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Schabbat Teruma || We will dance again

Rabbiner Andrew Steiman: „Humor und Hoffnung sind Teil jüdischer Resilienz“

In schwierigen Zeiten stehen wir an einem kalendarischen Wendepunkt: Der Februar wechselt in den März, und im jüdischen Kalender beginnt der Monat Adar. Gelesen wird dazu in den Synagogen der Wochenabschnitt Teruma („Hebopfer“) in 2. Mose 25–27,19. Dazu im Gespräch bin ich mit Rabbiner Andrew Steiman in Frankfurt.

Bei ahavta - Begegnungen kannst du den Tora-Abschnitt in der Übersetzung durch Rabbiner Simon Bernfeld lesen oder sogar als Podcast anhören:

Mit Adar, dem Monat von Purim, vermehrt sich die Freude, was besonders in schweren Zeiten wichtig ist. Purim, das in zwei Wochen bei Vollmond gefeiert wird, ist die Geschichte einer wundersamen Rettung, erzählt im Buch Ester, wo Gottes Name nicht erwähnt wird, doch Seine Gegenwart spürbar ist. Humor wird als notwendig gesehen – für das Zusammenleben mit Gott und untereinander. Gerade nach dem 7. Oktober 2023, als nicht-fromme Juden bei Simchat Tora tanzen wollten und stattdessen Tod und Hass erlebten, bleibt die Botschaft: We will dance again. Humor und Hoffnung sind Teil jüdischer Resilienz.

Das Gespräch thematisiert auch den Unterschied zwischen Optimismus und Hoffnung. Hoffnung ist aktiv und gemeinschaftlich, wie Rabbiner Jonathan Sacks sagte, während Optimismus eine individuelle Gabe ist. Steiman erzählt von seinem pessimistischen Vater, einem Holocaust-Überlebenden, dessen Haltung ihn rettete, im Gegensatz zu optimistischen Verwandten, die nicht überlebten. Hoffnung wird als Geschenk betrachtet, das man durch Gemeinschaft und Tora erhält, etwa durch die Befreiungsgeschichte aus Ägypten. Israels Nationalhymne "Hatikwa" (Hoffnung) wird als Beispiel genannt: Sie gibt Kraft, etwa im jüdisch-christlichen Altenheim, in dem Andy tätig ist, wo Menschen sie mitsingen.

Der Wochenabschnitt Teruma behandelt das Hebeopfer für das Stiftzelt, einen Mikrokosmos des Universums, wie Sacks und Nechama Leibowitz erklären. Detaillierte Bauanweisungen symbolisieren die Architektur der Heiligkeit, die Menschen Struktur gibt. Steiman sieht darin einen Trost: Selbst in schweren Zeiten, wie dem Tod der Bibas-Kinder, bleibt Hoffnung durch den Glauben an die Auferstehung – ein Band zwischen Judentum und Christentum. Das Stiftzelt als Provisorium spiegelt das menschliche Leben wider: ein kleiner Tempel im großen Kosmos.

Persönliche Anekdoten, wie Steimans Erlebnisse in Kibbuzim oder die Diskriminierung seiner Tochter in Deutschland, zeigen, wie Humor und Gemeinschaft tragen. Teruma fordert Beiträge von allen, ohne die Würde zu mindern, darin ähnlich freiwilliger Gaben. Das Gespräch endet mit dem Wunsch nach einem freudigen Adar und einem gesegneten Ramadan – ein Zeichen der Verbundenheit trotz Herausforderungen.


Die Tora-Auslegung des Rabbiners kannst du auch als Podcast hören – in der „Substack“-App oder überall, wo es Podcasts gibt – unter dem Titel „Wort zum Schabbat“.


Freitags um 14 Uhr kannst du live dabei sein, wenn ein Rabbiner oder Lehrer seine Beobachtungen zum Wochenabschnitt der Tora weitergibt. So nimmst du teil:

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