in Israel als „ersten Spross der Erlösung“ und die Verantwortung, ein moralisches Vorbild zu sein.
Hoffnung auf Erlösung
Das Gespräch endet mit einer gemeinsamen Vision: Sowohl Judentum als auch Christentum warten auf die endgültige Erlösung, die von Jerusalem ausgehen wird. Der Rabbiner ruft dazu auf, aktiv an einem respektvollen Miteinander zu arbeiten. Wir schließen mit dem Wunsch: „Nächstes Jahr in Jerusalem.“
Die Tora-Auslegung des Rabbiners kannst du auch als Podcast hören – in der „Substack“-App oder überall, wo es Podcasts gibt – unter dem Titel „Wort zum Schabbat“.
Freitags um 14 Uhr kannst du live dabei sein, wenn ein Rabbiner oder Lehrer seine Beobachtungen zum Wochenabschnitt der Tora weitergibt. So nimmst du teil:
Über die Website ahavta.clickmeeting.com.
Nur bei einer mobile Anwendung brauchst du die Event-ID: 922-427-295
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